10 Top-Aktionen für mehr Nachhaltigkeit in Unternehmen

Viele Unternehmen haben sich längst auf den Weg in eine nachhaltige Zukunft gemacht. Andere starten gerade durch. Dranbleiben und immer neue wirksame, co-kreative Initiativen etablieren ist obligatorisch. Hier dazu meine Top 10.

Für jedes Unternehmen gibt es eine Vielzahl von Handlungsoptionen, die initiiert werden können, um Sustainability-Themen in die Köpfe und Herzen der Belegschaft zu bringen. Im Wesentlichen geht es darum, umwelt- und klimafreundliche Lösungen gemeinsam zu finden. Ein co-kreatives Vorgehen ist dafür bestens geeignet. Bei solch partizipativen, crossfunktionalen Prozessen ändert sich die Rolle der Mitarbeitenden vom passiven Empfänger vorgefertigter Inhalte zum aktiven Mitgestalter.

Nachhaltige Verbundenheit schaffen

Solche Vorgehensweisen kreieren nicht nur erhöhtes Engagement, sondern auch ein Umweltschutz-Wir-Gefühl. In Zeiten der Vereinzelung durch Homeoffice und hybridisierte Arbeit sind Maßnahmen, die Verbundenheit unterstützen, ganz besonders wichtig. Insofern stärkt jede gemeinsam erdachte und umgesetzte Sustainability- und Gemeinwohlinitiative zugleich das nachhaltige Handeln und den internen Zusammenhalt. Dazu hier im Überblick meine Top 10:

Die Gewissensfrage

Wer nachhaltigkeitsfit werden will, den bringt zum Beispiel das kontinuierliche Feedback der Mitarbeitenden rasch weiter. Dazu stellen Sie schriftlich folgende Frage: „Stell dir vor, du wärst unser Unternehmensgewissen. Was würdest du uns zu unserem Verhalten in Sachen Umwelt- und Klimaschutz sagen? Was läuft schon gut? Was könnten wir besser machen? Und was müsste sich zügig verändern?“ Viel Platz zum Ausfüllen geben. Damit sowohl positive als auch negative Antworten kommen, zeichnen Sie eine fiktive Person mit einem Engelchen auf der rechten und einem Teufelchen auf der linken Schulter. Ungeschminkte Antworten bringen vieles ans Licht, was man schon immer gern wissen wollte. Womöglich werden die Oberen so endlich erfahren, was aufgrund von Gerüchten außer ihnen schon alle wissen und was die wahren Gründe für hartnäckige Probleme sind - damit man sie endlich beseitigen kann.

Das Sustainability World Café

Beim World-Café-Konzept können im Rahmen eines größeren Events viele Mitarbeitenden gleichzeitig an Nachhaltigkeitslösungen arbeiten. Hierzu benötigen Sie pro Thema einen Tisch. Auf dem Tisch breiten Sie eine beschreibbare Tischdecke oder Flipchart-Papier aus. Zudem legen Sie Marker, Stifte, Klebepunkte und so weiter bereit. Erläutern Sie den Teilnehmenden die Aufgabe und verteilen Sie sie auf die Tische. Jeder Tisch hat einen Gastgeber, der zugleich Moderator ist. Erlaubt ist alles, was konstruktiv zum Thema beiträgt, also Texte, Bilder, Collagen und so fort. Nach 20 Minuten beenden Sie die erste Runde und bitten die Gruppen, jeweils einen Tisch weiterzuziehen, um sich dem nächsten Thema zu widmen. Nur die Gastgeber bleiben an ihren Tischen, begrüßen die Ankommenden, resümieren das bisher Gesammelte und starten einen erneuten Diskurs. Die Ergebnisse werden allen vorgestellt.

Hackathons für Nachhaltigkeit

„Hack the Org“-Maßnahmen

Der Begriff stammt aus der Szene der jungen Unternehmen. Dabei geht es um Methoden, Maßnahmen und Tools, die dazu dienen, unbrauchbares Vorgehen zügig loszuwerden und intelligentere, effizientere, passendere Wege der Aufgabenbewältigung, der Zielerreichung und der Zusammenarbeit zu finden. Hierarchieunabhängig kann jeder einzelne Mitarbeitende Workhacks initiieren, wenn er die Notwendigkeit dafür sieht. Dies erzeugt eine erstens fortwährende und zweitens vorausschauende Selbsterneuerung in kleinen Schritten. So ist es viel leichter, Wandel voranzubringen. In unserem Fall liegt der Schwerpunkt hierbei auf ökologischen und sozialen Nachhaltigkeitsmaßnahmen.

Sustainability-Micro Learning

Nicht alle im Unternehmen wissen zum Thema Nachhaltigkeit schon wirklich viel. Und noch immer machen eine Menge Mythen die Runde. Micro Learning wirkt dem entgegen. Dazu werden kompakte Lernbausteine, auch Learning Nuggets genannt, zusammen mit Nachhaltigkeitsmanagern erarbeitet und vom Corporate Learning bereitgestellt, zum Beispiel auf einer unternehmenseigenen Learning Experience Plattformen (LXP). So werden ausgewählte Aspekte zum Thema Arten-, Umwelt- und Klimaschutz während der Arbeitszeit in etwa fünf bis zehn Minuten eigenständig durchgenommen. Dies kann zum Beispiel ein kleines Lernspiel, ein ausführlicher Fachtext oder ein Quiz zur Selbsteinschätzung sein. Ein „Learn more“-Knopf am Ende des Nuggets führt zu weiteren thematisch passenden Lernangeboten.

Sustainability Lunch & Learn

Hierbei geben Kollegen ihr Wissen zum Thema Arten-, Umwelt- und Klimaschutz im Rahmen eines Mittagessens weiter. Die Themenvorschläge werden in eine interne Lernplattform eingestellt. Wer interessiert ist, meldet sich freiwillig an. Eine Intervention dauert maximal 15 Minuten. Sie sollte möglichst lebendig und frei von Fachjargon sein. Danach ist fünf Minuten Zeit für Fragen. Im Anschluss können bilaterale Gespräche für eine weitere Vertiefung sorgen.

Nachhaltigkeit geht nur gemeinsam

Interne Ted Talks

Hierbei stellen Mitarbeitende ihre Nachhaltigkeitsprojekte in Anlehnung an das Ted-Talk-Format vor, zum Beispiel einmal im Monat vor der gesamten Firma im Rahmen eines Anlasses, zu dem sich jeder auch virtuell zuschalten kann. Die Themenangebote für solche Events werden auf der Lernplattform vorgestellt. Per Voting wird entschieden, welche davon breites Interesse finden und folglich auf die Bühne kommen. Der Talk wird aufgezeichnet, so dass er jederzeit auf einer firmeninternen Plattform abrufbar ist.

Peer-to-Peer-Lernen

Mitarbeitende auf gleicher Ebene wissen meist sehr viel besser als Höhergestellte weit weg vom Schuss, welche Lerninhalte für die Kollegen hilfreich sein können und was alle gemeinsam weiterbringt. Die Beteiligten sind Lehrende und Lernende zugleich (Peer = der Gleichrangige). So wird passender Lern-Content auf firmeninternen Lernplattformen in Eigenregie zusammengetragen, neu erstellt und kuratiert. Solche Plattformen sind für alle Beschäftigten zugänglich. Sie haben Like- und Kommentarfunktionen. Dies fördert die kollaborative Interaktion, den hierarchiefreien Erfahrungsaustausch und die gemeinsame Reflexion. Alternativ können Learning Experience Plattformen genutzt werden, um das oft in den Unternehmen weit verstreute Wissen zum Thema Nachhaltigkeit zu bündeln und dort einzubringen. So kann passender Lerncontent jederzeit und überall abgerufen werden.

Sustainability Mentoring

Beim Sustainability Mentoring coacht abteilungsübergreifend ein „Nachhaltigkeitsprofi“ einen „Nachhaltigkeitsneuling“ auf solchen Themengebieten, die für das Unternehmen interessant sind. Ziel ist es, die „grüne“ Fitness der Firma insgesamt zu erhöhen, indem herkömmliche Produkte, Prozesse und Arbeitsweisen möglichst rasch an die Erfordernisse der Zukunft angepasst werden. Digitale und grüne Themenfelder hängen dabei oft zusammen, weil zum Beispiel KI, 3D-Druck und Robotik nachhaltige Vorgehensweisen massiv unterstützen. Sustainability Mentoring eignet sich besonders für Mitglieder des Top-Managements, weil diese sich in allgemeinen Weiterbildungsmaßnahmen nicht wohlführen würden.

Sustainable Jamming

Hackathons für das Klima

Hackathons, eine Wortschöpfung aus Hack und Marathon, sind Events zur konzentrierten gemeinsamen Lösung von Aufgabenstellungen mit einem extrem engen Zeitplan. So kommt man zu hocheffizienten Ergebnissen oft in der Hälfte der üblichen Zeit. Zum Beispiel hat die Fraunhofer IESE zu einem 24-Stunden-Smart-City-Hackathon für Klimaschutz und Nachhaltigkeit eingeladen. Nach einer langen Nacht mit viel Kaffee und wenig Schlaf präsentierten die neun angetretenen Teams ihre Ideen und Prototypen für die klimaneutrale Smart City einer hochkarätigen Jury. Der erste Platz ging an die „PfaffRunner“. Ihre Idee: Über spezielle Bodenplatten wird aus dem Druck, den Menschen beim Laufen darauf ausüben, sauberer Strom erzeugt. Ein so ausgestatteter Rundkurs, etwa in einem Park, kann nicht nur erneuerbare Energie erzeugen, sondern die Menschen im wahrsten Sinne des Wortes zu mehr Nachhaltigkeit „bewegen“ - und zugleich ihrer Gesundheit viel Gutes tun.

Jams für mehr Nachhaltigkeit

Die Suche nach Klima- und Umweltschutzaktivitäten lässt sich auch in ganz großem Stil organisieren, um in weitverzweigten Organisationen alle Interessierten einzubinden. Das passiert im Rahmen von Jams. Jams sind Online-Veranstaltungen, die auf speziellen Jam-Plattformen weltweit stattfinden können. Dabei diskutieren die Teilnehmenden in moderierten Foren und bringen ihre Ideen ein. Software kanalisiert die Themen über Bewertungen, Rankings und Diskussionsintensität. Zum Beispiel trafen sich unter dem Titel „Tomorrowcraft – Global Sustainability Game Jam“ interessierte Akteure und Game-Designer aus der ganzen Welt drei Tage lang online, um in interdisziplinären Teams Spiel-Prototypen zum Thema nachhaltige globale Entwicklung zu erschaffen. Solche Jams finden fortan auch in virtuell begehbaren Räumen statt, wo die digitalen Zwillinge der Teilnehmer zusammenkommen.


Das aktuelle Buch von Anne M. Schüller heißt " Zukunft meistern. Das Trend- und Toolbook für Übermorgenmacher".


Schlagworte zum Thema:  Nachhaltigkeit, Nachhaltigkeitsmanagement