Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie verabschiedet

Das Bundeskabinett hat am 4. Dezember die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) beschlossen. Die Strategie setzt den Rahmen für die Reduzierung des Primärrohstoffverbrauchs und die Förderung einer zirkulären Wirtschaftsweise in Deutschland. Ziel ist es, durch die Schließung von Stoffkreisläufen den Wert von Rohstoffen und Produkten möglichst lange zu erhalten.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke betont, dass die NKWS Deutschland an die Spitze der Kreislaufwirtschaft katapultiert. Ziel der Strategie ist es, Produkte langlebiger und kreislauffähiger zu gestalten, um ihre Wiederverwendbarkeit zu erhöhen. Dies soll nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch vorteilhaft sein, indem die Abhängigkeit von Rohstoffimporten verringert und die Innovationskraft gefördert wird. Das vollständige Strategiepapier finden Sie hier.

Zentrale Ziele der NKWS:

  • Reduktion des Primärrohstoffverbrauchs: Bis 2045 soll der Verbrauch erheblich gesenkt werden. Der Fokus liegt darauf, den Verbrauch pro Kopf langfristig auf 6 bis 8 Tonnen zu reduzieren.
  • Schließen von Stoffkreisläufen: Derzeit bestehen nur 13 Prozent der Materialien aus Sekundärrohstoffen. Ziel ist es, diesen Anteil bis 2030 zu verdoppeln.
  • Stärkung der Unabhängigkeit von Rohstoffimporten: Die Strategie unterstützt das Ziel der EU, 25 Prozent des Bedarfs an strategischen Rohstoffen durch Recycling zu decken.
  • Abfallvermeidung: Das Abfallaufkommen pro Kopf soll bis 2030 um 10 Prozent und bis 2045 um 20 Prozent reduziert werden.

Wirtschaftliche Bedeutung der NKWS

Die Kreislaufwirtschaft wird als zentraler Wirtschaftsfaktor betrachtet. Prognosen zufolge könnte sie bis 2030 die jährliche Bruttowertschöpfung der deutschen Wirtschaft um 12 Milliarden Euro steigern und etwa 120.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Damit bietet die NKWS nicht nur ökologische, sondern auch erhebliche ökonomische Vorteile.

Das Bundesumweltministerium betont: „Eine Wirtschaft, die immer mehr neue (primäre) Rohstoffe braucht, ist auf Dauer weder ökonomisch noch ökologisch tragfähig. Die Wirtschaft der Zukunft wird daher eine Kreislaufwirtschaft sein, die den Wert von Rohstoffen und Produkten so lange wie möglich erhält.“ Die Kreislaufwirtschaft mache die Wirtschaft daher unabhängiger, wettbewerbsfähiger und schaffe Chancen für neue Geschäftsmodelle.

Die Strategie konzentriert sich auf elf prioritäre Handlungsfelder, darunter zirkuläre Produktion, Mobilität, Bau und öffentliche Beschaffung. Die Umsetzung erfordert die Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus von Produkten, von der Materialauswahl bis zum Recycling. Konkrete Maßnahmen umfassen Standards für langlebige Produkte, die Einführung digitaler Produktpässe und Rezyklateinsatzquoten.

Implementierung und Zusammenarbeit

Die erfolgreiche Umsetzung der NKWS erfordert die Fortführung des Dialogs mit Stakeholdern und die Nutzung einer neuen Plattform für Kreislaufwirtschaft. Deutschland strebt an, auf europäischer Ebene eine Vorreiterrolle einzunehmen und maßgeblich zur Weiterentwicklung der EU-Rahmenbedingungen beizutragen. Das erklärte Ziel: Deutschland soll zu einem „Leitmarkt für die Circular Economy“ werden. Mit der Verabschiedung der Strategie wurde ein neues Online-Portal ins Leben gerufen, das als Informationsplattform für die Transformation zur zirkulären Wirtschaft dienen soll.

Reaktionen aus der Fachwelt

Die Anfang Dezember verabschiedete Strategie wurde von verschiedenen Akteuren begrüßt, es gibt aber auch kritische Stimmen.

Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) hat die Verabschiedung der NKWS ausdrücklich begrüßt. VDI-Direktor Adrian Willig hebt hervor, dass die Strategie aus einem intensiven Dialogprozess mit der Wirtschaft hervorging, an dem der VDI aktiv beteiligt war. Er betont die Notwendigkeit von Investitionssicherheit, um gleiche Marktchancen für zirkuläre Materialien zu schaffen. Besonders die öffentliche Hand solle in ihren Beschaffungsprozessen die Zirkularität von Produkten stärker berücksichtigen. Verbesserungspotenzial sieht der VDI in der unzureichenden Berücksichtigung des Gesundheitssektors, der rund fünf Prozent des deutschen Rohstoffverbrauchs ausmacht.

Der TÜV-Verband sieht die NKWS als Meilenstein auf dem Weg zu einer ressourcenschonenden Wirtschaft. Juliane Petrich, Referentin für Politik und Nachhaltigkeit beim TÜV-Verband, betont die Rolle von unabhängigen Prüfungen bei der Umsetzung der Strategie. Diese könnten entscheidend dazu beitragen, die Qualität und Zuverlässigkeit zirkulärer Produkte zu gewährleisten. Allerdings fordert der Verband, dass die nächste Bundesregierung die Zielerreichung mit einem umfassenden Maßnahmenplan untermauert.

Dr. Katharina Reuter vom Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft (BNW) lobte schon vor der Verabschiedung den Einsatz von SPD und Grüne für die Weiterführung der NKWS. Sie sieht in zirkulären Materialien und Geschäftsmodellen einen bedeutenden Vorteil für resilientere Lieferketten und Klimaschutz. Der BNW hat eigenen Angaben zufolge die Einspeisevergütung für Rezyklate als innovatives Werkzeug in die Strategie eingebracht und drängt auf deren zeitnahe Prüfung. Reuter ist überzeugt, dass eine Halbierung des Ressourcenverbrauchs machbar ist und sowohl Wirtschaft als auch Klima profitieren würden.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) äußert sich kritisch zur NKWS. Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH, bemängelt die fehlende Verbindlichkeit der Strategie. Das ursprünglich ambitionierte Ziel, den Primärrohstoffverbrauch auf acht Tonnen pro Kopf jährlich zu reduzieren, sei zu einem unverbindlichen Leitbild verwässert worden. Metz fordert die nächste Bundesregierung auf, konkrete Maßnahmen zur Abfallvermeidung, Mehrwegförderung und zum Recycling über europäische Vorgaben hinaus zu entwickeln.

Die Reaktionen zeigen, dass die Verabschiedung der NKWS als wichtiger Schritt für die Kreislaufwirtschaft anerkannt wird, aber auch konkrete Maßnahmen und Verbindlichkeit gefordert sind, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Die Strategie bietet eine Plattform für weitere Diskussionen und Entwicklungen in der deutschen Wirtschaftspolitik hin zu einer nachhaltigeren Zukunft.


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