Die memo AG ist ein klimaneutrales Versandhaus von ökologischen Büroprodukten. 2011 erhielt das Unternehmen den Deutschen Umweltpreis. Der Mitbegründer und Vorstandssprecher Jürgen Schmidt gilt als Trendsetter der Nachhaltigkeit. Was er in deutsche Büros bringt, ist alltagstauglich und ökologisch. Jürgen Schmidt stellte sich den Fragen der Haufe Arbeitsschutz-Redaktion.

Herr Schmidt, seit wann gibt es die memo AG und seit wann wirtschaftet das Unternehmen unter dem Slogan „ökologisch, günstig, fair“?

Jürgen Schmidt: memo hat im letzten Jahr den 20. Geburtstag gefeiert und seit Beginn an bieten wir ökologisch und sozial verträgliche Produkte zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis an – zuerst nur für Gewerbekunden, seit 2004 auch für private Endverbraucher.

 

Bei memo gelten die flachen Hierarchien, die dialogorientierte Unternehmenskultur und die Mitarbeiterbeteiligung als vorbildlich. Was ist darunter zu verstehen?

Jürgen Schmidt: Der wichtigste Erfolgsfaktor der memo AG sind unsere Mitarbeiter. Dialogorientierte Unternehmenskultur und Mitarbeiterbeteiligung bedeuten für uns, dass die Mitarbeiter transparent und ehrlich über alle Unternehmensbelange informiert sind.

So legen wir z.B. in regelmäßigen Personalversammlungen Bilanzen und Gehälter aller Mitarbeiter offen. Weiterhin gehören Audits zu einem festen Bestandteil unseres Qualitäts- und Umweltmanagements, in denen die Mitarbeiter aktiv in diese Bereiche einbezogen werden.

Und letztlich partizipieren alle fest Angestellten langfristig am wirtschaftlichen Erfolg und am wachsenden Unternehmenswert der memo AG über eine Mitarbeiter-Beteiligungsgesellschaft.

 

Wenn es um das Thema Umweltschutz geht, wie wichtig ist für die Mitarbeiter das persönliche Vorbild von Ihnen, Jürgen Schmidt, dem Firmengründer und Aufsichtsratsvorsitzenden?

Jürgen Schmidt: In erster Linie geht es uns bei memo um eine vorbildliche Unternehmenskultur, die grundsätzlich stark davon abhängig ist, ob sie von der Führungsetage vorgelebt wird. Deshalb gelten für uns Führungskräfte die gleichen Regeln wie für alle anderen Mitarbeiter.

Beispielsweise gibt es bei memo generell keine Dienstwägen für Vorstand und Führungskräfte, denn in vielen Unternehmen dient ein Dienstwagen auch als Statussymbol und ist letztlich kein ökologisches Vorbild für die Mitarbeiter.

Weiterhin sitzt das Führungspersonal bei memo mit in den jeweiligen Teambüros und arbeitet „auf Augenhöhe“ mit den restlichen Kollegen. Ein direkter Zugang zu „Vorgesetzten“ ist bei uns also gang und gäbe.

 

Die memo AG prüft alle Produkte sehr streng, bevor sie ins Sortiment aufgenommen werden. Gibt es keinen Lieferanten, der nachhaltige Ware liefern kann, entwickeln Sie das Produkt selbst. Können Sie dafür ein Beispiel aus dem Bereich Büroartikel geben?

Jürgen Schmidt: Ein gutes Beispiel dafür sind die memo Kopier- und Drucketiketten. Da es im Jahr 2002 auf dem Markt keine Recycling-Etiketten gab, deren Trägermaterial ebenfalls aus 100 % Recyclingpapier bestand, haben wir diese in Zusammenarbeit mit unserem Lieferanten entsprechend entwickelt. Wir waren lange das einzige Unternehmen, das Etiketten in Recyclinqualität angeboten hat und sind auch jetzt nur einer von wenigen Anbietern, die dieses ökologisch konsequente Produkt führen.

Ein zweites Beispiel sind die memo Inkjet-Patronen, die nicht nur höhere Füllmengen und wo möglich nachfüllbare Lösungen bieten, sondern deren schwarze Teile des Gehäuses aus Recyclingkunststoff sind. 

 

Unter welchen Gesichtspunkten wird bei Ihnen im Unternehmen selbst Umweltschutz im Büro betrieben? Und was sehen Sie dabei als besonders wichtig an?

Jürgen Schmidt: Die memo AG verfolgt einen ganzheitlich nachhaltigen Ansatz. Das bedeutet, dass sich alle Maßnahmen, von der Personalpolitik über die Sortimentsgestaltung bis hin zur Beschaffungs- und Versandlogistik, an den Kriterien der Nachhaltigkeit orientieren. Umweltschutz ist dabei eine der tragenden Säulen der Nachhaltigkeit.

Ein Beispiel ist das Thema Recyclingpapier. Wir verwenden für jegliche Korrespondenz sowohl intern als auch extern ausschließlich 100 % Recyclingpapier mit dem „Blauen Engel“. Das ist einer der Gründe, weshalb die memo AG 2009 mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis als „Deutschlands recyclingpapierfreundlichstes Unternehmen“ ausgezeichnet worden ist.

Hinzu kommen viele weitere Maßnahmen, wie z.B. die Wärmeversorgung über eine Holz-Hackschnitzel-Heizung, eine Dachbegrünung, die zur Energieeinsparung beiträgt, oder eine Regenwasserzisterne, über die wir in der Regel unseren Brauchwasserbedarf decken.

 

„Ökologisch, günstig, fair“ verbindet man nicht unbedingt mit wirtschaftlichem Erfolg. Als positive Effekte der ganzheitlichen Unternehmensführung verzeichnet Ihr Unternehmen aber eine geringe Personalfluktuation und sehr wenige Krankheitstage. Können Sie Vergleichszahlen innerhalb der Branche nennen?

Jürgen Schmidt: Aktuelle, branchenbezogene Zahlen liegen uns leider nicht vor. Mit unserer Krankheitsquote von durchschnittlich rund 3 % (die bei memo im Gegensatz zur amtlichen Statistik auch nicht attestpflichtige Kurzzeit-Erkrankungen ab dem ersten Krankheitstag beinhaltet) sind wir aber vermutlich im Branchenvergleich auf einer guten Position.

Auch bei der Fluktuationsquote liegen wir sicherlich mit durchschnittlich 2,86 % in den letzten fünf Jahren im Vergleich zum Rest der Branche bei einem sehr guten Wert. Ich erinnere mich z.B. für das Jahr 2008 an eine Quote von mehr als 12 % im Handel.

Diese Zahlen zeigen, dass wir mit unserer Personalpolitik auf dem richtigen Weg sind.

 

Sie stellten bei der Verleihung es Deutschen Umweltpreises fest, dass die Grenze des Wirtschaftswachstums erreicht sei. Ihre Produkte zeichnen sich durch beste Qualität und den höchsten ökologischen und sozialen Standard aus. Superlative bedeuten: Es ist keine Steigerung mehr möglich. Ist das so?

Jürgen Schmidt: Ganz im Gegenteil – es gibt in allen Bereichen noch riesige Innovationspotenziale! Unsere Standards folgen dem „Best of Class“-Ansatz, wir listen also in jedem Bereich die derzeit hinsichtlich Ökologie, Sozialverträglichkeit und Marktfähigkeit besten Produkte.

Gute Chancen zur Aufnahme ins Sortiment haben auch „Leuchtturm-Produkte“, die in ihrer Sparte eine Vorreiter-Rolle einnehmen. Aber der Markt ist ständig in Bewegung: So waren vor wenigen Jahren qualitativ hochwertige LED-Lampen noch unerschwinglich und selten - heute bieten wir bei memo eines der umfangreichsten Sortimente an, von dem wir aufgrund der Wirtschaftlichkeit, der hohen Qualität und der Energieeffizienz höhere Stückzahlen verkaufen als von jedem anderen Leuchtmittel.

 

Viele Unternehmen sagen: Nachhaltigkeit können wir uns nicht leisten. Oder es schlägt sich auf den Preis nieder. Öko-Produkte sind deshalb oft wesentlich teurer. Wenn man Ihr Produktsortiment anschaut fällt auf, dass die Preise ganz normal und zum Teil sogar äußerst günstig sind. Wie kommt das?

Jürgen Schmidt: Da wir ausschließlich nachhaltige Produkte anbieten, kaufen wir vergleichsweise große Mengen dieser Artikel direkt beim Hersteller ein und können diese ganz anders kalkulieren als ein Mitbewerber, der damit nur einen kleinen Teil seines Absatzes erzielt. Das erklärt, warum unser Angebot im Durchschnitt oft sogar günstiger ist als das konventioneller Anbieter.

 

Herr Schmidt, vielen Dank für das Interview.


Schlagworte zum Thema:  Umweltschutz