Während Corona-Krise: Mehr tödliche Arbeitsunfälle am Bau

Mitte März wurden wegen der COVID-19-Pandemie in Deutschland einschneidende Maßnahmen angekündigt und umgesetzt. Seitdem scheint sich alles um Corona zu drehen. Ist das ein Grund für den deutlichen Anstieg der tödlichen Arbeitsunfälle am Bau?

Von Mitte März bis Ende April kamen 15 Menschen auf deutschen Baustellen durch Unfälle ums Leben. Das sind im Vergleich zu den durchschnittlichen Zahlen aus 2018 zum Unfallgeschehen 4 mehr für einen Zeitraum von 6 Wochen. Eine alarmierenden Entwicklung, so die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU). Vermutet wird auch ein Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie. Denn das Thema ist immer überall dominant präsent. Dadurch hat sich auch der Arbeits- und Gesundheitsschutz auf den Baustellen verändert.

Neue Regeln brauchen Zeit und binden Aufmerksamkeit

Auch während der Pandemie darf auf den Baustellen in Deutschland gearbeitet werden. Um dies sicher für die Gesundheit zu ermöglichen, wurden u. a. die Hygienevorschriften erweitert. Zudem müssen Abstandsregeln, wenn möglich eingehalten oder die Arbeit z. B. anders organsiert werden. Für die Unterweisung und Umsetzung der neuen und veränderten Arbeitsschutzregeln braucht es Zeit. Das bedeutet aber auch, dass die Aufmerksamkeit und die Energie auf andere Dinge gelenkt werden, als auf die üblichen und dringend notwendigen Arbeitsschutzmaßnahmen.

Außergewöhnliche Situation lässt psychische Belastung ansteigen

Neue und z. T. kleinere Arbeitsteams, häufigere Absprachen und ständige Veränderungen: alle Maßnahmen, die in der außergewöhnlichen Situation zurzeit notwendig sind, wirken sich auch auf die Arbeitsabläufe aus. Das fordert ein zusätzliches Maß an Konzentration. Außerdem können die eigenen Sorgen und Gedanken rund um das Thema COVID-19 eine psychische Belastung sein, die die Leistung und Aufmerksamkeit einschränkt.

Gefahr bei Arbeiten in der Höhe ist groß

Die Unfallursachen für die tödlichen Arbeitsunfälle in den 6 Wochen waren:

  • 6 Abstürze von Dächern, davon 5 durch ungesicherte Dachöffnungen bzw. nicht durchbruchsichere Dachflächen,
  • 4 Unfälle mit herabstürzenden bzw. kippenden Bauteilen,
  • 3 Unfälle mit Baumaschinen,
  • 2 Abstürze vom Gerüst.

Branchenspezifischer Arbeitsschutz soll wieder mehr Aufmerksamkeit bekommen

Die BG BAU appelliert an die Unternehmer und Beschäftigte, den Arbeitsschutz generell ernst zu nehmen. Durch verstärkte Baustellenbesuchen und Information will die Gewerkschaft für das Thema sensibilisieren und den allgemeinen und branchenspezifischen Arbeitsschutz wieder in den Vordergrund rücken.

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