Weniger Personalbedarf, weniger Bewerber
Einer der wenigen Lichtblicke für das Recruiting kommt aus der IT-Branche: Mehr als ein Drittel (35 Prozent) der IT-Unternehmen wollen ihr Recruiting in der Krise weiter ausbauen. Auch in der Beratung (17 Prozent), der Elektrotechnik und Mechanik (acht Prozent), im öffentlichen Sektor (sechs Prozent) und in der Medizin (sechs Prozent) gibt es Unternehmen, die verstärkt rekrutieren wollen.
Das Recruiting wird zurückgefahren
Abgesehen davon wird das Recruiting in den nächsten Wochen und Monaten zurückgehen. Davon gehen 56 Prozent der Teilnehmer einer Blitzumfrage des Institute for Competitive Recruiting (ICR) aus. Über 500 Arbeitgeber aus dem deutschsprachigen Raum hatten sich im März an der Online-Umfrage beteiligt.
Doch die Erwartungen für das eigene Unternehmen sehen positiver aus als für die gesamte Wirtschaft im deutschsprachigen Raum: 44 Prozent der Befragungsteilnehmer rechnen damit, dass das Recruiting in ihrem eigenen Unternehmen zurückgefahren wird. Auch die Bewerberzahlen sinken. Zwar geben ebenfalls 44 Prozent der Unternehmen an, dass der Bewerbungseingang ungefähr gleichgeblieben ist. Aber 32 Prozent haben weniger Bewerbungen erhalten und 14 Prozent sprechen von deutlich weniger Bewerbungen. Mehr oder sogar deutlich mehr Bewerbungen verzeichnen nur vier beziehungsweise zwei Prozent der Arbeitgeber.
Recruiting: Prozesse werden digitaler
Sicher ist, dass die Corona-Krise in vielen Unternehmen als Katalysator für die Digitalisierung des Recruitings wirken wird. Laut Umfrage sehen die Arbeitgeber aus den Branchen Rohstoffgewinnung und -verarbeitung, Life Science und Automobilbau den größten Bedarf an der weiteren Digitalisierung ihrer Recruitingprozesse. Der Studie zufolge wollen die Arbeitgeber dabei wie folgt vorgehen:
- Bei Bewerberinterviews sind Videointerviews bei 56 Prozent der Unternehmen das Mittel der Wahl. An zweiter Position stehen telefonische Jobinterviews. Ein Teil der Befragten (zwölf beziehungsweise elf Prozent) vereinbart aktuell keine neuen Bewerbungsgespräche mehr oder hat die bereits terminierten abgesagt. Elf Prozent der Unternehmen führen weiter persönliche Vorstellungsgespräche durch, aber unter Berücksichtigung der Abstandsregeln.
- Bezogen auf die Bewerberauswahl sind die Lager geteilt. Ein gutes Drittel der Arbeitgeber will bei analogen Verfahren bleiben, um herauszufinden, ob die Bewerber die gewünschten Fähigkeiten mitbringen. Ein knappes Drittel ist bei diesem Thema schon digital unterwegs, ein Fünftel will stärker digitalisieren.
- Den Cultural Fit Check wollen 52 Prozent der Arbeitgeber weiterhin analog durchführen. 22 Prozent prüfen die kulturelle Passung von Bewerbern schon seit einiger Zeit digital und 15 Prozent wollen in Zukunft stärker digitalisieren.
- Assessment Center (ACs) werden nur von 40 Prozent der Befragungsteilnehmer durchgeführt. Bei diesen sind die künftigen Pläne in etwa dreigeteilt: Ein Teil will die ACs in Zukunft digital durchführen, ein weiterer Teil darauf verzichten. Der dritte Teil hat noch keine Pläne, wie künftig mit Assessment Centern umgegangen werden soll.
- Die Arbeit im Homeoffice ist für die Mehrheit der Recruiter keine besondere Herausforderung. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) hat schon vorher zumindest teilweise von zuhause aus gearbeitet. Fast die Hälfte der Befragten gab jedoch an, dass die Kolleginnen und Kollegen fehlen.
- Beim externen Personalmarketing sind alle Aktivitäten derzeit heruntergefahren. Nur fünf Prozent der Unternehmen sagen, dass sie so weitermachen wollen wie bisher. Die Unternehmen suchen nach Virtualisierungsmöglichkeiten.
- Das Onboarding bringt derzeit die größte Unsicherheit für Arbeitgeber mit sich. 41 Prozent der Befragten wissen noch nicht, wie sie ihr Onboarding jetzt durchführen sollen. 36 Prozent wollen auf ein virtuelles Onboarding setzen und 20 Prozent planen, das Onboarding wie sonst auch durchzuführen.
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