Vollständig energieautarkes Gebäude? Nur im Neubau!
Herr Schöberl, welche Gebäude können hoch mit einem vertretbaren Aufwand saniert werden, wann ist ein Neubau besser?
Sebastian Schöberl: Diese Frage lässt sich leider nicht pauschal beantworten. Hier gibt es neben den bekannten Zertifizierungsmodellen wie DGNB, LEED oder BREEAM noch den CREE-Pfad oder Klassifizierungen der Energiefestlegungen Bundesgebäude. Ein vollständig energieautarkes Gebäude ist nach unseren Erfahrungen im Bestand so gut wie nie erreichbar. Wenn dies das Ziel ist, muss in der Regel ein Neubau angestrebt werden. Dennoch kann die Energiebilanz insbesondere von Altbauten mit entsprechendem Aufwand deutlich verbessert werden. Nach einer Studie des Wuppertal Instituts ist eine energetische Sanierung aus reiner CO2-Sicht fast immer besser. Denn bei Neubauten machen die Baustoffe 50 Prozent der Emissionen aus.
"Den größten Hebel hat die Art der Heizungsanlage"
Welche Erkenntnisse gibt es dazu, auch im Hinblick auf langfristige Einsparungen?
In aktuell laufenden Projekten streben wir teilweise eine Reduzierung des Energiebedarfes um 70 Prozent im Vergleich zum Bestand an.
Kann man eine Bilanz aufstellen, in welchem Verhältnis die Dämmung zur neuen Heiztechnik steht?
Ja, im Rahmen der Analyse der notwendigen Maßnahmen arbeiten wir regelmäßig mit der Bilanzierung durch einen Bauphysiker. Den größten Hebel hat meist die Art der Heizungsanlage. Danach folgen die Abdichtung und Dämmung der Außenhaut. In Kombination führen beide Maßnahmen meist zu einer Einsparung von mehr als 50 Prozent.
Gibt es Anfangsinvestitionen, die später die Betriebskosten deutlich senken können?
Betriebskosten: Vorteil durch höhere Miete ausgleichen
Alle Maßnahmen führen erstmal zu einer Reduzierung der Betriebskosten. Inwieweit der wirtschaftliche Erstaufwand in Relation zu den Ersparnissen steht, muss im Einzelfall analysiert werden. Er ist bei Umstellung der Beleuchtung, einer Ertüchtigung beziehungsweise Anpassung der Gebäudeleittechnik und PV-Systemen insbesondere bei einem Verbrauch im Objekt meist sehr schnell erreicht.
Wer zahlt letztendlich? Oder: Was ist den Mietern und Nutzern zumutbar, was eher nicht?
Die Erreichung von bestimmen Klimazielen wird bei den meisten unserer Mieter oder Nutzer mittlerweile bei Neuanmietungen vorausgesetzt und gefordert. Unserer Erfahrung nach beteiligen sich Mieter selten direkt an den Investitionen, sondern gleichen den Betriebskostenvorteil durch eine höhere Miete aus.
Das Interview ist Teil des Titel-Beitrags "Wird das grün oder kann das weg?" aus der aktuellen "Immobilienwirtschaft". Lesen Sie den kompletten Beitrag in der Ausgabe 03/2024.
Das könnte Sie auch interessieren:
-
Wie teuer wird die Grundsteuer 2025 für Eigentümer?
5.180
-
Verbesserte Sonder-AfA für Neubau von Mietwohnungen
3.9176
-
Hydraulischer Abgleich: Neue Fristen für Vermieter
3.863
-
Mindesttemperatur: Was Vermieter rechtlich beachten müssen
3.434
-
Mehrfamilienhaus: Videoüberwachung – das ist erlaubt
2.856
-
Die degressive AfA für den Wohnungsbau kommt
2.411
-
CO2-Abgabe soll stärker steigen: Was auf Vermieter zukommt
1.9897
-
CO2-Preis: Klimageld soll 2025 als Ausgleich gezahlt werden
1.545
-
Was darf in die Garage und was nicht? Wo Bußgelder drohen
1.536
-
Energetische Sanierung: Steuerliche Förderung angepasst
1.338
-
Bauförderung soll trotz Haushaltskrise weiterlaufen
20.11.2024
-
Was bleibt vom Deutschen Immobilienpreis?
19.11.2024
-
Deutscher Immobilienpreis 2024: Das sind die Sieger
19.11.2024
-
"Das ist der Ball auf dem Elfmeterpunkt – ohne Torwart"
15.11.2024
-
Weitere Klage gegen neue Grundsteuer gescheitert
15.11.20241
-
Wirtschaftsweise schlagen Abschaffung der Mietpreisbremse vor
14.11.2024
-
Asbest-Erkundungspflicht für Gebäudeeigentümer vom Tisch
14.11.20241
-
CSRD-Berichtspflicht: EU haut Deutschland auf die Finger
13.11.2024
-
Die innovativsten Sieben der Immobilienwirtschaft
13.11.2024
-
Das sind die neuen Immobilienweisen
12.11.2024