"Einige Firmen werden kämpfen müssen"
Frau Thon, wenn man heute von Ökologie oder ESG insgesamt spricht, heißt es immer, die Haltung müsse sich ändern, wir müssen den Mindshift schaffen. Wie gelingt sowas innerhalb einer Firma?
Madeleine Thon: Spannend wird es immer, wenn man sich ganz aktiv mit den Themen auseinandersetzt und die auch diskutiert. Ich erinnere mich an eine sehr emotionale Diskussion, die wir in einem Projektteam hatten (…). Da haben wir uns die Frage gestellt, was Nachhaltigkeit denn eigentlich für uns heißt. Wir haben das an einem ganz konkreten Beispiel gemacht und uns gefragt "Okay, was ist jetzt eigentlich nachhaltiger? Ein Holz oder ein Kunststofffenster?"
Es gibt da keine allgemeingültige Antwort. Wenn man sich die verschiedenen Parameter anschaut, die Nachhaltigkeit beinhaltet, kann man zum einen betrachten, was CO2-intensiver ist, oder sich fragen, wo man weniger CO2 emittieren kann. Auf der anderen Seite gibt es da eben auch Themen wie Rückbaubarkeit und so weiter. (…)
Mit dem Voranschreiten des Projektes und mit der Vertiefung der Themen wurde es dann immer spannender. Wir haben uns dann irgendwann nicht mehr die Frage gestellt, ob wir was an unserer bisherigen Tätigkeit ändern müssen aufgrund der Nachhaltigkeit, sondern eher gefragt, wie wir es ändern. (…)
Wohnentwicklermarkt: Manche müssen bangen
Herr Crepulja, sprechen wir über den Wohnungsmarkt. Sie haben seit zwei Jahren nun wieder erste Projektakquisitionen in Frankfurt und Düsseldorf vorgenommen. Springt der Wohnungsentwicklungsmarkt wieder an?
Kruno Crepulja: Ja, was wir in den vergangenen Wochen klar feststellen konnten, ist eine Stabilisierung der Preise. Wir sehen auch, dass sukzessive wieder mehr Nachfrage nach dem Produkt herrscht.
In Summe haben wir ein sehr differenziertes Bild: Grundsätzlich ist die Nachfrage nach Wohnraum ungebrochen hoch, und die wird sich sicherlich weiter verstärken, weil die Bauaktivitäten in letzter Zeit deutlich zurückgegangen und auch die Genehmigungszahlen deutlich abgeschwungen sind. Das heißt, der Druck im Mietmarkt wird weiter steigen.
Auf der anderen Seite haben wir durch den starken Anstieg der Zinsen einen massiven Hals im Bereich des Transaktionsmarktes. Wir haben auch klare Preisabschläge und die ersten Insolvenzen gesehen. Wir haben gesehen, dass weitere Unternehmen unter Druck geraten werden.
Auf der einen Seite also erste positive Anzeichen, auf der anderen Seite aber auch eine Phase, wo noch viel verarbeitet werden muss und sicherlich auch noch einige Firmen kämpfen werden oder kämpfen müssen und vielleicht der ein oder andere es nicht schaffen wird (…).
"Profitabel bauen, wenn man alle Register zieht"
Sie haben ein Tochterunternehmen namens Nyoo. Das verbindet, um für kleines Geld zu wohnen, standardisierte und digitalisierte Planung mit serieller Bauweise. Bis zum Jahr 2030 haben Sie sich vorgenommen, mindestens 50 Prozent der Wohneinheiten sozial gefördert oder preisgedämpft zu realisieren. Sie sind börsennotiert – steigert das Ihre Rendite?
Crepulja: Unser Ziel ist, das in Einklang zu bringen. Wir sind überzeugt davon, dass man leistbares Wohnen durchaus auch profitabel bauen kann, wenn man alle Register zieht und skalierbar Effizienzen steigert. Ich denke auch, dass das dazu führt, dass alle Stakeholder in eine Win-win-win-Situation kommen. Unser Ziel ist auf der einen Seite, leistbaren Wohnraum für die Mieter zu schaffen, auf der anderen Seite auch für die Investoren eine adäquate Rendite.
Wir wollen natürlich als Unternehmen auch Geld verdienen. Bisher haben wir in unseren Projekten mit der Nyoo hier keinen Widerspruch gesehen, sondern es funktioniert und wir wollen das weiter ausbauen.
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