Negativzins belastet die Sozialkassen

Das Zinstief im Euroraum freut Kreditnehmer. Doch für Sparer ist die Entwicklung bitter. Auch Sozialkassen bekommen Negativzinsen zu spüren.

Zinsflaute und Strafzinsen im Euroraum belasten Sparer und Sozialversicherungen. Laut einer Umfrage verlangen immer mehr Banken und Sparkassen in Deutschland von vermögenden Privatkunden Negativzinsen fürs Verwahren von Guthaben. Zugleich fielen bei Sozialkassen im vergangenen Jahr Negativzinsen in zweistelliger Millionenhöhe an - unter anderem für die Anlage der Gelder, wie die zuständigen Stellen am 29.7.2019 bestätigten.

Geschäftsbanken zahlen Zinsen an EZB

Seit Mitte Juni 2014 müssen Geschäftsbanken Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Aktuell sind es 0,4 %. Die Währungshüter wollen die Institute dazu bringen, mehr Kredite zu vergeben. Dies soll die Wirtschaft ankurbeln und zugleich die Inflation anheizen.

Negativzins: Belastung der Rentenkassen

Die Zinspolitik belastet auch die Sozialversicherungen in Deutschland. Für die Reserve der Rentenversicherung, die Nachhaltigkeitsrücklage, fielen im Jahr 2018 Negativzinsen in Höhe von 0,018 % der Gesamtausgaben von 302 Mrd. EUR an. Das waren rund 54 Mio. EUR. «Die Rentenversicherung kann sich der Zinsentwicklung auf den Finanzmärkten nicht entziehen», erklärte die Rentenversicherung.

Nachhaltigkeitsrücklage in Form von Termingeldern angelegt

Die Nachhaltigkeitsrücklage - im Juni 38 Mrd. EUR - werde überwiegend in Form von Termingeldern entsprechend den gesetzlichen Vorgaben mit einer Laufzeit von maximal zwölf Monaten angelegt, so die Rentenversicherung. Da die laufenden Ausgaben grundsätzlich aus den laufenden Beitragseinnahmen und den Bundeszuschüssen finanziert werden, spiele die Zinsentwicklung aber eine untergeordnete Rolle.

Negativzins für Gesundheitsfonds

Auch beim Gesundheitsfonds in der gesetzlichen Krankenversicherung wurden Negativzinsen fällig - für die Anlage seiner Gelder und sein Giroguthaben bei der Bundesbank im Jahr 2018 in Höhe von 9,2 Mio. EUR, wie das Bundesversicherungsamt mitteilte. Beim bestehenden Ausgleichsfonds der Pflegeversicherung betrugen die Negativzinsen unterm Strich rund 3,5 Mio. EUR.

Kein Negativzins bei der BA

Dagegen hat die Bundesagentur für Arbeit (BA) die Zahlung von Negativzinsen bisher weitgehend vermeiden können. So hätten sich im Jahr 2018 die angefallenen Zahlungen gerade mal auf 3.418 EUR belaufen, teilte die BA mit. Im Jahr davor habe man noch ein Verwahrungsentgelt von einigen Tausend Euro gezahlt, dieses aber im Laufe von 2019 «wegverhandeln» können, sagte der Finanzexperte der Bundesbehörde. Derzeit verfügt die Bundesagentur über eine Rücklage von 21,5 Mrd. EUR.

dpa