Gewalt gegen Rettungskräfte nimmt zu

Die Entrüstung über die Gewalt gegenüber Einsatz- und Rettungskräften in der Silvesternacht reißt nicht ab und immer mehr Vertreter aus Politik und Gesellschaft fordern weitergehende Konsequenzen. Doch wie groß ist die Gewaltbereitschaft gegen Einsatzkräfte wirklich? Eine aktuelle Umfrage liefert alarmierende Zahlen am Beispiel der Feuerwehren.

Zahlreiche Vertreter aus Politik, Verwaltung und Verbandswesen verurteilten die Gewalttaten gegen Feuerwehrleute, Rettungsdienste und Polizisten in der vergangenen Silvesternacht in Berlin und anderen Städten. Auch wenn das Ausmaß der Angriffe etwas geringer als in anderen Jahren ausfiel, hatte die Nacht erneut gezeigt, dass zu viele Menschen bereit sind, gegen Einsatzkräfte des öffentlichen Dienstes und des Ehrenamts, die für das Gemeinwohl sorgen, verbale und sogar physische Gewalt anzuwenden.

Kritik aus den Verbänden

So urteilt die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle: „Es ist nicht hinnehmbar, dass die Menschen, die uns im Notfall aus Gefahrensituationen bergen, Brände löschen oder uns medizinisch versorgen, angegriffen werden (…) Die Arbeitgeber müssen präventiv handeln und die Beschäftigten auf eskalierende Einsatzsituationen vorbereiten.“

Stefan Hussy, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherungen (DGUV) mahnt, verbale Attacken im Vergleich zu den körperlichen Gewalttaten nicht kleinzureden: „Auch verbale Übergriffe wie Beleidigungen sind inakzeptables Verhalten. Wer sich beruflich oder ehrenamtlich für andere einsetzt, hat Respekt verdient, keine Beschimpfungen."

Der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbands (DFV), Karl-Heinz Banse, ruft die Einsatzkräfte auf, die an ihnen verübte Gewalt unbedingt anzuzeigen. „Wir Feuerwehren müssen uns aber auf Polizei und Justiz verlassen können, dass Gewalt gegen uns auch effektiv verfolgt wird – besonders in Großstädten. Vereinfachte Anzeigeverfahren und Sonderanwaltschaften wären hier hilfreich. Auch der Alkohol- und Drogenmissbrauch muss offenbar in den Großstädten stärker bekämpft werden, um Übergriffe zu verhindern", fordert Banse.

Umfrage zur Gewalt gegen Feuerwehrkräfte

Welches Ausmaß die Gewalt bereits erreicht hat, und das nicht nur zu Silvester, wurde in einer aktuell veröffentlichten gemeinsamen Online-Umfrage des Deutschen Feuerwehrverbands (DFV) und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) deutlich. In der zweiten gemeinsamen Umfrage „Gewalt gegen Einsatzkräfte“ beider Verbände zu diesem Thema wurden nun die Ergebnisse der ersten Umfrage aus dem Jahr 2023 bestätigt.

Die Informationsbasis der aktuellen Umfrage wurde dabei noch einmal deutlich ausgeweitet. Denn wurden in der ersten Umfrage nur Freiwillige Feuerwehren berücksichtigt, so umfasste die zweite nun auch die Berufs- und Werkfeuerwehren. Mit mehr als 7500 Personen wurden somit diesmal rund 1000 Personen mehr als vor zwei Jahren erreicht. Befragt wurden die Feuerwehrleute nach verbalen und physischen Gewaltattacken gegen sie in den vergangenen zwei Jahren.

Ergebnisse der Umfrage

Mehr als 50 % der Freiwilligen Feuerwehrkräfte und Werkfeuerwehrmitglieder gaben in der Umfrage an, in den vergangenen beiden Jahren angegriffen worden zu sein. Bei den Berufsfeuerwehrangehörigen berichteten sogar 75 % von Angriffen. Bei der Berufsfeuerwehr waren die Zahlen für Beschimpfungen, das Bewerfen mit Feuerwerk und tätliche Angriffe besonders hoch. Mehr als 90 % aller Betroffenen gaben an, beschimpft und beleidigt worden zu sein.

Die Gewalt ginge dabei vorrangig von Einzeltätern aus und geschehe vor allem im Straßenverkehr. Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr und Werkfeuerwehr erlebten öfter die Androhung, mit einem Fahrzeug angefahren zu werden, als die Berufsfeuerwehrmitglieder. Berufsfeuerwehrangehörige erfuhren dagegen mehr Gewalt bei Einsätzen im häuslichen Umfeld und beim Rettungsdienst.

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