Fahrercoachings für mehr Sicherheit für Berufskraftfahrer
Das Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz (BKrFQG) regelt seit 2006 die Qualifikation und die Fortbildung für Berufskraftfahrer (sogenannte „EU-Berufskraftfahrer“). Es gilt für alle Fahrer, die im Güterverkehr, Personenverkehr oder Werkverkehr gewerblich fahren und Fahrzeuge lenken, für die ein Führerschein der C- und D-Klasse erforderlich ist.
Berufskraftfahrer verpflichtet zur Fortbildung
Das Gesetz verpflichtet die Fahrer alle 5 Jahre zur Fortbildung. Diese umfasst 35 Stunden Pflichtunterricht in Modulen von mindestens 7 Stunden Dauer. Die erste Fortbildung von 35 Stunden erfolgt innerhalb von 5 Jahren nach dem Erwerb der Grundqualifikation. Bei den 5 Fortbildungsmodulen widmen sich immerhin 2 Module auch den Themen Sicherheit und Arbeitsschutz, nämlich Modul 3 (Sicherheitstechnik und Fahrersicherheit) und Modul 5 (Ladungssicherung). Diese Qualifizierung scheint Früchte zu tragen. Denn die Unfallzahlen sind seit Einführung des Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetzes stetig gefallen. Im Jahr 2021 betrug die Anzahl der Straßenverkehrsunfälle mit Personenschaden unter Beteiligung von Güterkraftfahrzeugen rund 23.100. Im Jahr 2014 waren es noch 32.183 Unfälle.
Risk-Coachings
Neben den gesetzlich vorgeschriebenen Aus- und Fortbildungen liegt der Rückgang der Unfallzahlen auch daran, dass die Speditionsunternehmen zunehmend auf Sicherheitscoachings, zumeist „Risk-Coachings“ genannt, setzen, in denen Themen rund um Sicherheit und Arbeitsschutz weiter vertieft werden und vor allem auch ein noch konkreterer Bezug zur betrieblichen Praxis hergestellt wird. Diese Coachings werden von sogenannten „Risk-Trainern“ geleitet. Die teilnehmenden Fahrer werden dabei teilweise auch mit hochmodernen Lehrmitteln wie Fahrsimulatoren trainiert. Die Risk-Trainer beraten ihre Kundenunternehmen auch generell, wie diese selbst für mehr Sicherheit und weiter fallende Unfallzahlen bei ihrem Fahrpersonal sorgen können.
Tipps zur Sicherheitsoptimierung
Zu den Coachingunternehmen gehört auch RiskAdvise, ein Anbieter von Fuhrpark- und Fahrer-Riskmanagement. Dessen CEO Carsten Weichelt nennt in der Fachzeitschrift „Betriebliche Prävention“ folgende Maßnahmen, mit denen Unternehmen die Sicherheit ihrer Transporte und ihrer Fahrer verbessern könnten:
- Durchführung von regelmäßigen Fahrer-Team-Sitzungen mit maximal fünf Themen, die kontinuierlich dokumentiert werden.
- Entwicklung von Motivationsmaßnahmen, damit das Thema Sicherheit von den Fahrern nicht als lästiges Pflichtprogramm betrachtet wird.
- Unfälle, Schadensfälle und Beinahe-Unfälle zum Gegenstand von Team-Sitzungen und Coachings machen. Bei der Aufarbeitung von Unfällen und Beinaheunfällen helfen die Aufzeichnungen der Dashcams, die in den Führerhäusern installiert sind, und die gemeinsam mit den Fahrern ausgewertet werden können.
- Durchführung von kontinuierlichen Fahrerchecks, bei denen die Fahrer geprüft werden und wichtige Tätigkeiten wie das Rangieren und das Verhalten auf der Landstraße mit einem Punktesystem bewertet werden.
- Die Fahrer mitnehmen zu neuen Kunden, um den Betrieb noch vor Erledigung der ersten Disposition kennenzulernen – vor allem welche Sicherheitsaspekte bei der Anlieferung auf dem Betriebsgelände berücksichtigt werden müssen.
Herausforderung ausländische Fahrer
Eine große Sicherheitsherausforderung für den Güter- und Personenverkehr auf der Straße ist die Tatsache, dass rund 70 Prozent aller Fahrer Ausländer sind, die aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen stammen und oft nur wenig Deutsch sprechen. Die Pflicht zum Erwerb der notwendigen Qualifikationen und zur Fortbildung gilt auch für sie, aufgrund ihrer kulturellen Herkunft hätten sie laut Carsten Weichelt dennoch oft ein anderes Verständnis von Risiken, Kosten und Verkehrsgefahren. Hinzu käme oft fehlendes Wissen zu wichtigen Sicherheitsaspekten, zum Beispiel Haftungs- und Unfallverursachungswissen über die Konsequenzen von Telefonieren und Smartphone-Benutzung während der Fahrt. Weichelt sieht die Schuld hierfür teilweise auch bei den deutschen Speditionsunternehmen, die insbesondere für ihre ausländischen Fahrer oft nur wenig Motivation schaffen, sich mit Sicherheit und Gesundheitsschutz sowie der Sicherheitsphilosophie des Unternehmens zu befassen. Hinzu kämen sprachliche Barrieren. Die müssten aber nicht mehr sein, da mittlerweile Übersetzungsgeräte auf dem Markt sind, mit denen Fahrer in bis zu 16 Sprachen gecoacht und informiert werden können.
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