Grundsteuer-Hebesätze: Stärkste Erhöhung seit zehn Jahren
Laut der jährlichen Realsteuer-Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) in Kommunen mit mehr als 20.000 Einwohnern steigt 2024 der durchschnittliche gewogene Hebesatz der Grundsteuer B gegenüber 2023 kräftig von 554 Prozent um 14 Prozentpunkte auf 568 Prozent. Das sei die größte Erhöhung seit zehn Jahren.
Die Hebesätze sind neben dem Grundstückswert einer der Hauptfaktoren für die Berechnung der Grundsteuer. Die wird auf bebaute und bebaubare Grundstücke erhoben und von den Immobilieneigentümern bezahlt oder auf die Mieter umgelegt. Die Standortunterschiede sind zum Teil erheblich. Viele Regionen – vor allem in Nordrhein-Westfalen – gehören seit Jahren zu den Spitzenreitern bei der kommunalen Steuerbelastung.
Hebesätze steigen: Vorzeichen der Grundsteuer 2025
Für die höhere Dynamik sind nach Ausführungen der DIHK drei Faktoren verantwortlich:
- Erstens agiert die kommunale Finanzaufsicht vieler Bundesländer sehr aktiv bei der Genehmigung von kommunalen Haushalten und fordert die Gemeinden konsequent auf, Deckungslücken durch Mehreinnahmen zu schließen. In Jahren mit einer hohen Ausgabendynamik führt das zwangsläufig zu stärkeren Hebesatzerhöhungen als in Jahren mit nur moderaten Ausgabenzuwächsen.
- Zweitens führen Änderungen in den kommunalen Finanzausgleichssystemen, vor allem die Anhebung des sogenannten Nivellierungshebesatzes, zu nachholenden Erhöhungen bei den Kommunen, die bisher unter diesem Hebesatz liegen.
- Drittens geht es jetzt um die Sicherung des Aufkommens vor dem Hintergrund der neuen Bemessungsgrundlage für die Grundsteuer mit Wirkung ab 2025.
Dabei fällt der Umfrage zufolge die Spannbreite der Erhöhungen in den insgesamt 160 Kommunen (Vorjahr: 103), die den Hebesatz der Grundsteuer B angehoben haben, sehr groß aus: 66 Gemeinden haben den Hebesatz zwischen vier und 49 Punkten angehoben, 59 Gemeinden jeweils zwischen 50 und 100 Punkten, 20 Gemeinden zwischen 100 und 200 Punkten und 16 Gemeinden sogar um mehr als 200 Prozentpunkte.
Hebesätze: Spitzenwerte beim Anstieg
Absoluter Spitzenwert ist laut DIHK-Umfrage die Erhöhung um jeweils 410 Prozentpunkte in den nordrheinwestfälischen Kommunen Niederkassel (auf 1.100 Prozent) und Rheinberg (auf 920 Prozent), gefolgt von Eschweiler mit einem Plus von 375 Punkten (auf 895 Prozent), Xanten mit einem Plus von 345 Punkten (auf 995 Prozent) sowie Darmstadt (Hessen) mit einem Anstieg um 340 Punkte auf 875 Prozent.
Unter den Flächenländern bleibt der Hebesatz 2024 der Grundsteuer B nur in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen unverändert. Besonders stark steigen die Hebesätze in Niedersachsen (plus 31 Punkte im Landesdurchschnitt), Hessen (plus 26 Punkte) und Rheinland-Pfalz (plus 23 Punkte). Oberhalb des Bundesschnitts von 568 Prozent liegen sie bei den Flächenländern Nordrhein-Westfalen, Hessen und Sachsen. Nordrhein-Westfalen bleibt mit der abermaligen Zunahme des durchschnittlichen gewogenen Hebesatzes auf 632 Prozent unter den Flächenländern Spitze.
Grundsteuer: Hebesatz von 800 Prozent in 46 Städten
Mittlerweile haben 46 Städte (Vorjahr 25) mit mehr als 20.000 Einwohnern einen Grundsteuer B-Hebesatz von 800 Prozent und darüber, heißt es in der Umfrage. Das sind unter anderem Niederkassel (1.100 Prozent), Xanten (995 Prozent), Alfter (995 Prozent), Riedstadt (985 Prozent) und Gladbeck (950 Prozent).
Nur noch drei Gemeinden haben in diesem Jahr den Hebesatz der Grundsteuer B gesenkt: Herne (Nordrhein-Westfalen) um 60 Prozentpunkte, Magdeburg (Sachsen-Anhalt) um fünf Prozentpunkte) und Büren (Nordrhein-Westfalen) um einen Punkt. Den niedrigsten Hebesatz weist seit vielen Jahren Ingelheim mit 80 Prozent aus.
Bei der Realsteuer-Hebesatzumfrage ermittelt die DIHK neben den Hebensätzen für die Grundsteuer B auch die Hebesätze für die Gewerbesteuer.
Zehn-Jahres-Reihe Realsteuer-Hebesätze (PDF)
Realsteuer-Hebesätze 2024 nach Bundesländern (Überblick interaktiv)
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