Wie der BPM zur wichtigsten Stimme der HR-Profession wurde
Als der Bundesverband der Personalmanager im September 2009 von Joachim Sauer und elf Mitstreitern in Berlin gegründet wurde, war die Aufregung in der HR-Szene groß. Etablierte Netzwerke wie die Deutsche Gesellschaft für Personalführung (DGFP) und die noch junge Selbst GmbH, die eigentlich nicht miteinander konnten, verbündeten sich, um das Emporkommen des BPM zu verhindern. Schwere Geschütze wurden gegen den BPM aufgefahren, der in enger Zusammenarbeit mit der damaligen Helios Media (heute Quadriga Media) ins Leben gerufen wurde: Sauer und seine BPM-Leute würden zu Bütteln von windigen Geschäftsmachern, dem Verband fehle jegliche inhaltliche Substanz.
Doch die Vorwürfe erwiesen sich als halt- und wirkungslos. Dem Gründungspräsidenten Joachim Sauer machte der Gegenwind keine Angst, er stachelte ihn eher an. Er hatte eine klare Vision vor Augen, die er damals dem Personalmagazin (Ausgabe 11/2009) erläuterte: "Wir werden die berufsständischen Interessen der Personalmanager vertreten. Wir wollen uns einmischen in gesellschaftliche Debatten. Wir wollen zeigen, was das Personalwesen leistet und dazu beitragen, dass das Image des Bereichs deutlich verbessert wird. Das alles soll auf Basis eines vitalen Verbandslebens geschehen." Diese zur Gründung formulierten Sätze bestimmen bis heute das Selbstverständnis.
Die erfolgreichen ersten Jahre
Die Entwicklung verlief rasant. Ein Jahr nach Gründung konnte Sauer 1.200 Gäste auf dem ersten Personalmanagementkongress begrüßen, nach drei Jahren waren es über 3.000 Mitglieder und die Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen trat als Rednerin auf. Der BPM hatte sich etabliert, Sauer war seine Gallionsfigur und genoss Ansehen und Macht. Bei der "Nacht der Personaler", der Abendveranstaltung zum Kongress, rollte er am Eingang einen roten Teppich aus und begrüßte jeden Gast per Handschlag. So etwas hatte es in der HR-Community noch nicht gegeben, die Geste zeigte Wirkung.
Die große Inszenierung und der frische Wind waren Erfolgsfaktoren, der den BPM bis heute auszeichnet, bestätigt auch Malte Hansen, der als Einziger seit Gründung dabei ist. Der zweite Erfolgsfaktor war der Verzicht auf eine Rangordnung der Mitglieder. "Wer eine Idee hat, kann diese einbringen und muss auch dafür sorgen, dass daraus was wird. Wir leben vom ehrenamtlichen Engagement", so Hansen. Der BPM hatte – auch mit der Hilfe von Helios Media – die Zeichen der Zeit früh erkannt, der Austausch auf Augenhöhe sowie Spaß an der Arbeit wurden durch die New Work Bewegung zu identitätsstiftenden Themen.
Der Erfolg des BPM stürzte die DGFP in eine Existenzkrise: Der DGFP-Kongress, vormals Leitveranstaltung der HR-Community, musste eingestellt werden, Mitarbeitende wurden entlassen, Standorte geschlossen, Verluste angehäuft. Erst in den letzten Jahren konnte sich die DGFP wieder stabilisieren und auch wieder deutlich an Strahlkraft gewinnen.
Die Etablierung des Verbands
Im Jahr 2015 wurde Elke Eller als neue Präsidentin des BPM gewählt, Joachim Sauer trat freiwillig ab und wollte eine neue Tätigkeit außerhalb HR aufnehmen, verstarb aber überraschend. Eller leitete eine Phase der Professionalisierung des BPM ein, stellte das Präsidium als Team mit klarer Aufgabenverteilung auf, schaffte Strukturen für die Regional- und Fachgruppenarbeit und stärkte das inhaltliche Profil. Beim Personalmanagementkongress, der von Neukölln nach Berlin-Mitte umzog, gab er jedes Jahr inhaltliche Schwerpunkte wie Digitalisierung, Diversity und New Work, Eller selbst machte sich für HR-Startups und das Thema Ethik beim KI-Einsatz stark. In ihrer Amtszeit wurde die erste Mitglieder-App gelauncht und die Zahl der Mitglieder stieg um zehn Prozent auf zuletzt 4.700 an.
Nach zwei Amtsperioden trat Eller im Jahr 2019 zurück, auf sie folgte die weithin unbekannte Inga Dransfeld-Haase. Die Skepsis mancher BPM-Mitglieder war anfangs groß, kam sie doch aus der zweiten Reihe eines Mittelständlers. Doch schon ihr erster Auftritt machte deutlich, dass sie große Ambitionen hatte. Die Coronapandemie brachte die erste Bewährungsprobe, die sie bravourös meisterte und sich dadurch Respekt und Anerkennung verschaffte. Das Präsidium tagte virtuell alle zwei Wochen, die Beteiligten mussten einen Abend dafür opfern. Doch der enge Austausch führte dazu, dass der BPM seinen Mitgliedern Hilfen an die Hand geben konnte, um die Unternehmen gut und sicher durch die Krise zu führen.
Die Verbandsarbeit wird politischer
Der Personalmanagementkongress, der für das Zusammengehörigkeitsgefühl des Verbands eine zentrale Rolle spielt, wurde trotz Corona durchgeführt, 2020 und 2021 in hybrider Form. Dransfeld-Haase setzte hier ein Zeichen der Kontinuität. 2022 feierte der Kongress ein eindrucksvolles Comeback, setzte verstärkt inhaltlich Akzente, indem er sich mit der neuen geopolitischen Lage und den Auswirkungen auf die Unternehmen auseinandersetzte. In der Amtszeit von Dransfeld-Haase hat sich der BPM schnell und klar zu politischen Themen (Zeiterfassung, Bürokratie, Migration) geäußert, über ihren stark wachsenden Social Media Account ist sie in den laufenden Debatten omnipräsent.
Der BPM ist auch deutlich politischer geworden. Das wird in den jährlich er scheinenden HR-Thesen deutlich, die von Thymian Bussemer koordiniert werden. Der Personalmanagementkongress 2024 setzte erstmals eine gesellschaftspolitische Botschaft und positionierte sich gegen den Rechtspopulismus. In 15 Jahren ist der BPM zur lautesten und klarsten Stimme der HR-Profession geworden, die über ein lebendiges Verbandsleben verfügt und mitgeholfen hat, die Stellung des Berufsstands und sein Image zu verbessern.
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