Live vom SAP-Forum: Wie HR die Chance des Wandels nutzt


Jutta Rump

Die Veränderung der Arbeitswelt biete eine historische Chance für Personaler, ihre Stellung im Unternehmen zu festigen. Weshalb, das hat Professor Jutta Rump in der Eröffnungs-Keynote zum SAP-Forum für Personalmanagement erklärt. Die Haufe Online-Redaktion war vor Ort dabei.

Führt der Wandel in der Arbeitswelt dazu, dass sich auch HR wandeln wird? Für Jutta Rump, Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Ludwigshafen, stellt sich diese Frage gar nicht. "Der Wandel in der Arbeitswelt ist unstreitbar verknüpft mit dem Wandel in HR", sagte sie. In ihrer Eröffnungs-Keynote beim SAP-Forum in Stuttgart legte sie dar, welche Faktoren die Personalarbeit in Zukunft bestimmen werden.

Nicht nur die demografische Entwicklung – also die Alterung der Gesellschaft und der Belegschaft, die Verknappung der Nachwuchskräfte und die Verlängerung der Lebensarbeitszeit – stellt einen Megatrend in Deutschland dar. In Kombination mit der technisch-ökonomischen und der gesellschaftlichen Entwicklung, insbesondere mit dem Wertewandel, hat dies erhebliche Folgen für die Personalarbeit. "Die jüngere Generation weiß, dass sie ein knappes Gut auf dem Arbeitsmarkt ist und preist das gerade richtig ein", nennt Professor Jutta Rump ein Beispiel. Diesen und die weiteren Trends müsse das Personalmanagement  studieren, um darauf reagieren zu können.

Der Arbeitgeber im Auswahlverfahren

Aus ihrer eigenen Erfahrung als Arbeitgeberin und Leiterin des Instituts für Beschäftigung und Employability belegte sie ihre These: Vor rund 20 Monaten hatte sie eine Stelle ausgeschrieben, für die sie weniger Bewerbungen erhielt als noch vor einigen Jahren. Aber im Vorstellungsgespräch zeigte sich, dass ein sehr gut passender Bewerber dabei war. Als sie ihm zum Schluss des Gesprächs die Frage stellte "Was möchten Sie von mir wissen?", zückte der Bewerber sein Tablet und arbeitete eine Checkliste mit Fragen ab, unter anderem: Wie würden Sie Ihren Führungsstil charakterisieren? Wie ist die Arbeitsorganisation? Bieten Sie flexible Arbeitszeitmodelle an? Wann darf ich meine erste Auszeit nehmen? Am Ende des Gesprächs sagte er: "Frau Rump, ich glaube, Sie kommen in die engere Auswahl." Und die reflexhafte Antwort der potenziellen Arbeitgeberin: "Ich würde mich freuen, wenn Sie sich für uns entscheiden würden."

Diese Anekdote zeigt nicht nur, wie sehr sich das Verhältnis von Bewerbern und Arbeitgebern verändert, sondern auch, wie wichtig es für Unternehmen ist, solche Fragen beantworten zu können, um ihr Alleinstellungsmerkmal als Arbeitgeber darzulegen. "Dafür benötigt die Geschäftsführung die Personalmanager", so Jutta Rump. "Diese Chancen, die der Wandel bietet, sollten wir ergreifen, damit wir nicht nur als Business Partner oder Erfüllungsgehilfen, sondern als Part of Business wahrgenommen werden." Aus ihrer Sicht stellt der aktuelle Wandel in der Arbeitswelt eine historische Chance für Personaler dar, ihre Stellung im Unternehmen zu festigen.

Mehr Ressourcen bei Teilzeitkräften freisetzen

Ein weiteres Thema, das sie in ihrer Keynote aufgriff, ist die Zeitpolitik: Die traditionellen Teilzeitregelungen und die hohe Teilzeitquote in Deutschland führen dazu, dass Unternehmen viele ungenutzte Zeitressourcen haben. Wer es erreicht, dass Teilzeitkräfte anstatt 18 oder 20 Stunden pro Woche vielleicht 30 arbeiten, kann große Ressourcen freisetzen. Dem entgegen steht jedoch der zunehmende Wunsch der Mitarbeiter nach mehr Flexibilität und reduzierten Arbeitszeiten. Auch dieser Zielkonflikt werde nicht von der Politik gelöst, sondern muss in den Unternehmen ausgehandelt werden. "Es ist ein Thema zwischen Führungskraft und Mitarbeiter", sagt Jutta Rump. "Die Führungskräfte haben die Aufgabe, das, was wir in HR als Messlatte definieren, auf die Straße zu bringen."

Erhebliche Chancen, erhebliche Herausforderungen

Die Chancen für HR sind also groß, aber auch die Herausforderungen der Zukunft werden erheblich sein. Der Wandel in der Arbeitswelt wirft immer neue Fragen auf, zum Beispiel: Welche Konsequenzen hat die Digitalisierung für die Ausbildung und die Berufe? Wie können wir die Beschleunigung und Komplexitätszunahme an den Arbeitsplätzen managen und unsere Führungskräfte darauf vorbereiten? Die wichtige Aufgabe in HR ist es nun, diese Fragen für das eigene Unternehmen zu beantworten.  

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