Herr Dr. Westphal, wie ist die Crem Solutions-Haltung zu diesen Extremen?
Dr. Westphal: Ich bin sicher, auch in Zukunft werden Wohnungen von Wohnungsunternehmen verwaltet. Jedoch werden Unternehmen, die sich der Digitalisierung bis dahin vollkommen verweigert haben, weder für Mieter noch für Arbeitnehmer interessant sein. Mietern bieten sie kein attraktives Angebot und Arbeitnehmer haben heute schon sehr hohe Anforderungen an den eigenen Arbeitsplatz. Die Unternehmen hätten also überhaupt keine Existenzgrundlage mehr. Man sollte bei der Digitalisierung so weit gehen, wie es erforderlich ist, aber auch nicht jeden Hype mitmachen.
Gerritsen: Ja, viele von diesen neuen Hypes werden immer Hypes bleiben: Doch mit dem Smartphone werde ich bald – wie heute bereits in den USA – mein Hotelzimmer oder meine Wohnungstür öffnen. Das wird auch in Deutschland kommen. Es wird viel Digitalisierung geben – auch im Wohnungsbereich.
Haupthebel für Wertschöpfung
Was sind Ihre Haupthebel für Wertschöpfung – bei sich und beim Kunden?
Dr. Westphal: Der Einstieg ist immer das Thema Digitalisierung. Denn Digitalisierung macht Dinge einfacher. Sie zwingt uns und die Unternehmen, alle Prozesse – und nicht nur die unwirtschaftlichen – zu hinterfragen und zu verbessern. So werden die Unternehmen effektiver und sparen Kosten ein. Wir als ERP-Hersteller helfen den Unternehmen dabei. Viele Prozesse im Verwalteralltag sind es wert, besprochen zu werden.
Gerritsen: Und Digitalisierung hat so viele verschiedene Ebenen – Roboter, Dienstleistungen etc.! Insbesondere in einer Welt, wo 33 Prozent der Immobilien weltweit noch in Excel verwaltet werden...
Woher stammt diese Zahl?
Gerritsen: Von KPMG Luxemburg.
Schulmann: Diese Zahlen können wir auch auf den deutschen Markt beziehen. Dabei gilt: Umso kleiner ich werde, desto größer ist die Excelquote. Jenseits von 1.000 verwalteten Wohneinheiten gibt es nur ganz wenige, die noch so arbeiten.
Dr. Westphal: Das ist nicht nur Excel. Eine Studie von vor einigen Jahren ergab, dass 33 Prozent der Property Manager in Deutschland noch nicht mit professionellen Systemen arbeiten. Das ist mal Excel, mal sind es eigene Lösungen, etwa auf Basis von Microsoft Access. Und diese Lösungen funktionieren gut – bis heute. Jetzt müssen die Unternehmen auf einmal anders arbeiten, Prozesse umdenken, neu gestalten – und da kommt das Problem: Häufig sind die Leute, die die Anwendung vor vielen Jahren erstellt haben, nicht mehr verfügbar, Änderungen an der Software: unmöglich. Das ist ein Problem für die Unternehmen, gleichzeitig ein schönes Potenzial für die ERP-Hersteller.