„Disclore ist kein Selbstzweck, sondern sollte zu Handlung führen“
Der Verband für Nachhaltigkeits- und Umweltmanagement (VNU), der im kommenden Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert, lud auch 2024 zum Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagementtag ein. Zum ersten Mal fand die Veranstaltung nicht im Rahmen der VNU-Mitgliederversammlung statt, dennoch bestand das Publikum zu einem großen Teil aus VNU-Mitgliedern. Dementsprechend war die Atmosphäre geprägt von angeregten Gesprächen unter bekannten Gesichtern und einem produktiven Austausch.
Einblicke in aktuelle Themen des Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagements
Dr. Ken Blanck von der IHK Frankfurt eröffnete die Veranstaltung mit einem Einblick in die Energieeffizienzmaßnahmen des Gebäudes sowie in das Programm „IHK-Energiescouts“, das Auszubildende zu Energieexperten ausbildet.
Olaf Mätzner von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) informierte über die kommende EU-Ökodesign-Verordnung. Deren Anforderungen seien zwar nicht völlig neu, würden aber die bisherige Ökodesign-Richtlinie erweitern. Die Verordnung werde bis auf wenige Ausnahmen alle Produkte betreffen und unter anderem den digitalen Produktpass sowie ein Ökodesign-Label mit sich bringen.
Joanna Behrend stellte einen Leitfaden von GS1 Germany zum Umgang mit Nachhaltigkeitsaussagen in der Werbung vor. Laut Behrend ist das Verständnis der Verbraucherinnen und Verbraucher für diese Begriffe seit 2014 zwar gestiegen, gleichzeitig gebe es aber immer noch viele irreführende und missverständliche Begriffe. Dies bestätigt auch eine Studie des Europäischen Parlaments, die zu dem Ergebnis kommt, dass 53 Prozent der „Green Claims“ von Unternehmen irreführend, übertrieben oder missverständlich sind.
Eine Podiumsdiskussion zum Thema „Tools und Ansätze zur Lieferantenbewertung“ gab Einblicke aus rechtlicher und praktischer Sicht. Florian Valentin Schuler (Rechtsanwalt, Gleiss Lutz Hootz Hirsch PartmbB Rechtsanwälte) gab einen kurzen Überblick über das LkSG, das französische „Loi de vigilance“ sowie die CSDDD. Gisbert Braun (Head of Sustainability bei der Martin Bauer Group) und Curd Blank (Umweltbeauftragter bei Wiegel Verwaltung) nahmen die Perspektive der Praxis ein und berichteten, wie ihre Unternehmen mit Kundenanfragen umgehen. Herr Braun nannte vor allem Ecovadis als geeignetes Werkzeug, um gegenüber Kunden, Banken aber auch intern auskunftsfähig zu sein.
Francis Rohr von der Beratungsfirma Arqum präsentierte Erkenntnisse aus einem Pilotprojekt zum EMAS-Modul Klimamanagement und betonte die Herausforderungen durch Datenverfügbarkeit, Personalaufwand aber auch mögliche Vorurteile der Beschäftigten. Jana Deurer vom Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien (IREES) berichtete über die Entwicklung von allgemeinen und branchenspezifischen Leitfäden zum Klimamanagement.
„Wir fahren voll transparent vor die Wand“
Nachhaltige Entwicklung sei ein milliardenschweres Beratungsgeschäft, gleichzeitig herrsche große Verwirrung um den Begriff, sagte Prof. Dr. Estelle Herlyn in der abschließenden Keynote. Sie warnte vor einem reinen Fokus auf Transparenz ohne entsprechende Taten und forderte einen wirkungsorientierten Ansatz durch internationale und akteursübergreifende Zusammenarbeit. Ansonsten sieht sie die Gefahr, dass wir aller Bemühungen zum Trotz „voll transparent vor die Wand“ fahren.
Insgesamt bot der VNU Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagementtag 2024 einen umfassenden Einblick in aktuelle Entwicklungen im Bereich Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement. Das Ziel der Veranstalterinnen und Veranstalter, ein Forum für den Austausch zwischen den Verbandsmitgliedern und – in begrenztem Umfang – darüber hinaus zu schaffen, wurde damit erreicht.
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