Rolle des Arbeitsschutzes
Sinkende Geburtenraten und steigende Lebenserwartung führen dazu, dass sich die Altersstruktur Deutschlands mittel- und langfristig gravierend verändern wird. Das bedeutet, dass den Unternehmen in Zukunft weniger und im Durchschnitt ältere Beschäftigte zur Verfügung stehen. Ältere Mitarbeiter benötigen spezifische Arbeitsbedingungen, damit sie gesund bleiben.
Handlungsbedarf in Unternehmen durch demografischen Wandel nicht unterschätzen
Der demografische Wandel läuft über mehrere Jahrzehnte und wird deshalb nur selten von den Personalverantwortlichen bewusst wahrgenommen. Die bereits heute notwendigen Maßnahmen haben einen stark präventiven Charakter, sodass ein verspätetes Handeln nur noch geringe positive Effekte zeigen kann.
Viele Personalverantwortliche sind überzeugt, das Problem bereits durch ausgiebige Nutzung von Altersteilzeit und Frühverrentung gelöst zu haben. Dabei lässt man sich oft von den aktuellen Altersstrukturdaten blenden und vergisst die fortlaufende Entwicklung.
Deshalb ist es wichtig, in den Unternehmen nachzuforschen, ob Handlungsbedarf hinsichtlich einer nachhaltigen betrieblichen Personalpolitik besteht. Ist dies der Fall, kann ein abgestimmter Handlungsleitfaden erstellt werden. Die Handlungsfelder enthalten sowohl Personal- als auch Arbeitsschutzthemen. Es ist zu vermuten, dass Personal- und Arbeitsschutzexperten in den Betrieben in Zukunft intensiver zusammenarbeiten.
Den demografischen Wandel in Unternehmen bewältigen durch: Betriebliches Gesundheitsmanagement
Um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen auch mit älter werdenden Belegschaften zu sichern, wird es zur zentralen Aufgabe der Unternehmensführung, die Gesundheit und damit auch die Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten zu erhalten. Krankheiten verhüten ist dabei nicht das einzige Ziel: Es geht auch besonders darum, die Gesundheit der Mitarbeiter aktiv zu fördern.
Ein erfolgreiches Konzept zum Erreichen der Gesundheitsziele der Beschäftigten ist die Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM). Durch die Integration des Gesundheitsmanagements in das betriebliche integrierte Managementsystem (IMS) wird das Thema Gesundheit Bestandteil der Unternehmenspolitik und damit Chefsache.
Den demografischen Wandel in Unternehmen bewältigen durch: Arbeitsorganisation und -gestaltung
Nur dort wo die Kenntnisse und Fähigkeiten der Beschäftigten bei ihren Tätigkeiten umfassend über einen längeren Zeitraum eingefordert werden, können diese auch im fortgeschrittenen Erwerbsalter noch flexibel eingesetzt werden. Die fordernde und fördernde Arbeitsaufgabe entscheidet maßgeblich über den Grad der Arbeitszufriedenheit und -motivation nicht nur von älteren Beschäftigten.
Die Arbeitsplatzgestaltung muss sich nach dem entsprechenden Beschäftigten richten. Lässt die Arbeitsfähigkeit nach, sollte der Arbeitsplatz der Arbeitsfähigkeit des älteren Beschäftigten angepasst werden. Als negativ für Selbstwertgefühl und Arbeitsfähigkeit hat sich das Versetzen des älteren Mitarbeiters auf einen Schonarbeitsplatz erwiesen.
Den demografischen Wandel in Unternehmen bewältigen durch: Unternehmenskultur und Führung
Die Bereitschaft zur Kooperation von Führungskräften mit den Mitarbeitern zeigt sich ganz besonders im Führungsstil. Sieht der Vorgesetzte im Mitarbeiter weniger den Untergebenen und mehr den Partner, nutzt er den konsultativen und partizipativen oder den kooperativen Führungsstil. Das erhöht auf Dauer die Arbeitsfähigkeit jedes einzelnen Mitarbeiters und führt zu einem guten, gesunden und damit produktiven Betriebsklima. Speziell durch die bereits genannten Potenziale der älteren Beschäftigten kann auch der delegative Führungsstil zu guten Ergebnissen führen.
Führungskräfte setzen sich oft nur als Folge des eigenen Alterns und der damit verbundenen persönlichen Erfahrung mit Themen, wie nachlassender Vitalität und Krankheit, auseinander. Sie ermöglicht ihnen, neue Potenziale zu erkennen, z. B. erhöhte Gelassenheit und Erfahrung im Umgang mit Menschen und betrieblichen Abläufen. Diese Selbstreflexion lässt Führungskräfte die Schwächen älterer Beschäftigter besser verstehen und akzeptieren, wodurch es leichter fällt, ihre Stärken zu fördern.
Den demografischen Wandel in Unternehmen bewältigen durch: Weiterbildung und lebenslanges Lernen
Regelmäßige Weiterbildungen und der Erwerb von neuen Qualifikationen geben älteren Beschäftigten die Sicherheit, mit den Entwicklungen Schritt halten und den Wandel bewältigen zu können. Das dabei gewonnene Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Bewältigung der sich ständig wandelnden beruflichen Herausforderungen ist eine wichtige Grundlage für die Gesundheit der Erwerbstätigen.
Die geringere Lernmotivation von älteren Erwerbstätigen resultiert u. a. aus einer jahrelangen Lernentwöhnung, weil die Lernanreize in Tätigkeiten mit hohem Wiederholungsanteil fehlten. Dem Verlernen des Lernens kann mithilfe einer modernen generationsübergreifenden Personalentwicklung und dem Konzept des lebenslangen Lernens begegnet werden.
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