Mietkosten nach Beendigung der doppelten Haushaltsführung
Im Streitfall ging der Steuerpflichtige einer Beschäftigung in Berlin nach, hatte seinen Lebensmittelpunkt aber weiterhin in Nordrhein-Westfalen. Nach Kündigung des Arbeitsverhältnisses durch den Arbeitgeber zum 31.8.2015 behielt er seine Wohnung in Berlin bei und bewarb sich in der Folgezeit auf eine Vielzahl von Arbeitsplätzen im gesamten Bundesgebiet, von denen 3 in Berlin und Umgebung lagen. Nach Zusage einer Stelle in Hessen zum 1.1.2016 kündigte er die Berliner Mietwohnung fristgerecht zum 29.2.2016. Die im Jahr 2015 angefallene Miete machte der Steuerpflichtige noch als Werbungskosten geltend. Das Finanzamt erkannte die Mietkosten für die Wohnung in Berlin jedoch nur bis zum Ende der mietvertraglichen Kündigungsfrist der Wohnung nach der Kündigung und damit bis einschließlich November 2015 an, ließ die Dezembermiete jedoch unberücksichtigt.
Mietkosten als Werbungskosten
Dies sah das FG anders und gab der eingelegten Klage statt. Zwar war die Miete für den Monat Dezember 2015 nicht mehr durch die doppelte Haushaltsführung veranlasst, gleichwohl handelte es sich nach Auffassung des FG bei den Aufwendungen jedoch um vorweggenommene Werbungskosten, da ein hinreichend konkreter Veranlassungszusammenhang mit späteren Einnahmen bestand. Der Steuerpflichtige hatte sich weiterhin auf Arbeitsstellen in Berlin und Umgebung beworben und die Wohnung unmittelbar nach Zusage einer neuen Arbeitsstelle an einem anderen Ort gekündigt. Dies überlagerte die mögliche private Nutzung der Wohnung und begründete die weiterhin bestehende berufliche Veranlassung der Wohnungsmiete Das FG wies ferner darauf hin, dass eine vorzeitige Kündigung und eine etwaige Neuanmietung einer anderen Wohnung für den Steuerpflichtigen teurer gewesen wären als die Beibehaltung der verhältnismäßig günstigen Wohnung.
Revision wurde zugelassen
Das FG hat die Revision zugelassen, da beim BFH ein Revisionsverfahren zu der Frage anhängig ist, ob Aufwendungen für die Anmietung einer Wohnung als Werbungskosten gemäß § 9 Abs. 1 Satz 1 EStG abzugsfähig sind, wenn zwar die Voraussetzungen einer doppelten Haushaltsführung nach § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5 EStG nicht vorliegen, die Wohnung aber aus ausschließlich beruflichen Gründen vorgehalten wird (Az. beim BFH VI R 1/18). Betroffene Steuerpflichtige sollten daher entsprechende Steuerbescheide im Einspruchswege offen halten und Verfahrensruhe (§ 363 Abs. 2 AO) geltend machen.
FG Münster, Urteil v. 12.6.2019, 7 K 57/18 E, veröffentlicht mit dem Juli-Newsletter des FG Münster
-
Antrag auf Aufteilung der Steuerschuld nach § 268 AO ist unwiderruflich
6765
-
Vermietung an den Partner in einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft
675
-
Abschreibung für eine Produktionshalle
674
-
Abzug von Fahrtkosten zur Kinderbetreuung
512
-
Berechnung der Zehn-Jahres-Frist bei sanierungsrechtlicher Genehmigung
472
-
Vorsteuerabzug bei Betriebsveranstaltungen
454
-
Sonderausgabenabzug für einbehaltene Kirchensteuer auf Kapitalerträge aus anderen Einkunftsarten
444
-
Anschrift in Rechnungen
429
-
Neue Grundsteuer B in Baden-Württemberg ist verfassungsmäßig
421
-
Teil 1 - Grundsätze
412
-
Verfassungsmäßigkeit des grundsteuerlichen Bewertungsrechts im Bundesmodell
20.12.2024
-
Gewerbesteuerliche Hinzurechnung von Werbeaufwendungen
19.12.2024
-
Alle am 18.12.2024 veröffentlichten Entscheidungen
19.12.2024
-
Zuordnung zum land- und forstwirtschaftlichen Vermögen
18.12.2024
-
Verluste im Rahmen eines Steuerstundungsmodells nach § 15b EStG
18.12.2024
-
Verurteilung zweier Angeklagter wegen Steuerhinterziehung durch Cum-Ex-Geschäfte
18.12.2024
-
Innerorganschaftliche Zinsaufwendungen für den Erwerb einer Beteiligung
18.12.2024
-
Minderung der Miete durch Zeichnung von Genossenschaftsanteilen
16.12.2024
-
Kosten im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung einer Erbengemeinschaft
16.12.2024
-
Änderung des Gesellschafterbestands einer grundbesitzenden Personengesellschaft
16.12.2024