Statt Blumen: Zum Frauentag braucht es mehr Male Allies
Der 8. März ist da – Weltfrauentag! Auch dieses Jahr werden sich so richtig uneingeschränkt nur die Floristen freuen können. Die vielen nett formulierten Glückwünsche von Unternehmen und die Female-Empowerment-Botschaften, die heute die Social-Media-Kanäle fluten, haben an der Benachteiligung von Frauen wenig geändert:
Laut Statistischem Bundesamt bekommen Frauen in Deutschland 18 Prozent weniger Gehalt, beziehen – sofern sie keine Hinterbliebenen-Rente erhalten – 43 Prozent weniger Rente und sind mit einem Anteil von 28,9 Prozent in den Führungspositionen, also dort, wo in Unternehmen gestaltet und entschieden wird, noch immer unterrepräsentiert.
Frauen in der Immobilienwirtschaft: Zwiegespalten
In der Immobilienwirtschaft ist die Situation so: Auch wenn heute kaum ein Unternehmen mehr auf die Idee käme, den Mitarbeiterinnen zum Frauentag mit einem Foto einer nur mit Männern besetzten Geschäftsführung zu gratulieren, wirklich viel getan hat sich in der Branche noch nicht. In knapp 67.000 Immobilienunternehmen ist nur jede zehnte Position im Topmanagement und jede fünfte Leitungsfunktion mit einer Frau besetzt.
Frauen verdienen auch hier weniger als die männlichen Kollegen und stoßen in der beruflichen Entwicklung an die viel zitierte gläserne Decke. Der Fachkräftemangel, der Generationenwandel und das "Social" im ESG, das die Repräsentanz von Frauen in Führungsgremien, Diversität & Inklusion, Chancengleichheit und gleiche Bezahlung in Unternehmen einschließt, haben daran etwas geändert. Die Bretter sind aber noch immer dick.
Wirklich Tempo in puncto Gleichstellung wird erst aufkommen, wenn es nicht mehr nur Frauen sind, die am Frauentag – und an den anderen 364 Tagen im Jahr – laut werden. Der Game-Changer sind die Männer! Männer, die sich als Male Allies (männliche Verbündete) für das Thema Frauen in Führung und Gleichberechtigung einsetzen, als Väter, Partner, Kollegen, Führungskräfte.
Erst wenn Männer Frauen nicht nur fördern, sondern auch befördern, und zwar nicht als schnelle Lösung für den Quoten-Druck, sondern weil sie verstehen, dass vielfältige Perspektiven zu besseren Entscheidungen führen, wenn sie Frauen in ihre beruflichen Netzwerke aufnehmen und zu Hause genauso mitziehen bei Kinderbetreuung, Haushalt & Co. geht es voran. Und wenn sie mehr darüber sprechen, wie sie selbst eigentlich arbeiten und leben wollen, abseits tradierter Rollenbilder und Geschlechterstereotype. Viele Männer wollen mehr Zeit mit der Familie, aktive Väter sein und mehr als zwei Monate Elternzeit nehmen, ohne befürchten zu müssen, als "Weichei" belächelt zu werden.
Kommunikation und Mut: Schlüssel für gendergerechte Arbeitswelten
Die Bezeichnung Weltfrauentag strebt letztlich eine umfassende Gleichberechtigung der Geschlechter an, die dann erreicht wird, wenn Männer aktiv als Unterstützer auftreten und sich für die Förderung von Frauen in sämtlichen Lebensbereichen einsetzen. Was es dazu braucht? Mehr miteinander reden. Und zwar von beiden Seiten.
Unternehmen tun gut daran, den Beschäftigten, Männern wie Frauen, die Möglichkeit zu geben, zum Beispiel in Workshops, Team-Events oder Führungskräfte-Veranstaltungen, gemeinsam über Themen wie Vereinbarkeit von Beruf und Familie, gute Führung und Diversität & Inklusion zu sprechen – und direkt Ideen und Vorschläge zu erarbeiten, wie es besser für alle gehen kann. Ein paar Tipps aus der Praxis: Männliche Vorbilder sichtbar machen. Etwa eine männliche Führungskraft in Teilzeit, Führungstandems, bezahlten Vaterschaftsurlaub oder firmenübergreifende Regelungen wie meetingfreie Zeiten von 16 bis 20 Uhr einführen.
Aufseiten der Männer braucht es für diese Veränderung oft nur etwas mehr Mut. Dr.-Ing. Stefan Woltering, Geschäftsführer der Zech International Holding und Teilnehmer der Male-Ally-Kampagne von Frauen !n Führung (F!F), bringt es auf den Punkt: "Ich glaube, dass beim Thema Vielfalt und Frauen in Führung bereits viele Männer an Bord sind, die meisten derzeit jedoch nicht rudern."
Ganz in diesem Sinne wünsche ich mir zum Frauentag mehr mutige Männer, die mitrudern. Die in die erste Reihe gehen und sich positionieren. Und die sich trauen, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse anzusprechen, im Kreise der Kollegen und Kolleginnen und gegenüber dem Chef und der Chefin.
"Frauen in Führung" initiiert Male-Ally-Kampagne Die Initiative der deutschen Immobilienwirtschaft für mehr Frauen in Führungspositionen e. V. (F!F) hat eine Kampagne für eine offene und inklusive Bau- und Immobilienbranche initiiert. Das Werbemotiv zeigt 40 Männer aus der Immobilienwirtschaft, die sich für mehr Frauen in Führung, Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie das Aufbrechen von Geschlechterklischees und alten Rollenbildern einsetzen. Weitere Informationen:
frauen-in-fuehrung.info/male-ally/ |
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