Zukunft Personal Europe: Comeback geglückt, Fragezeichen bleiben
Große Erleichterung – auf allen Seiten. Endlich wieder Personalmesse zum Anfassen! So lässt sich das Gefühl beschreiben, das Veranstalter, Aussteller, Besucher und Referenten der Zukunft Personal Europe (ZPE) in Köln vermittelten. Nach pandemiebedingtem Ausfall im Jahr 2020 und glücklosen Hybrid-Experiment im Vorjahr setzten die Veranstalter der Springmesse auf das zuvor bewährte Konzept. Die Rechnung ging auf. Der ZPE gelang nach Zahlen ein ordentliches Comeback: Die Zahl der Aussteller (rund 500) bewegte sich in etwa auf Vor-Pandemie-Niveau bei leicht vergrößerter Ausstellungsfläche (30.000 Quadratmeter). Bei den Besucherzahlen klafften "gefühlte" und tatsächliche Wahrheit deutlich auseinander. 16.095 Besucher an drei Tagen waren wohl mehr als Aussteller und Veranstalter erwartet hatten, bedeuteten im Vergleich zu 2019 jedoch ein sattes Minus von 22 Prozent. Was heißt das nun? Der Wunsch nach Begegnung in der HR-Szene ist groß. Und die Messe scheint dafür auch weiterhin eine geeignete Plattform zu bieten.
Aussteller ziehen eine positive Bilanz
Entsprechend positiv fiel das Fazit der meisten Aussteller aus. Viele, das war aus den Gesprächen zu entnehmen, hätten wohl mit weniger Andrang gerechnet und zeigten sich überrascht, aber zufrieden. Sowohl die Anzahl als auch die Qualität der Kontakte sei gut gewesen, war vielfach zu hören. Das Publikum wirkte insgesamt verjüngt, was diesem Eindruck jedoch keinen Abbruch tat. Im Vergleich zur Veranstaltungen von 2019 seien viele Besucher bereits informiert zu Messe gekommen und hätten konkrete Vorstellungen davon gehabt, was sie suchten, so der Tenor zahlreicher Aussteller. Möglicherweise haben HR-Abteilungen ihre "Baustellen" bei der Digitalisierung inzwischen im Blick und wissen, was zu tun ist. Die Aussteller dürfte das freuen.
Gleichzeitig haben die beiden Pandemiejahre ihre Spuren im Aussteller-Portfolio hinterlassen. So mancher machte keinen Hehl daraus, die Präsenz auf der Messe im Vorfeld auf den Prüfstand gestellt zu haben. Einige – auch Alteingesessene – entschieden sich für den Verzicht. Dafür erschienen andere erstmals auf der Messe, so dass die Hallen insgesamt ausgebucht wirkten. Größere Veränderungen zeigten sich im Start-up-Village, wo die Austellerzahl um fast die Hälfte auf rund 50 im Vergleich zum vor Corona zurückging. Möglicherweise drückt sich darin eine Konsolidierung im Markt aus, die einige Experten bereits seit geraumer Zeit erwarten.
Viel Programm, wenig Orientierung
Inhaltlich setzen die Veranstalter wie gewohnt auf Quantität. Auf 17 thematisch geordneten Bühnen fanden rund 550 Vorträge statt, darunter 15 Keynotes. Auch wenn einige Highlights darunter waren, so wirkte das Programm doch eher wie ein Marktplatz sämtlicher HR-Themen – darunter auch unzählige Ausstellervorträge mit teilweise dürftigem Informationsgehalt. Auch das Fehlen des Bundesarbeitsministerium, das mit der Initiative Neue Qualität der Arbeit 2019 noch ein hochwertiges Programm organisierte, das auch politisch interessiertes Publikum anzog, machte sich bemerkbar. Einen roten Faden, der inhaltliche Orientierung geboten hätte, suchte man vergebens. Doch muss die ZPE diesen bieten? Mit dem Anspruch, Leitmesse zu sein, möglicherweise schon. Als Plattform- und Netzwerkevent für Aussteller und Besucher nicht unbedingt.
Gute Laune trotz multipler Krisen
Dabei hätte, Orientierung zu geben, der Veranstaltung durchaus gutgetan. Teilweise wirkte das Bild, das die Aussteller und auch Besucher von HR vermittelten, angesichts der Herausforderungen Fachkräftemangel, Energiekrise, Inflation und möglicherweise Rezession etwas zu rosig. Dazu passte, dass mit Onlyfy, ausgerechnet die neue Recruiting-Marke von New Work SE, die größte Markenpräsenz hatte. Gesamtwirtschaftlich betrachtet werden Recruiting und Employer Branding aber sicherlich nicht die Allheilmittel für die Unternehmen sein. Dafür jedoch die Messe verantwortlich zu machen, ginge nun wirklich zu weit. Einem Realitätscheck muss HR sich schon selbst unterziehen. Vielleicht ist die Erklärung für die "Feel-Good-Stimmung" aber auch etwas menschlicher. Nach zweieinhalb Jahren pandemiebedingter Daueranspannung, war das Bedürfnis nach persönlichem Kontakt, Austausch und Netzwerken allerorten spürbar. Und das ist doch wirklich schön: HR ist wieder unter Leuten. Auch dank der ZPE!
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