Hautkrebs: Belastung durch UV-Strahlung höher als gedacht

Kanalbauer sind von April bis Oktober so hoher UV-Strahlung ausgesetzt, dass es für eineinhalb Jahre Sonnenbrand reicht. Da war auch Stefan Boltz von der DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung) überrascht. Aber auch andere Berufsgruppen sind stark vom Risiko Hautkrebs durch Sonneneinstrahlung betroffen.

Kanalbauer, Steinbrecher sowie Dach- und Fassadenbauer haben nach einer Studie der Unfallversicherung ein besonders hohes Risiko für hellen Hautkrebs, wie eine Untersuchung des Instituts für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, die am Montag in Berlin zeigt. Besonders belastet sind aberauch andere Bauarbeiter, wie Zimmerer, Straßen- und Betonbauer, Maurer, Stahlbaumonteure sowie beispielsweise Arbeiter in der Landwirtschaft, Obst-, Gemüsegärtner und Postboten.

"Bei allen beobachteten Beschäftigten ist die Belastung so hoch, dass etwas getan werden muss", sagte Studienleiter und Strahlungsexperte Marc Wittlich. Die Gründe für die unterschiedliche Stärke der Strahlenbelastung will die Unfallversicherung nun noch weiter untersuchen.

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Zu viel UV-Strahlung über einen längeren Zeitraum kann weißen oder hellen Hautkrebs verursachen

Die Sammelbegriffe stehen für Tumore, die nach starker Sonneneinstrahlung oder Sonnenbränden in der oberen Hautschicht entstehen.

Für die Kanalbauer, die oberirdisch arbeiten, ergab sich bei der Studie mit Abstand das höchste Krebs-Risiko durch Sonnenlicht. Allein von April bis Oktober waren sie so hoher UV-Strahlung ausgesetzt, dass es rein rechnerisch für eineinhalb Jahre Sonnenbrand ausreichen würde, erläuterte Sprecher Bolz.

Maßgeschneiderter Sonnenschutz gegen UV-Strahlung

Die hohen Belastungen aber auch die messbaren Unterschiede zwischen den Gewerken hat die Versicherung überrascht. Sie spricht sich deshalb für maßgeschneiderten Sonnenschutz aus - je nach Branche.

Die Bauwirtschaft habe teilweise schon reagiert, sagte Boltz. Manche Firmen verlegten ihre Schichten in die frühen Morgenstunden, um die Mitarbeiter nicht der Mittagshitze auszusetzen. Das sei gleichzeitig auch ein Schutz gegen Kreislauferkrankungen. "Es gab schon Mitarbeiter, die nach einem Hitzschlag kollabiert sind", ergänzte der Sprecher.

Bauarbeiter mit nacktem Oberkörper sind schon Lange im Blickfeld der Unfallversicherung. Neben luftiger und langärmeliger Kleidung seien für Firmen auch Sonnensegel eine Möglichkeit, Mitarbeiter zu schützen. Denn Sonnencreme taugt auf Baustellen oft wenig. Sie kann sich mit Staub verbinden und beim Schwitzen in die Augen laufen. Technische und organisatorische Lösungen hätten deshalb beim Arbeitsschutzgesetz Vorrang, sagt Studienleiter Wittlich.

Wird heller Hautkrebs als Berufskrankheit anerkannt, zahlt die Unfallversicherung

Bei Berufskrankheiten zahlt nicht die Krankenkasse die Heilbehandlung und das Verletztengeld, sondern die Unfallversicherung. Um Renten gehe es seltener, da heller Hautkrebs oft gut behandelbar sei, sagte Sprecher Boltz.

Seit 2015 kann weißer Hautkrebs durch Sonneneinstrahlung als Berufskrankheit anerkannt werden. Allein bei der Unfallversicherung lägen bereits 5000 Verdachtsanzeigen vor, so Boltz.

Berufsgruppen mit Unterschieden bei der Belastung durch UV-Strahlung

Bisher fehlten präzise Angaben darüber, welche Berufsgruppen ultravioletter Strahlung besonders stark ausgesetzt sind, erläuterte Walter Eichendorf, Vize-Geschäftsführer der Unfallversicherung.

Für die Studie tragen seit dem Jahr 2014 mehr als 600 Beschäftigte, die viel draußen arbeiten, in den Sommermonaten Dosimeter bei sich. Zwischen 7.30 Uhr und 17.30 Uhr erfasst die Technik die UV-Belastung, einmal in der Woche liest ein Computer die Werte aus. Inzwischen liegen Daten für 65 000 Messtage vor.

Die Gründe für die unterschiedliche Stärke der Strahlenbelastung will die Unfallversicherung nun noch weiter untersuchen.

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dpa