Digitales Lernen soll wirksam sein

Künstliche Intelligenz (KI), Skills-Plattformen, Simulationen – digitales Corporate Learning ist so vielfältig wie noch nie. Gleichzeitig prägt die anhaltend schwierige Wirtschaftslage den Markt für digitales Lernen und Lernsysteme. Das zeigen die beiden aktuellen "9-Grid"-Marktanalysen von Fosway zu Learning Systems und Digital Learning. Insgesamt fünf deutsche Anbieter haben es in die Marktanalysen, die einen Überblick über den europäischen Markt bieten, geschafft.
Wirkung digitalen Lernens wichtiger als Technik
Digitale Lernlösungen müssen demnach 2025 vor allem eines leisten: Wirkung entfalten. Unternehmen suchen nicht mehr nur nach Tools oder Inhalten – sie wollen Plattformen, Formate und Services, die zur eigenen Lernkultur passen, Kompetenzen entwickeln und einen klaren Businessnutzen belegen. Künstliche Intelligenz spielt dabei eine immer wichtigere Rolle, aber nicht als Selbstzweck. Entscheidend ist, ob sie die Lern- und Arbeitsrealität der Nutzerinnen und Nutzer sinnvoll ergänzt und skaliert.
Digitales Lernen: Märkte unter Druck
Sowohl für Learning Systems als auch für Digital Learning gilt: Die angespannte wirtschaftliche Lage prägt weiterhin das Marktgeschehen. So sind in beiden Segmenten verhaltene Wachstumsraten, zurückhaltende Investitionsentscheidungen und der Ruf nach Effizienzgewinnen zu beobachten. Neue Projekte entstehen seltener, Bestandskunden fokussieren sich darauf, laufende Verträge zu optimieren. Die Frage, welchen Beitrag Lernlösungen zum Unternehmenserfolg leisten und wie dieser nachgewiesen werden kann, rückt stärker in den Fokus.
Während das Segment der Learning Systems laut Fosway trotz dieser Rahmenbedingungen eine gewisse Stabilität zeigt, steht der Markt für Digital Learning stärker unter Druck. Hier kämpfen die Anbieter mit schrumpfenden Budgets, längeren Entscheidungszyklen und dem Rückgang kleinerer Content-Projekte. Gleichzeitig entstehen neue Dynamiken: Aggregatoren – also Unternehmen, die verschiedene Lernressourcen und -dienste gebündelt anbieten – gewinnen an Bedeutung, da Unternehmen lieber mit wenigen, dafür aber leistungsstarken Partnern zusammenarbeiten. Auch Beratungsleistungen rund um Learning Impact und Performance Roadmaps werden wichtiger, vor allem wenn es um maßgeschneiderte Lösungen geht.
Deutlich wird auch, dass der ökonomische Druck als Katalysator für strategische Entscheidungen wirkt. In beiden Bereichen, Digital Learning und Learning Systems, wächst die Bedeutung von Kompetenzstrategien, etwa bei der systematischen Erfassung, Entwicklung und Zuordnung von Kompetenzen. Bei Learning Systems ist "Skills-first" bereits zur dominierenden Zielsetzung geworden. Bei Digital Learning steigen die Anforderungen, Inhalte kontextualisiert und Performance-relevant bereitzustellen.
KI als zentraler Trend für Lösungen
Die technologischen Trends ähneln sich in beiden Segmenten – also Learning Systems sowie Digital Learning –, weisen aber unterschiedliche Schwerpunkte auf. Generative KI hat sich als Innovationstreiber etabliert, insbesondere in den Bereichen Content-Erstellung, Übersetzung, Automatisierung und Personalisierung. Im Bereich Digital Learning gehen die Anbieter besonders weit: Tools wie Colossyan oder Synthesia ermöglichen KI-gestützte Videoproduktion in Echtzeit. KI-gestützte Coaching-Formate wie Coach Hub oder KI-gestützte Simulationen zur Anwendung von Skills in realitätsnahen Szenarien sind auf dem Vormarsch.
Im Bereich der Lernsysteme wird KI vor allem eingesetzt, um Lernpfade, Suchergebnisse und administrative Prozesse zu optimieren – etwa durch KI-Buddies, die adaptive Inhalte bereitstellen oder durch intelligente Dashboards für Lehrende und Manager. Diese Funktionen werden zunehmend in den gesamten Nutzerzyklus integriert, vom Onboarding bis zum Performance-Review.
Auffällig ist, dass sich die Innovationskraft der Anbieter in Bezug auf KI in ähnlichen technologischen Bahnen bewegt, was eine Differenzierung erschwert. Viele Angebote ähneln sich in ihrer Funktionalität. Einzigartige Positionierungen entstehen daher weniger über die Technologie selbst, sondern über Datenkompetenz, Beratungstiefe oder exklusive Inhalte.
Ein weiterer Aspekt, der beide Segmente kennzeichnet: soziales und kollaboratives Lernen bleibt gefragt. Trotz – oder gerade wegen – der Automatisierung durch KI ist der Wunsch nach menschlicher Interaktion, Peer-Feedback und gemeinsamer Reflexion ungebrochen, wie die "9-Grid"-Marktanalysen betonen. Besonders Digital-Learning-Anbieter, die Live-Formate, Coaching oder Community-orientierte Lernreisen anbieten, differenzieren sich hier deutlich.
Deutsche Anbieter: strategisch gut aufgestellt
Auch deutsche Spezialisten behaupten sich mit starken Positionen in beiden Fosway-Grids. Avendoo der Magh und Boppert GmbH aus Paderborn ist im 9-Grid Learning Systems ebenso als Core Challenger aufgeführt, wie die auf Videos spezialisierte Lernplattform Masterplan der Masterplan com GmbH aus Essen, die erstmals dabei ist. Haufe und die Haufe Akademie aus Freiburg sind als strategische Herausforderer in beiden Kategorien vertreten. Das gilt auch für Scheer IMC, vormals IMC AG, aus Saarbrücken. Speexx, die Plattform der Digital Publishing AG aus München, ursprünglich als Sprachtrainingsplattform bekannt geworden, ist im 9-Grid Digital Learning als Core Leader gelistet. Die Coaching-Plattform Coach Hub aus Berlin ist neu darin vertreten und wird als wachstumsstarker "Potential Leader" eingestuft. Die tts GmbH aus Heidelberg wird als Core Leader im Bereich Digital Learning aufgeführt.
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