Verärgerte Chefs erzeugen keine langfristige Loyalität
Das sind einige Ergebnisse einer Studie, die Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM) zur Rolle von Emotionen bei der Beurteilung von Führungskräften durchgeführt haben. In einem ersten Zwischenergebnis hatten die Forscher im vergangenen Jahr schon die Erkenntnis veröffentlicht, dass fröhlichen Frauen weniger Führungswille zugetraut wird.
Führungskräfte fassen ein negatives Geschäftsjahr zusammen
In der Zwischenzeit können die Wissenschaftler weitere Ergebnisse ihrer Forschungen präsentieren. Diesmal sind sie der Frage nachgegangen, ob Führungskräfte ab und zu Ärger zeigen sollten, um sich zu behaupten. Um dieses Klischee zu überprüfen, zeigten die Wissenschaftler mehr als 500 Probanden Videos oder Szenarien in Text und Bild, in denen eine Führungskraft ein negatives Geschäftsjahr vor ihren Mitarbeitern zusammenfasst. Die Vorgesetzten zeigten dabei entweder Ärger, Trauer oder keine Emotion.
Mitarbeiter sabotieren verärgerte Führungskräfte häufiger
Anschließend wurden die Testpersonen gebeten, ihren Eindruck von den Führungskräften zu schildern. Dabei kam heraus, dass jene Chefs, die bei ihrer Präsentation Ärger gezeigt hatten, so eingeschätzt wurden, als ob sie ihre Macht vor allem aus der Androhung von Strafen und durch die Betonung ihres Status' zogen. Im Gegensatz dazu wirkten die Führungskräfte, die Trauer zeigten oder sachlich ohne Emotionen agierten, auf die Probanden eher so, als ob sie ihre Macht daraus erlangten, dass sie Anderen ihre Wertschätzung zeigten. Auf der zwischenmenschlichen Ebene machten also die verärgerten Vorgesetzten wenig Eindruck. Die Testpersonen gaben an, sie wären diesen Führungskräften als Mitarbeiter gegenüber weniger loyal und würden sie eher sabotieren als traurige oder sachliche Chefs.
Machtposition anerkannt, Loyalität verfehlt
"Harter Tonfall gleich Autorität – diese Gleichung ist ein Trugschluss", so kommentiert Studienleiter Professor Isabell M. Welpe vom Lehrstuhl für Strategie und Organisation der TUM die Ergebnisse. "Die Machtposition der Führungskräfte, die ihren Ärger an den Mitarbeitern auslassen, wird zwar grundsätzlich anerkannt. Aber langfristige Loyalität erreichen sie nicht – im Gegenteil riskieren sie, bei nächster Gelegenheit hintergangen zu werden."
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Ein auf einer Mitarbeiterversammlung gezeigter Ärger kann eigentlich kaum mehr spontan sein. Schließlich sind die Zahlen längst bekannt. Dadurch wird die Reaktion der Versuchsteilnehmer verständlich.
Den Zitaten von Frau Prof. Welpe am Ende Ihres Artikels stimme ich zu. Davor wird m.E. aber teilweise die Interpretation der Untersuchung soweit überzogen, dass dies ein schräges Bild der Zusammenhänge gibt.
Dipl.-Psych. Christoph Burger, Autor des Ratgebers "Der Zornkönig" und von "Change!" - zu Ärger im Unternehmen. Im letzteren Buch passen meine empirisch gewonnenen Ergebnisse auch zu meinen obigen Aussagen: Spontaner Emotionsausdruck bei Vorgesetzten wirkt positiv! Auch der Ärgerausdruck!
vielen Dank für Ihren Kommentar.
Dass sich Führungskräfte nicht auch mal ärgern und diesen Ärger auch zeigen dürfen, ist sicherlich nicht der Tenor der Studie. Vielmehr geht es um Vorgesetzte, die ihren Emotionen längerfristig freien Lauf lassen oder sie gar als Druckmittel einsetzen - zumal, wenn der Grund für das Ärgernis schon länger bekannt war (wie die Geschäftszahlen im Beispiel). Denn in diesen Fällen kann es sich ja - wie Sie auch geschrieben haben - nicht mehr um spontanen Ärger handeln.
Beste Grüße
Andrea Sattler, Redaktion Personal