Auch die Mitglieder der Geschäftsleitung möchten einen guten Job machen. Auch sie haben ein Bedürfnis nach Wertschätzung, wollen gesehen und geschätzt werden. Und sie sind i. d. R. der Meinung, dass sie bereits - im Rahmen ihrer Möglichkeiten - wertschätzend agieren.
Mit einer wertschätzenden Haltung an das Gespräch herangehen
In der Praxis fehlt es ihnen häufig an Feedback. Hier kann auch Ihre Aufgabe liegen: der Geschäftsleitung Rückmeldung geben. Allerdings ist es wenig zielführend, den Geschäftsführer mit einer negativen Fremdwahrnehmung zu konfrontieren ("die Leute fühlen sich von Ihnen nicht geschätzt").
Wenn er glaubt, dass er wertschätzend führt, geben Sie dem Geschäftsführer eine Chance, genau dies auch zu zeigen! Geben Sie Ihrer Geschäftsleitung positives Feedback dafür, dass sie sich um die wirtschaftliche Lage des Unternehmens sorgt. Das liegt schließlich auch im Interesse der Beschäftigten. Dann fühlt Ihre Geschäftsleitung sich in diesem Punkt schon einmal verstanden und wird offener für andere Aspekte guter Führung.
Fragen für eine wertschätzende Haltung gegenüber dem Chef
- Mag ich den? Was an ihm mag ich?
- Verstehe ich ihn? Wozu (nicht: warum) macht der das?
- Was kann ich tun, um ihn noch besser zu verstehen?
- Welche Bedürfnisse könnten hinter seinem Verhalten stehen?
- Wie lassen sich die Bedürfnisse auf andere Weise befriedigen?
- Was wäre die sympathischste Erklärung für sein Verhalten?
- Wofür kann ich ihn bemitleiden?
- Wie kann ich es ihm erleichtern, seine Wertschätzung zu zeigen?
- Wie kann ich es ihm erleichtern, Dinge zu tun, die meine Wertschätzung verdienen?
Das Gespräch mit Wertschätzung führen
Der eleganteste Weg, die Geschäftsleitung für wertschätzende Maßnahmen zu gewinnen, geht über das eigene Erleben. Eine Geschäftsleitung, die sich wertgeschätzt fühlt, ist ihrerseits großzügiger mit Lob und Anerkennung und aufgeschlossener für Aktionen, die zu mehr Wertschätzung im Betrieb führen. Man sollte daher im Gespräch nicht so tun, als stünde die Leitung auf einer anderen Seite als der Rest der Belegschaft oder als die Gesundheitsmanager etc.
Es macht auch keinen Sinn, mit Vorwürfen, Vorhaltungen oder gar Benchmarks zu argumentieren ("die in Niederkassel haben ein viel besseres Betriebsklima!"). Wer sich angegriffen fühlt, macht dicht oder geht seinerseits zum Angriff über. Er wird sich reflexhaft schützen oder verteidigen wollen. Mit solchen Argumenten kann man nicht viel erreichen. Überhaupt ist "Argumentieren" beim Thema Wertschätzung keine empfehlenswerte Strategie.
Fürsorge für Arbeitnehmer erzeugen
Stattdessen sollten Sie versuchen, in Ihrer Geschäftsleitung eine Haltung von Fürsorglichkeit zu wecken. Sie können es ihr erleichtern, diese Haltung einzunehmen, indem Sie an Situationen aus der Vergangenheit erinnern, bei denen sie sich wertschätzend verhalten hat oder das Wort "Wertschätzung" in den Mund genommen hat, z. B. so: "Wir wissen ja spätestens seit Ihrer Rede zur Neueröffnung der Kantine, dass ... Ihnen das Wohlbefinden der Belegschaft am Herzen liegt/Sie stolz auf Ihre Mannschaft sind/Fürsorgepflicht für Sie nicht nur ein Wort ist/Sie finden, wir sollten uns am Arbeitsplatz wohlfühlen/Ihnen ein guter Umgang miteinander wichtig ist."
Außerdem gilt: Die Geschäftsführung muss die gedankliche Arbeit machen. Sie muss das Gefühl haben, das Ganze wäre ihr Werk. Das schaffen Sie durch Äußerungen wie "Ihnen als oberster Leitung ist ja sicher wichtig, dass ... die Leute gern zur Arbeit kommen, damit alles rund läuft/die Qualität stimmt, weil die Leute Missverständnisse aus dem Weg räumen/das Wissen des Kollegen hier im Betrieb bleibt, auch wenn er jetzt ausscheidet/die verschiedenen Kulturen in unserem Unternehmen alle am selben Strang ziehen".
Dann erst fragen Sie Ihre Geschäftsleitung, welche der von Ihnen jetzt vorgestellten Maßnahmen sie für die sinnvollste hält, um die Wertschätzung im Betrieb zu verbessern. Zeigen Sie ihr z. B. eine Liste mit Vorschlägen oder fragen Sie sie, welche Ideen sie darüber hinaus noch hat.
Beispiele für Maßnahmen, die die Geschäftsführung ergreifen kann
- frühzeitige Information und maximale Transparenz ermöglichen
- Sozialräume ansprechend gestalten
- eine Sozialberatung hausintern anbieten oder sie als Employees Assistance Program (EAP) einkaufen
- Dank-Aktionen durchführen
- Pausengestaltungsmöglichkeiten (Apfelecken, Tischtennis) anbieten
- Diversity pflegen (z. B. Kulturwochen, Führen von Leiharbeitern)
- Weiterbildung auch für über 55-Jährige anbieten
- kollegiale Beratung einführen
- Rituale einführen, um Erfolge zu feiern und alle teilhaben zu lassen
- Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) einführen
- Mobbing-Beauftragte/Mediatoren ausbilden lassen
- usw.