Weniger als eine Minute pro Lebenslauf
Der Lebenslauf ist und bleibt das Herzstück der Bewerbungsunterlagen, zeigt die Studie von Stepstone Österreich und der Marktforschungsagentur Mind Take. Er macht mehr als zwei Drittel (68 Prozent) einer Bewerbung aus. Demgegenüber gewichtet nur jeder zehnte Befragte Zeugnisse (zehn Prozent). Das Motivationsschreiben ist für 22 Prozent der Befragten wichtig. Noch immer sind Rechtschreib- und Grammatikfehler im Lebenslauf für viele der Recruiter ein klares No-Go - 64 Prozent geben dies an. Ebenfalls fallen zu lange CVs durch das Raster.
Nur ein flüchtiger Blick auf den Lebenslauf
Umso erstaunlicher ist es, dass der Lebenslauf trotz seiner großen Bedeutung für die Personalauswahl nur flüchtig – weniger als eine Minute – betrachtet wird. Auch in knapp zwei Minuten – so die eigene Einschätzung der Personaler für ihren Zeitaufwand für das Scannen eines Lebenslaufs – kann dieser sicherlich nicht aussagekräftig bewertet werden.
Die hohe Differenz zwischen gefühlter und tatsächlicher Zeitdauer beim Scannen eines CVs ermittelte die Studie, indem sie das Nutzungsverhalten von Personalern beim Scannen von Bewerbungsunterlagen sowohl durch persönliche Befragung als auch durch Eyetracking-Messung untersuchte.
Bewerbungen werden meist am Bildschirm gelesen
Die Studie zeigte auch: Mehr als zwei Drittel der Bewerbungen werden in digitaler Form gelesen. Bei den Recruitern unter 36 Jahren sind es sogar 80 Prozent, die die Bewerbungsunterlagen am Bildschirm durchsehen. Ausgedruckte Unterlagen werden vor allem dann eingesetzt, wenn ein Kandidat zu einem persönlichen Gespräch eingeladen wird.
Die Berufserfahrung erhält die meiste Aufmerksamkeit
Am längsten beschäftigen sich Personaler im Lebenslauf mit der Berufserfahrung. Durchschnittlich 22,3 Sekunden werden hierfür laut Eyetracking investiert. Auf den letzten Job schauen die Personaler durchschnittlich sieben Sekunden, auf die Ausbildung 6,1 Sekunden und den Soft Skills widmen sie 4,7 Sekunden.
Wie die Heatmap im Eyetracking zeigt, betrachten die Personaler – sowohl Frauen als auch Männer – die Unterlagen von weiblichen Bewerbern länger als die von männlichen Kandidaten. Männer betrachten dabei das Foto intensiver. Frauen lesen hingegen die Berufserfahrung mit größerer Aufmerksamkeit.
Der erste Blick geht auf das Bewerbungsfoto
Nach wie vor zieht das Bewerbungsfoto zuerst die Augen auf sich. Ein kurzer Blick darauf (1,8 Sekunden) beeinflusst die Einschätzung der Personaler nachhaltig. So schließen 42 Prozent der befragten Personalmanager von einem schlechten Foto auf eine schlechte Bewerbung. Sie kritisieren insbesondere unpassende, zu freizügige Kleidung (46 Prozent), Selfies (39 Prozent) und Urlaubsfotos (36 Prozent).
Eine Bewerbung ohne Foto lehnen die meisten Personalentscheider dennoch ab. Zwar glaubt mehr als die Hälfte (55 Prozent) der befragten Personaler, dass der US-Trend der Bewerbung ohne Foto auch hierzulande kommt. Aber nur ein Drittel (33 Prozent) der Studienteilnehmer bewertet dies als positiv.
Die anonyme Bewerbung setzt sich nicht durch
Die anonyme Bewerbung ohne Foto und Angaben wie Namen und Geburtsdatum wird in Deutschland schon seit einigen Jahren debattiert und ausprobiert. Durchgesetzt hat sie sich bislang nicht, obwohl Unternehmen, die sie im Zuge eines Projekts der Antidiskriminierungsstelle des Bundes testeten, durchaus positive Erfahrungen damit machten, zum Beispiel L’Oréal und Mydays. Auch die Deutsche Post nahmen an dem Projekt teil, bemängelten aber in der Folge einen gestiegenen Administrationsaufwand und mehr Vorstellungsgespräche.
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