Masterstudium trotz Vollzeitarbeit: ein Erfahrungsbericht

"Ein ehemaliger Vorgesetzter hat mich mal einen Menschenfänger genannt. Klingt fast ein bisschen negativ, aber ich glaube, das war positiv gemeint", sagt Roberto Napolitano lachend. In seiner Stimme liegt eine Überzeugungskraft, die sich tatsächlich schwer ignorieren lässt. Menschen begeistern zu können, dürfte für den 35-jährigen Freiburger auch in seinem Job als Vertriebsleiter beim Messgerätehersteller Testo von Vorteil sein.
Mit dem Masterabschluss in die Führungsfunktion
Seit mehr als zehn Jahren arbeitet Napolitano bei Testo, in dieser Zeit hat er ein duales Studium im Wirtschaftsingenieurwesen absolviert. Den Master dranzuhängen sei für ihn eine Entscheidung gewesen, die in erster Linie intrinsisch motiviert gewesen sei: "Für mich war klar: Wenn ich nach meinem Bachelor nochmal einen Master mache, dann in etwas, das mir richtig Spaß bereitet, wo ich dahinterstehe, das mich antreibt." Das seien die Bereiche Vertrieb und Marketing gewesen.
Nach seinem Abschluss bei WINGS, dem Fernstudienanbieter der Hochschule Wismar, wurde er überregionaler Gebietsverantwortlicher im Vertriebsaußendienst. Mittlerweile ist er Fachbereichsleiter im Direktvertrieb und damit Mitglied im deutschlandweiten Vertriebsführungsteam. "Das Studium kann ein Katalysator für die eigene Karriere sein – aber nur, wenn die Ergebnisse im Job stimmen."
Bewusster Entscheid für berufsbegleitendes Studium
Weil er niemandem rechenschaftspflichtig sein wollte, habe er den Master komplett selbst finanziert. Indem er weiterhin Vollzeit arbeiten und die Studienkosten steuerlich absetzen konnte, sei die finanzielle Belastung kein Problem gewesen. Napolitano betont, dass es ihm besonders wichtig war, die Arbeitszeit nicht verkürzen zu müssen. Das sei ein Grund gewesen, weshalb er sich für WINGS entschied. Komplett auf der Strecke geblieben sei der persönliche Kontakt trotz des Fernstudiums nicht. Napolitano erzählt, dass er zwei- bis dreimal im Semester zu Präsenzveranstaltungen nach Stuttgart gefahren sei. Das habe ihm ermöglicht, mit Kommilitonen essen zu gehen, den Weihnachtsmarkt zu besuchen oder gemeinsam zu feiern. Zweimal reiste Roberto Napolitano zudem nach Wismar.
Für einen berufsbegleitenden Master braucht es strikte Routinen
Vollzeit arbeiten und studieren – das klingt fordernd. Im Alltag habe ihm geholfen, Pläne zu erstellen und strikte Routinen einzuhalten, insbesondere als es an die Masterarbeit ging: Von sechs bis acht Uhr hieß es schreiben, ab acht dann im regulären Job arbeiten. Ein straffer Plan. Er habe aber noch nie ein Problem damit gehabt, viel beschäftigt zu sein. Die ersten zwei Semester drehten sich um Grundlagen aus Vertrieb und Marketing, im dritten Semester wählte Napolitano dann den Schwerpunkt Vertrieb und beschäftigte sich mit Verkaufspsychologie. Die Masterthesis konnte er in seinem Unternehmen schreiben und so praktisch davon profitieren. Er beschäftigte sich mit der Frage, wie Testo die Leistungsanreizsysteme für ihre Vertriebler umgestalten sollte. Es habe sich gezeigt, dass Lob ab einem gewissen Punkt mehr motiviert als rein monetäre Anreize.
Außer, dass das Studium die Karriere beschleunigte, habe ihn die Zeit vor allem persönlich weitergebracht. "Wenn es mal stressig wird, ist man ein bisschen entspannter und verliert nicht gleich die Übersicht. Dann schaue ich erst einmal, wie viele Tage ich noch Zeit habe und plane, wie ich weiter vorgehe."
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