Regionales Recruiting: Wenn im Web das Lokale zählt


Regionales Recruiting: Wenn im Web das Lokale zählt

Der Fachkräftemangel mischt die Stellenmärkte auf. Recruiter müssen die neuen Instrumente kennen. Was sich auf dem Markt tut, beobachtet unsere Expertin Daniela Furkel. In ihrer monatlichen Kolumne bewertet sie die Trends. Heute: Weshalb regionales Recruiting im Internet sinnvoll sein kann.

Zum Jahreswechsel veranstaltet nahezu jedes Medium einen Rückblick auf das vergangene Jahr oder einen Ausblick auf das nächste Jahr oder eine Kombination aus beidem. Damit Ihnen bei all den Aus- und Rückblicken nicht langweilig wird, möchte ich Ihnen lieber einen Einblick geben. Einblick heißt in diesem Fall einen Blick in den Markt der lokalen Stellenmärkte. Ähnlich wie auf bestimmte Branchen und Berufsgruppen spezialisierte Stellenmärkte haben Online-Stellenbörsen mit lokalem oder regionalem Fokus in den vergangenen Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen.

Viele Portale setzen aufs Lokale

Lokale und regionale Tageszeitungen sind mit ihren Stellenmärkten bereits seit einiger Zeit im Internet vertreten. Wer die Webseite seiner Heimatzeitung öffnet, findet dort in den meisten Fällen eine Abbildung des Print-Stellenmarkts, die um zusätzliche Online-Stelleninserate erweitert ist. Hier kann man gezielt nach Jobangeboten in der eigenen Stadt oder im gesamten Kreis suchen. Aber auch lokale Plattformen wie meinestadt.de oder Kalaydo stellen bereits seit längerem sehr erfolgreich Jobofferten zur Verfügung. Da sie weitere lokale Anzeigenmärkte wie KFZ, Immobilien oder Kleinanzeigen bedienen, können sie auf einen starken Zuspruch bei den Nutzern vor Ort vertrauen. So verzeichnete meinestadt.de laut Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern ( IVW) im November 2012 insgesamt knapp 19,5 Millionen Besuche. Kalaydo, das auf die Region Rhein-Main spezialisiert ist, kam laut IVW immerhin auf knapp 5,5 Millionen Visits. Da die IVW die Besuche der Stellenmärkte nicht separat ausweist, ist leider kein Vergleich zu den reinen Online-Stellenbörsen möglich.

Nicht nur die Nutzerzahlen dieser lokal orientierten Anzeigenplattformen sind beträchtlich, auch die Zufriedenheit der Arbeitgeber und Bewerber ist hoch. So platzierte die Studie "Deutschlands beste Jobportale 2012" Kalaydo auf Rang drei, meinestadt.de auf Rang 4 der allgemeinen Jobbörsen. Übrigens: Hinter beiden Plattformen stehen wiederum bekannte Verlagshäuser. Der Axel Springer Verlag übernahm kürzlich meinestadt.de von der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck. Kalaydo ist ein Anzeigennetzwerk, zu dem sich mehrere Verlage aus dem Rheinland, unter anderem die Rheinische Post, die Zeitungsgruppe Köln, der General-Anzeiger Bonn und das Frankfurter Druck- und Verlagshaus zusammengeschlossen haben.

Gründe für die regionale Personalsuche

Auch einige andere Portale setzen verstärkt auf das Prinzip "Regionales Recruiting im Internet": Das Jobbörsen-Netzwerk DeutschlandStellen24.de erweiterte Ende 2012 sein Angebot um 30 neue Online-Stellenmärkte von Bergisch Gladbach bis Würzburg. Mittlerweile deckt das Portal, das zum Personalvermittlungsunternehmen JobTime24 GbR gehört, 82 Städte und Regionen ab. Auch allgemeine Portale wie Letitshine.de setzen bei ihren Verbraucher-, Immobilien- und Stellenmärkten gezielt auf das Prinzip der Region. Und die meisten allgemeinen Online-Stellenbörsen stellen ihren Nutzern ebenfalls Suchmöglichkeiten nach Ort oder Region zur Verfügung.

Warum empfiehlt es sich für ein Unternehmen überhaupt, mit lokalem Bezug zu rekrutieren? Eine Antwort ist die passgenaue Zielgruppenansprache. Unternehmen benötigen nicht nur Top-Manager oder Young Professionals, die gern unter der Woche im Hotel wohnen, sondern auch Facharbeiter, Sachbearbeiter und Auszubildende. Nicht in jedem Job und jeder Lebensphase sind die Arbeitnehmer bereit, täglich lange Strecken mit Bahn, Bus oder Auto zurückzulegen, oder den Wohnort zu wechseln. Insgesamt ist die Motivation, für eine neue Stelle umzuziehen, in Deutschland eher gering. Laut einer Umfrage von Meinestadt.de halten fast 40 Prozent der Arbeitnehmer einen Wohnortwechsel wegen eines neuen Jobs für ausgeschlossen. Familie, Eigenheim, Freundeskreis und allgemeine Heimatverbundenheit sind die meistgenannten Gründe, die die Befragten von einem Umzug abhalten. Deshalb kommt für diese Nutzer oftmals nur eine Stellensuche auf lokaler oder regionaler Ebene in Frage. Außerdem gilt: Mit lokalen Inseraten können Arbeitgeber eher auch die passiv Suchenden erreichen – Nutzer der lokalen Plattformen, die zufällig über die Stellenanzeigen stolpern.

Guter Vorsatz zum Jahreswechsel: Neuen Job suchen

Auf jeden Fall stehen die Chancen neue Mitarbeiter zu finden, zurzeit ziemlich gut. Wie die "Welt am Sonntag" berichtet, sind 35 Prozent der Arbeitnehmer für einen Arbeitgeberwechsel im Jahr 2013 bereit. Sieben Prozent planen sogar schon ganz konkret, eine neue Stelle anzutreten. Und die traditionellen guten Vorsätze zum Jahreswechsel können gerade jetzt zu einem neuen Boom bei der Stellensuche führen. Seit Jahren verzeichnen die Stellenmärkte gerade im Monat Januar die höchsten Nutzerzahlen im Jahresverlauf. Also nichts wie ran ans Recruiting!

Haben Sie Fragen oder Anregungen zu dieser Kolumne? Dann schreiben Sie an

personal-kolumne@haufe.de.

Schlagworte zum Thema:  Recruiting, Stellenmarkt, Jobbörse