Xing New Work Awards 2017: New Work, New Work
Alles in New Work: Diesen Eindruck vermittelte die diesjährige Verleihung der "Xing New Work Awards" in Berlin. Als Location hatten sich die Veranstalter des Business-Netzwerks diesmal das neue, angesagte Kongresszentrum am Westhafen ausgesucht, das unter anderem das Arbeitsministerium im vergangenen Dezember gewählt hatte, um dort sein "Weißbuch Arbeiten 4.0" vorzustellen. Ende März fand dort auch der DGFP-Kongress 2017 statt, der ebenfalls im Zeichen der neuen Arbeitswelt stand.
New Work wurde den ganzen Tag diskutiert
Bei Xing war nun ein deutlich jüngeres und legereres Publikum unterwegs, der Altersdurchschnitt mag um die 30 Jahre gelegen haben – die meisten in Jeans, Anzüge waren rar, Krawatten verpönt. Stattdessen gab es hippe Brillen, Hipsterbärte und schräge Hüte zu sehen. Am Eingang wurde gemahnt: "Wir duzen uns hier alle!" Damit hat Xing offenbar den Nerv der Zielgruppe getroffen: Mit 750 Besuchern, die der Veranstalter im Anschluss vermeldete, konnte der Kongress viele junge Berufstätige mobilisieren.
Als Veranstaltungspartner hatte der Coworking-Spaces-Betreiber "Design Offices" die passende New-Work-Möblierung wie Sitzsäcke, -rollen, Holzkisten und moderne Sofas geliefert. Xing scheute keine Kosten und Mühen: Vor der Location standen Videospielstationen, Fotoautomaten und ein Event-Bus bereit, um den Kongressteilnehmern Abwechslung zu bieten, und im Hafenbecken fuhren sogar zwei Schiffe auf und ab, auf denen ebenfalls den Tag über Sessions stattfanden.
New-Work-Erfinder schweift ab
Erstmals begleitete Xing seine Preisverleihung mit einem ganztägigen Kongress unter dem Motto "New Work Experience", bei dem alle Facetten der neuen Arbeitswelt beleuchtet wurden. In vielen verschiedenen Parallelveranstaltungen traten Szenegrößen auf wie Publizist und FDP-Politiker Thomas Sattelberger und Gero Hesse, HR-Blogger und Geschäftsführer von Territory Embrace, aber auch viele Start-up-Vertreter und allerlei bis dato unbekannte New Worker.
Höhepunkt des Kongresses war zweifelsfrei die Keynote von New-Work-Erfinder Frithjof Bergmann ("New Work ist die Arbeit, die ein Mensch wirklich, wirklich will!"). Dass Bergmann die Grundlagen seiner Theorie nur rudimentär erklärte, immer wieder in Nebenstränge abschweifte und seine Redezeit skrupellos überzog, störte seine Anhänger offenbar nicht – im Gegenteil: Er erhielt tosenden Applaus, Standing Ovations und jede seiner Catchphrases wurde in Sekundenschnelle auf Twitter geteilt.
Startups morgens gekürt – vor allen anderen Gewinnern
Die New-Work-Award-Verleihung selbst war in drei Blöcke gesplittet: Bereits am Morgen kürten die Veranstalter in der Kategorie "junge Unternehmen" Startups. Als Gewinner ging aus dieser Kategorie das Unternehmen "Edition F" hervor, das für seine Maßnahmen zur Frauenförderung ausgezeichnet wurde, wie etwa "Top Sharing", also geteilte Führungspositionen, und seine vorbildliche Mitarbeiterbeteiligung.
Auf den zweiten Platz kam das Frankfurter Jung-Unternehmen "Pippa and Jean", das sich zum Ziel gesetzt hat, Jobs zu schaffen, die sich nach dem Leben der Mitarbeiter richten und nicht umgekehrt. Dritter wurden die jungen Unternehmer von "Leadership 3", die ihre Firma als "großes Experimentierfeld für Selbstorganisation" beschreiben und ihre Erfahrungen mit anderen teilen.
Mit der Entscheidung, die Startups bereits am Morgen und damit stundenlang vor den restlichen Gewinnern auszuzeichnen, entfernte sich Xing weiter von der ursprünglichen Idee des Award, vor allem mutige Innovationen in kleinen, nicht bereits etablierten Unternehmen auszuzeichnen. Schon im vergangenen Jahr wurde die Abkehr von der Ursprungsidee deutlich, als Bosch als Hauptgewinner in der (damals noch einzigen) Kategorie gekürt wurde. In diesem Jahr wurde nun von vorne herein die Preisverleihung für junge und etablierte Unternehmen in zwei Kategorien – und rund sechs Stunden voneinander – getrennt.
Etablierte Unternehmen und New Worker abends gekürt
Erst am Abend wurden dann auf der Hauptbühne die Gewinner in der Kategorie "etablierte Unternehmen" gekürt: Hier ging diesmal Cisco als Gewinner hervor. Das Tech-Unternehmen bietet seinen Mitarbeiter die Freiheit, selbst darüber zu entscheiden, wann und wo sie arbeiten wollen – ein Konzept, mit dem auch andere (Tech-)Unternehmen (zum Beispiel Microsoft mit seinem Vertrauensarbeitsort) schon länger experimentieren.
Zweiter wurde die Online-Plattform "Traum-Ferienwohnungen", die für ihre selbstorganisierten, heterogenen Teams ohne Führungskräfte gekürt wurde. Als Drittplatzierter durfte das Technik-Unternehmen "Tele Haase" einen "New Work Award" mit nach Wien nehmen – für seine selbststeuernde, hierarchiefreie, agile Organisationsstruktur.
Erstmals einzelne "New Worker" ausgezeichnet
Die neue Auszeichnung "New Worker", mit dem in diesem Jahr erstmals auch einzelne Persönlichkeiten an der Ausschreibung teilnehmen konnten, wurde ganz zum Schluss der Veranstaltung verliehen – auf einer Nebenbühne. Nominiert waren zehn Personen mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten.
Der Auswahl der Besten lag – wie bei den anderen Kategorien auch – zunächst ein Juryvotum zugrunde. Die Juroren wählten aus allen Einsendungen eine Shortlist aus. Aus dieser Shortlist durften Besucher und andere Interessierte in einem Online-Voting ihre Favoriten wählen.
Sechs Preise für zehn nominierte New Worker
Während bei den Unternehmen aus diesem Voting die besten drei gekürt wurden und auch in dieser Reihenfolge gewürdigt wurden, wurden gleich sechs der zehn nominierten New Worker gleichberechtigt ausgezeichnet. Die sechs Gewinner sind:
- Lena Felixberger, Gründerin der Plattform "Descape", die Arbeitnehmern ein Reinschnuppern in andere Jobs ermöglicht
- Julia Kümper, die trotz einer schweren Krankheit "Match-Watch", ein Unternehmen, das Personalentwicklung per Beobachtung von Sportmatches (wie zum Beispiel Bundesligaspielen) anbietet, und eine Nachwuchsgesellschaft für Politik- und Sozialwissenschaftler gegründet hat und sichtlich gerührt über ihren Preis war
- Hermann Arnold, Mitgründer von Haufe-Umantis, der aktiv für eine neue Führungskultur eintritt und aus diesem Grund selbst als CEO zurückgetreten ist
- Sven Franke, Mitinitiator des New-Work-Filmprojekts "Augenhöhe"
- Christa Weidner, die mit ihrem Projekt "Freelance IT" Selbstständige dabei unterstützt ihre Kunden rechtssicher zu betreuen
- Ali Mahlodji, Gründer der Plattform "Whatchado", auf der Berufstätige im Videointerview über ihre Erlebnisse im Job erzählen.
Warum bei den New Workern ein anderer Modus gewählt wurde als bei den Unternehmen und den Startups und warum auf diese Weise gerade sechs und nicht drei von zehn Nominierten einen Preis mit nach Hause nehmen durften und nur vier leer ausgingen, blieb das Geheimnis der Veranstalter.
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