Flexible Arbeitszeiten werden gerne propagiert, aber die Realität sieht anders aus: Denn starre Arbeitszeitmodelle, die Arbeitnehmern sowohl die tägliche Arbeitsdauer als auch Anfangs- und Endzeiten fest vorgeben, dominierten laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) auch im Jahr 2010 auf dem deutschen Arbeitsmarkt.

Auf Basis der Arbeitskräfteerhebung 2010 arbeiteten demnach 58,1 Prozent der abhängig Beschäftigten in ihrer Haupttätigkeit nach einem starren Arbeitszeitmodell. Neben dieser Regelung existierten aber auch eine Reihe von Modellen, bei denen die Beschäftigten ihre Arbeitszeit in unterschiedlichem Maß selbst gestalten konnten. Insgesamt 36,3 Prozent der Arbeitnehmer hatten im Jahr 2010 Einfluss auf ihre Arbeitszeiteinteilung.

 

Arbeitszeitkonto besonders beliebt

Der Grad der Flexibilität variierte aber stark: 24,1 Prozent aller Arbeitnehmer konnten ihre Arbeitszeit weitestgehend flexibel mittels eines Arbeitszeitkontos einrichten. Sie mussten dabei lediglich eine vorgegebene Gesamtstundenzahl erreichen und eventuell während sogenannter Kernzeiten präsent sein. Weitere 10,2 Prozent der insgesamt in 2010 Beschäftigten konnten über eine Gleitzeitregelung bei täglich vorgegebener Arbeitsdauer zumindest Beginn beziehungsweise Ende ihrer Arbeitszeit flexibel bestimmen. Völlig flexibel bei ihrer Arbeitszeitgestaltung waren lediglich 2 Prozent der Beschäftigten. Ihre Leistung wird ausschließlich über Arbeitsergebnisse beurteilt.

 

Arbeitszeitregelungen stark branchenabhängig

Der Umfang individueller Arbeitszeitregelungen wird mit davon geprägt, inwieweit die Rahmenbedingungen einer Arbeit wie Produktionserfordernisse, Öffnungs- oder Unterrichtszeiten Flexibilität zulassen. Am häufigsten an starre Arbeitszeitregelungen gebunden waren im Jahr 2010 Beschäftigte im Bereich Gesundheits- und Sozialwesen (73,2 Prozent), im Bereich Verkehr und Lagerei (70,3 Prozent), im Gastgewerbe (69,4 Prozent) sowie beim Baugewerbe (69,3 Prozent).

Am seltensten fanden sich starre Arbeitszeitmodelle in einer Reihe von Dienstleistungsbranchen wie den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (28,4 Prozent), aber auch in der öffentlichen Verwaltung (33,8 Prozent). Dort spielten gleichzeitig Arbeitszeitkonten eine herausragende Rolle: Sie ermöglichten 51,8 Prozent der Beschäftigten in den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen und 45 Prozent der Beschäftigten in der öffentlichen Verwaltung eine flexible Arbeitszeiteinteilung. Gleitzeitregelungen kommen in diesen Branchen ebenfalls häufiger vor, spielen insgesamt aber eine nachrangige Rolle.

 

Führungskräfte sind am flexibelsten

Führungskräften steht als einziger Berufsgruppe (mit 8,3 Prozent) relativ häufig eine völlig flexible Arbeitszeitgestaltung offen. Allerdings scheint dies seinen Preis zu haben: Beschäftigte mit völlig flexiblen Arbeitszeiten arbeiteten meist am längsten. 57,1 Prozent dieser Gruppe mit Vollzeitstelle arbeiteten mehr als 40 Stunden pro Woche, bei den Beschäftigten mit fester Arbeitszeit waren es 15,1 Prozent.

Hinweis: In der Titelgeschichte des "Personalmagazins", Ausgabe 10/2011 werden Lösungen vorgestellt, die die Bedürfnisse von Arbeitgebern und Mitarbeitern in Fragen der Arbeitszeit in Einklang bringen. Andererseits wird auch aufgezeigt, welche rechtlichen Grenzen zu beachten sind.