Geschmacksverstärker im Employer Branding


Kolumne Talent Management: Slogans im Employer Branding

Neue Forschungsergebnisse haben unseren Kolumnisten Martin Claßen zu einer ebenso neuen Taktik im Talent Management angeregt. Er fordert dabei den Mut der Recruiter heraus: Sie sollen die Talente mit schmackhaften Slogans von ihrem Arbeitgeber überzeugen.

Unternehmen stehen im Talent Management vor der bitteren Erkenntnis, dass im medialen Gedröhne selbst ihre süßesten Botschaften untergehen. Kaum ein Unternehmen mehr, das sich nicht hochgestochen, aber einfallslos als "Employer of Choice" anpreist. Bei tausend und mehr angeblichen Superarbeitgebern steht ein Talent vor einer genauso schweren Wahl wie im Supermarkt am Regal mit über zwanzig Erdbeerkonfitüren und mindestens einem Dutzend Orangenmarmeladen.

Studie: Geschmackliche Adjektive fördern Emotionen

Die Auswahl im Laden folgt den Instinkten, man wählt die süßeste Erdbeerkonfitüre und eine schön bittere Orangenmarmelade. Zumindest sagen dies Ergebnisse der Berliner Neurowissenschaftlerin Francesca Citron. Zusammen mit einer Linguistin von der amerikanischen Princeton Universität hat Citron die Hirnaktivitäten von Probanden bei Sätzen mit und ohne geschmackliche Metaphern untersucht. Eindeutiges Ergebnis: Botschaften mit Geschmacksverstärkern packen Menschen emotional deutlich stärker als nüchterne Formulierungen.

Noch haben sich diese bahnbrechenden Erkenntnisse nicht in der Rekrutierungsszene herumgesprochen. Noch können Firmen die besten Talente mit Sätzen wie "bei uns gelingen die süßesten Erfolge" oder "bittere Erfahrungen – bei uns nicht!" von sich überzeugen. Noch können Geschmacksverstärker den entscheidenden Unterschied im Talent Management ausmachen.

Idee: Geschmacksverstärker im Employer Branding

Immer nur von "süß" beim eigenen Werben als Arbeitgeber beziehungsweise von "bitter" beim Verunglimpfen von Wettbewerbern zu sprechen, kann allerdings rasch monoton werden. Auch in der Haute Cuisine wird mit einer Vielzahl von Geschmacksverstärkern einfallsreich gewürzt.
Also, liebe Recruiter, haben Sie Mut zur geschmacklichen Sprachvariation: Statt süß gehen laut Duden auch Adjektive wie gezuckert, nektarisch, lieblich oder Steigerungen wie zuckersüß, honigsüß, obersüß. Für bitter gibt es alternative Begriffe wie herb, gallig, beißend.

Zur Illustration habe ich das Xing-Eingangsstatement eines höchst renommierten Arbeitgebers aus Bayern geschmacklich deutlich optimiert: "Faszination. Freude. Und fahren auf honigsüßem Niveau. Mit nektarischen Marken verfolgen wir unseren gezuckerten Premium-Anspruch, der uns zu einem lieblichen Automobil-Hersteller macht, viel besser als diese gallig-bitteren Kutschen aus dem Schwabenland".

Bon appetit!

Martin Claßen hat 2010 das Beratungsunternehmen People Consulting gegründet. Talent Management gehört zu einem seiner fünf Fokusbereiche in der HR-Beratung.