ZP Europe: Messe wieder im Aufwind
Die bislang beste Zukunft Personal war im Jahr 2019 – vor der Coronapandemie. Damals wurden in Köln 20.700 Besucherinnen und Besucher gezählt, es gab 770 Aussteller und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil eröffnete die damals 20. Ausgabe der Zukunft Personal Europe. In der Coronazeit brach das Messeleben stark ein, viele zweifelten, ob die Messe jemals wieder in alter Stärke zurückkommen.
ZP Europe 2023: Das Messeerlebnis knüpfte an alte Zeiten an
2023 zeigte sich, dass die Zukunft Personal in alter Stärke zurück ist. 22.983 Besucherinnen und Besucher kamen nach Köln, 600 Aussteller wurden gezählt, die Messe wurde um eine dritte Halle erweitert. Die Leistungsdaten liegen weit über Vorjahr (16.000 Besucher, 500 Aussteller), die Messe hat Aufwind, erreichen aber noch nicht ganz das alte Niveau.
Das Messeerlebnis knüpfte allerdings an alte Zeiten an: Die Vorträge und Podien waren gut gefüllt, die Gänge waren voll und die Stimmung sehr gut. Der dritte Tag verlief sogar besser als früher. Die Zukunft Personal Europe ist wieder zurück als der zentrale Treffpunkt der HR-Community. Messechefin Astrid Jaeger, die schon nach dem ersten Tag mit Stolz auf die Aufwärtsentwicklung blickte, zeigte sich hocherfreut über den Messeverlauf und den Besucherrekord.
KI als Hauptthema der Zukunft Personal Europe
Das Hauptthema der diesjährigen Messe war künstliche Intelligenz in HR. Viele Aussteller hatten das Thema an ihren Ständen als Stichwort ausgeflaggt und auf allen Stages gab es Vorträge zum Thema. Auch auf der Keynote Stage waren die Veranstaltungen zu diesem Thema voll, etwa die Keynote von Professorin Miriam Meckel über die Auswirkungen von ChatGPT auf den Arbeitsmarkt, der Vortrag von Stepstone-Evangelist Tobias Zimmermann über "Mastering the Revolution" und das "Gipfeltreffen HR-Tech: Wo stehen wir beim KI-Einsatz in HR?", das vom Personalmagazin (Haufe) veranstaltet wurde und auf dem die Geschäftsführer von Personio, SAP und Workday Einblick in ihre Zukunftspläne gaben.
Startups als Ergänzung zu traditionellen HR-Lösungen
Insgesamt 72 Startups waren auf der Messe präsent. Das waren weniger als vor Corona – das Umfeld für Gründer ist derzeit auch schwieriger. Die Startups kamen aus allen Bereichen, von Benefits, Skill Management bis zum Emloyer Branding. Viele gehen mit ihren Geschäftsmodellen in Nischen hinein und bieten zusätzliche Services und Funktionalitäten an, die bestehenden HCM-Lösungen ergänzen.
Eine große Plattform für die Startups war in diesem Jahr der HR Innovation Award, bei dem Startups in allen fünf Kategorien auf dem Siegertreppchen standen. Ausführliche Informationen über den Innovationspreis und die diesjährigen Preisträger erhalten Sie hier.
ZPE: Volles Programm auf 20 Bühnen
Das Messeprogram war in diesem Jahr vielfältiger denn je. An den drei Messetagen fanden 750 Sessions auf 20 Bühnen statt, darunter einige kleinere, themenspezifische oder Workshop-geprägte Formate wie die EBX Area rund um das Themenfeld Employer Branding oder das Innovative People Lab als Plattform für disruptive Arbeitswelten. Zusätzlich hatten zahlreiche Aussteller ein eigenes Vortragsprogramm an ihren Ständen.
Am Stand von Haufe und Haufe Akademie stellte beispielsweise Professor Anabel Ternès Einblicke in ihr Buch "Los, jetzt: Nachhaltig führen = Zukunft gewinnen". Guido Zander, Geschäftsführender Partner der SSZ Beratung klärte auf, was wirklich hinter dem "Wundermittel Vier-Tage-Woche" steht. Und die Arbeitsrechtsexperten Dr. Peter Rambach und Christoph Tillmanns beantworteten Fragen zur aktuellen Rechtsprechung. Trotz all dieser Programmangebote in den drei weitläufigen Messehallen gab es eigentlich nirgendwo leere Stuhlreihen und einsame Referentinnen und Referenten zu sehen.
Mehr Orientierung und Nachhaltigkeit gewünscht
Allerdings war auf der Messe immer wieder zu beobachten, dass Besucherinnen und Besucher Orientierungsschwierigkeiten hatten. Die Hallen waren zwar thematisch gegliedert, doch die Beschilderungen reichten nicht aus, um die avisierten Bühnen oder Aussteller schnell zu finden und rechtzeitig von einem Ort zum anderen zu kommen. Zudem verwirrten manchmal divergierende Anfangszeiten auf digitalen Hinweistafeln und in der App oder vergessene Referentennennungen.
Das Thema Nachhaltigkeit tauchte auf den Stages häufig auf, es gab dazu auch zahlreiche Aussteller. Doch bei der Umsetzung von nachhaltigen Aspekten in den Messealltag war noch wenig zu spüren. Das betrifft die Ausstattung der Messe, das Angebot an Speisen und Getränken oder auch den Müll, der im Laufe der drei Messetage produziert wurde.
Deutschlands beste Jobportale 2023
Die ZP Europe ist traditionell auch der Ort, an dem Deutschlands beste Jobportale gekürt werden. Die Prämierung basiert auf den Bewertungen von über 76.000 Bewerbenden und 21.000 Arbeitgebern, die ihre Zufriedenheit und Weiterempfehlungswahrscheinlichkeit angeben, sowie auf der Sichtbarkeit nach Sistrix Ranking. Durchgeführt wird die Analyse von Profilo mit dem Bewertungsportal Jobboersencheck.de und dem Institute for Competitive Recruiting (ICR), die mit ihrem nach Kategorien spezifizierten Ranking den Arbeitgebern die Entscheidung, wo sie welche Stellenanzeigen schalten, leichter machen wollen.
Wie relevant Jobportale für das Recruiting sind, zeigen übrigens Erhebungen des ICR: 35 Prozent der Bewerbungen und 34 Prozent der Einstellungen kommen über Online-Jobbörsen. Damit sind diese weiterhin der wichtigste Kanal, um an neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu kommen.
Die Sieger der drei größten Kategorien sind:
- Generalisten-Jobbörsen: Stellenanzeigen.de (Platz 1), Stepstone (Platz 2), Jobware und Linkedin (Platz 3)
- Spezial-Jobbörsen: Praktisch Arzt (Platz 1), Jobvector (Platz 2), Hogapage und Yourfirm (Platz 3)
- Jobsuchmaschinen: Stellenonline, Heyjobs und Indeed (alle Platz 1)
Großes Interesse an Learning & Development
"Wo geht's zur Halle 5.1?" – diese Frage war am Info-Point häufiger zu hören. In der neuen Halle 5.1, die aus den Hallen 4.1 und 4.2 über ein Zwischengeschoss erreichbar war, befanden sich unter anderem die Bühnen "Learning Technologies" und "Learning & Development", und das Interesse blieb über alle drei Messetage hinweg groß. Das zeigten die Rückmeldungen der Aussteller ebenso wie die fast ganztägig vollen Reihen unter anderem vor der Learning & Development-Bühne.
Dabei wurde deutlich, dass der Bedarf an Lösungen und Unterstützung in Zeiten des schnellen Wandels groß ist, Lerntechnologie aber immer nur ein Teil der Lösung sein kann. Deutlich wurde in vielen Gesprächen und Vorträgen auch, dass alle Beschäftigten einbezogen und neben fachlichen auch mit überfachlichen Lerninhalten versorgt werden müssen, um Unternehmen zukunftsfähig zu machen. Die so genannten Deskless Worker anzusprechen und zu motivieren, Lernangebote anzunehmen und selbstgesteuert zu lernen, sei die größere Herausforderung als eine technische Lösung zu finden. Franz Strukelj, Head of Digital Learning der Volkswagen Group Academy der Volkswagen AG, warnte davor, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu überfordern. Einigkeit herrschte darüber, dass künstliche Intelligenz in der Lerntechnologie künftig eine noch größere Rolle spielen wird.
Fazit: Marktplatz und Treffpunkt für HR, aber ohne politischen Impact
Der Anspruch der Messemacherinnen war es, "Trends und Entwicklungen Arbeit in ihren vielen Dimensionen sichtbar machen und alle Beteiligten in Köln zum Austauschen und Mitmachen anzuregen", wie das Messechefin Astrid Jaeger formulierte. Diesem Anspruch wurde die Messe gerecht. Doch eine Orientierung, wo HR und die Unternehmen derzeit stehen, bot die Messe nur in Ansätzen. Die aktuellen wirtschaftlichen Debatten, Rezession, sinkende Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, Inflation und Tarifpolitik fanden auf der Messe eher am Rande statt. Politik, Sozialpartner und Verbände waren kaum präsent. Die Zukunft Personal Europe ist ein Marktplatz und Treffpunkt, möglicherweise reicht dieser Ansatz der HR-Community aus.
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