Über Nachhaltigkeit, damals Corporate Social Responsibility, hörte Maria Blume zum ersten Mal etwas 2005 an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Egal ob Strategie, Kennzahlen oder Kommunikation: Von Beginn an war Blume davon begeistert, wie viele Aspekte das Thema Nachhaltigkeit vereint. In den letzten 15 Jahren hat sie das Thema jedenfalls in unterschiedlichsten Branchen kennengelernt – vom Wohnungsbau über IT bis zum Handel.
Heute leitet Maria Blume die Stabsstelle Nachhaltigkeit bei Getränke Hoffmann, dem größten Getränkefachhandel in Deutschland. Und sie ist überzeugt: „Man wird bei Nachhaltigkeit nie einen Haken setzen können.“ Die ständige Weiterentwicklung sei ein Teil des Prozesses, weshalb Unternehmen auch keine Scheu haben sollten, ihre aktuelle Position ehrlich zu kommunizieren. Sinnvoll findet sie daher den „Comply or Explain“-Ansatz: Unternehmen müssen keine Perfektion vorgaukeln, sondern transparent darstellen, was sie bereits leisten und wo sie noch Defizite haben.
Nachhaltigkeitsbericht? Keep it real!
Einen ähnlichen Zugang zum Thema fand Florian Harrlandt, Koordinator Deutscher Nachhaltigkeitskodex (DNK) beim Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE). Während seines Studiums der Wirtschaftswissenschaften und Psychologie entwickelte er ein starkes Interesse an Wirtschaftsethik. Ein prägendes Erlebnis sei eine Vorlesung gewesen, die ihm den Weg in die Nachhaltigkeitsarbeit ebnete.
Die Berichterstattung hat sich in den letzten Jahren gewandelt, das sieht auch Harrlandt, der erstmals 2016 für den Rat arbeitete. „Die ersten Berichte im Jahr 2018 waren zum Teil haarsträubend“, erinnert er sich. Unternehmen hätten in ersten Entwürfen versucht, ihre Angaben zur Nachhaltigkeit aus den „Fingern zu saugen“. Inzwischen hätten sie jedoch verstanden, dass es um eine Prozesslogik geht. Es geht nicht darum, alles sofort zu haben, sondern den aktuellen Stand darzustellen.
Von Vorbildern und Fragen, die niemand mehr stellen wird
Der erste Schritt hin zum Reporting, besonders im Mittelstand, liegt laut Blume darin, die richtigen Menschen an einen Tisch zu bringen. Ihnen müsse man klarmachen, worum es bei anstehenden Aufgaben gehe. Hilfreich sei dabei die Orientierung an Branchenvorbildern. Einmal im Jahr etwa unternimmt das Nachhaltigkeitsboard von Getränke Hoffmann eine Exkursion zu Vorbildern aus der eigenen Lieferkette wie zum Beispiel Florida Eis aus Berlin. „Wir wollen Themen und Trends in unserer Branche identifizieren. Und das hat nicht mal so viel mit Nachhaltigkeit zu tun“, betont Blume.
In zehn, vielleicht in fünf Jahren werde niemand mehr die Berichtspflichten zur Nachhaltigkeit in Frage stellen, meint Harrlandt: „Keiner würde auf die Idee kommen, die Einnahmen und Ausgaben nicht mehr gegenüberzustellen. Denn man weiß, dass daran der Erfolg des Unternehmens hängt.“ Hier könnten Unternehmen sehen, wo ihre Chancen liegen, welches Einsparpotenzial sie haben und wonach ihre Kund:innen fragen. Und das Gleiche geschehe mit Nachhaltigkeit, die zum integralen Bestandteil der Analyse und des Risikomanagements werde. Harrlandt stellt fest: „Letztlich revolutioniert sich die klassische Unternehmensstrategie.“
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