Todesfall in der Familie: Wenn der Kollege trauert

Trauer ist in unserer Gesellschaft etwas sehr Privates. Doch wenn jemand um den Tod seines Partners oder Kindes trauert, bringt er seine Trauer auch mit an den Arbeitsplatz. Vorgesetzte und Kollegen wissen dann oft nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen.

Wer trauert befindet sich in einem Ausnahmezustand. Die Gedanken schweifen ab, der Blick geht ins Leere. Konzentrationsfähigkeit und Leistungsvermögen sind deutlich reduziert. Für die Arbeit kann das gefährlich werden, für das Arbeitsumfeld ist es auf alle Fälle eine Belastung.

Trauerarbeit in der Familie

Im Trauerfall rückt die Familie zusammen. Fachleute gehen davon aus, dass rund 80 % der Trauerarbeit in der Familie geleistet wird. Doch Familienbande sind heute instabiler als früher und Familienstrukturen ändern sich häufiger. Außerdem sind die Familienmitglieder oft weit verstreut. So kann es durchaus vorkommen, dass der Trauernde allein gelassen wird oder sich zu wenig aufgefangen fühlt.  

Wenn ein Mensch trauert, ticken die Uhren anders

Vorgesetzte und Kollegen können kaum Trauerarbeit leisten. An vielen Arbeitsplätzen herrschen Stress und Zeitdruck. Doch beides erträgt ein Trauernder kaum. Und so werden die Teamkollegen auf eine harte Probe gestellt. Denn die Arbeit muss erledigt werden und gleichzeitig will man den Kollegen in Ruhe lassen.

Todesfall in der Familie eines Kollegen - Beileid ausdrücken

Trauert ein Mitarbeiter oder Kollege um einen Angehörigen oder nahen Freund, verschlimmern Sprachlosigkeit und falsche Reaktion die Situation für alle nur noch. Man sollte besser

  • sein Mitgefühl ausdrücken und
  • eine persönliche Kondolenzkarte schreiben.

Für den Trauernden und für die Kollegen sorgen

Für Führungskräfte ist nach Ulrich Welzel, Unternehmensberater und ehrenamtlicher Hospizbegleiter, folgende Vorgehensweise zu empfehlen:

  • trauernden Mitarbeiter für die Beerdigung freistellen,
  • großzügig Sonderurlaub zum Trauern und Abschiednehmen einräumen,
  • Vorgesetzte und Kollegen auf die Rückkehr des trauernden Mitarbeiters vorbereiten,
  • eventuell die Arbeitszeit des Trauernden reduzieren,
  • immer wieder das Gespräch suchen bzw. anbieten,
  • auf Hilfsangebote, wie Beratungsstellen oder Seelsorger, hinweisen.

Nicht aufgearbeitete Trauer kann sich noch nach Jahren auswirken

Was oft nicht bedacht wird: Nicht aufgearbeitete Trauer kann auch noch nach Jahren aufbrechen. Wenn das Verhalten eines Mitarbeiters sich extrem verändert und aus dem ruhigen und gelassenen Kollegen ein brüllender Choleriker wird, kann das auch ein Ausdruck von Verlustschmerz sein. Doch kaum einer weiß das Fehlverhalten dann noch richtig zuzuordnen.


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