Gesundheitliche Beschwerden durch intensives Online-Verhalten

Digitale Geräte sind bei der Arbeit und in der Freizeit nicht mehr wegzudenken. Doch wie digital aktiv ist die Bevölkerung? Und hat die Digitalisierung bereits Auswirkungen auf die Gesundheit?

Die repräsentative Studie der Techniker Kasse (TK) zum Nutzungsverhalten und zur Digitalkompetenz der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland trägt den Namen: „Schalt mal ab, Deutschland“. Wenn man sich die Ergebnisse anschaut, weiß man, warum dieser Titel gewählt wurde.

Wie hängen Nutzungszeit und Gesundheit zusammen?

Eine Fragestellung der Studie war es, wie die Nutzer ihren Umgang mit dem Internet am Arbeitsplatz und im Privatleben einschätzen. Dabei ging es sowohl um den zeitlichen Faktor als auch um das gesundheitliche Befinden.

Soziale Medien haben einen hohen Stellenwert

83 % der Männer und 69 % der Frauen sind fast immer online. Dabei beschäftigen sie sich privat vor allem mit ...

  • Posten oder Chatten in den Sozialen Medien,
  • Informationen über Gesundheitsthemen sowie
  • dem Streamen von Musik.

Besonders Messenger-Dienste wie WhatsApp sind bei allen Altersgruppen beliebt:

  • 94 % der 18- bis 33-Jährigen kommunizieren regelmäßig darüber,
  • 75 % sind es bei den 34- bis 65-Jährigen.  

Berufliche Internetnutzung wirkt sich kaum auf den Gesundheitszustand aus

Die Digitalisierung in der Arbeitswelt verbessert die Kommunikation und erleichtert die Zusammenarbeit. Gleichzeitig beschleunigt sie die Arbeitsprozesse.

  • 88 % der Erwerbstätigen zwischen 18 und 65 Jahren nutzen das Internet für ihren Job.
  • Etwa 30 % der Berufstätigen über 60 Jahre arbeiten ohne Internet, surfen aber regelmäßig privat.
  • Um 46 % hat die digitale Kommunikation im Berufsleben durch die Corona-Pandemie zugenommen.
  • 44 % der 30- bis 39-Jährigen arbeiten täglich mehr als 2 Stunden online und ...
  • 26 % dieser Altersklasse sogar länger als 5 Stunden.
  • 4 % von den Befragten, die beruflich 5 Stunden und länger im Internet aktiv sind, beurteilen ihren Gesundheitszustand als weniger gut oder sogar schlecht.

Gesundheitsrisiko: Privat ständig online und digital aktiv

Die Studienergebnisse zeigen, dass der überwiegende Anteil der Erwachsenen in Deutschland seine Freizeit oft und viel online verbringt.

  • Rund 80 % der Befragten nutzen das Internet mehrmals täglich bzw. sind fast immer online.
  • 72 % der 18- bis 29-Jährigen sind täglich 2 und mehr Stunden privat im Internet aktiv.
  • Nur 3 % der über 18-Jährigen nutzen das Internet privat nie.
  • Um 30 % ist die private Nutzung von digitalen Kommunikationsmöglichkeiten seit der Corona-Pandemie angestiegen.
  • Ein zunehmender Trend ist der Second Screen, also gleichzeitig auf zwei Monitoren bzw. Displays aktiv zu sein, etwa mit dem Smartphone bei der Computerarbeit oder während der Fernseher läuft.
  • Besonders intensiv nutzen Singles das Internet privat.
  • Wer privat viel surft, fühlt sich ungesünder: 21 % von denen, die privat 5 Stunden und länger im Internet aktiv sind, gaben an, einen weniger guten oder sogar schlechten allgemeinen Gesundheitszustand zu haben.

65 % der Internet-Nutzer leiden an Muskelverspannungen

Die Studie nennt auch die Auswirkungen von intensivem Online-Verhalten auf die Gesundheit. Je länger jemand online ist, desto ausgeprägter können folgende Beschwerden sein:

  • Rückenschmerzen,
  • Konzentrationsstörungen,
  • Nervosität,
  • Erschöpfung oder sogar
  • Depressionen.

Sowohl im privaten Bereich als auch im Beruf treten bei bis zu 65 % der Internet-Nutzer Muskelverspannungen deutlich häufiger auf als andere gesundheitlichen Beschwerden. Erschöpfung wird vor allem mit steigender digitaler Mediennutzung verstärkt wahrgenommen und wird u. a. durch die Nutzung eines Second Screens verschärft.

Wunsch und Wirklichkeit driften auseinander

Dass das Internet durchaus ein Zeiträuber und eine Belastung sein kann, scheint trotz hoher Nutzung vielen bewusst zu sein.

  • 87 % der Befragten sagten, dass sie versuchen, möglichst wenig Zeit im Internet zu verbringen.
  • 58 % gaben an, dass sie sich öfter dabei erwischen, länger online zu sein als geplant.
  • Und 50 % haben öfter das Gefühl, durch das Internet abgelenkt zu werden.

Digitale und Gesundheitskompetenz müssen verbessert werden

„Häufige, lange und auf mehreren Medien gleichzeitig basierende Nutzung des Internets kann bei vielen Menschen zu physischen und psychischen Belastungen führen. Diese werden häufig zu spät erkannt. Hier gilt es, zum einen die persönliche Gesundheitskompetenz zu stärken und zusätzlich in der Vermittlung von digitalen Kompetenzen diese Risiken mit anzusprechen. Das Ziel wird sein, die individuelle Gesundheitskompetenz, aber auch die gesundheitsfördernde Umgebung in Schulen, Universitäten und Unternehmen weiter zu stärken.“, so eine Aussage im Resümee der Studie.

Schlagworte zum Thema:  Digitalisierung, Gesundheit