Steigende Personalkosten und Fachkräftemangel werden zum wichtigen Standortfaktor
Gutes Personal ist rar – und wird händeringend gesucht. Für Unternehmen wird das Thema Fachkräftemangel immer mehr zum Sorgenkind. Nur mit ausreichenden personellen Ressourcen kann langfristig wertschöpfend agiert werden. Doch wenn immer mehr Aufgaben auf weniger Schultern verteilt werden müssen, drohen auch langjährige Mitarbeiter aufgrund zu hoher Arbeitsbelastung auszufallen – oder gar abzuwandern.
Personalaufwand: Mehr Ausgaben für Gehälter
Die Inflation wirkt sich zudem auch auf die Mitarbeiter aus. Supermarkteinkäufe wurden bereits deutlich teurer und das Thema Gehaltserhöhung wird daher für viele Mitarbeiter relevant. Für Unternehmen stellen sich dann die Fragen:
- Welche Gehaltserhöhungen können gewährt werden, damit Mitarbeiter weiterhin an das Unternehmen gebunden werden?
- Wie viel Gehalt kann neuen Fachkräften geboten werden?
- Wie kann das Thema Fachkräfte bewältigt werden, ohne dass die Kosten aus dem Ruder laufen?
Wie hoch die Kostensteigerungen für 2023 voraussichtlich sein werden, zeigt die Studie "CxO Priorities" der Managementberatung Horváth: Die Material- und Rohstoffkosten sollen um etwa 4,5 % zunehmen. Die Personalkosten steigen voraussichtlich um 7,5 %. Sogar noch höhere Kostensteigerungen (etwa 11 - 16 %) beim Personal befürchten die Branchen Automotive, Energie, Telekommunikation sowie die Öl- und Chemiebranche.
"Die Kosten sind dabei nur eine Seite der Medaille", sagt Heiko Fink, Studienleiter und Partner bei der Managementberatung Horváth. "Wie wir an aktuellen Verlagerungstendenzen sehen, richten die Unternehmen sich nicht nur verstärkt in denjenigen Regionen aus, in denen Arbeitskraft günstig ist, sondern vor allem auch: langfristig verfügbar. Dazu gehört, dass vor Ort strukturell gute Bedingungen gegeben sein müssen, etwa die einfache Integration ausländischer Arbeitskräfte oder auch Umschulung beziehungsweise Weiterbildung."
Fachkräftemangel: Thema Personal bekommt oberste Priorität
Die Studie zeigt, dass "people-driven topics" auf der Managementagenda ganz oben angesiedelt werden. "In den so genannten "people-driven topics" sind Themen geclustert, die gerade auch aktuell enorme Relevanz entfalten, etwa Modelle für flexibles Arbeiten oder Umgang und Ansprüche in Bezug auf die Gen Z", sagt Horváth-Experte Heiko Fink. "Auch Automatisierungsthemen schließen sich daran an, etwa das Potenzial von AI-Applikationen zur Ersetzung bzw. Unterstützung von Fachkräften, gerade im Dienstleistungssektor." Fink warnt aber vor überzogenen Erwartungen, was mögliche Einsparungen angeht. "Neue digitale Möglichkeiten bringen natürlich Effizienz, aber auch neue Geschäftspotenziale. Und sie werfen neue datenschutzrechtliche Fragen auf. An Spezialist:innen in diesen Feldern, die mit den Digital Natives heranwachsen, wird der personelle Bedarf wachsen."
Personalkosten strategisch steuern
Steigende Personalkosten sorgen in vielen Unternehmen derzeit für Verunsicherungen. Das ifo Institut stellte in dem Beschäftigungsbarometer Juli 2023 fest, dass viele Unternehmen zurückhaltend reagieren bei Neueinstellungen. In der Industrie wird sogar verstärkt über Entlassungen nachgedacht, insbesondere in der Chemie- und Metallbranche.
Doch Entlassungen sind in Zeiten des Fachkräftemangels besonders heikel. Gut eingearbeitete Fachkräfte sind nahezu unverzichtbar und unersetzbar. Was können also Unternehmen tun, um die Personalkosten im Griff zu behalten und Kapazitäten zu steuern? Hier einige mögliche Maßnahmen:
- Neue Positionen mit vorhandenen Mitarbeitern besetzen: Bevor ein Mitarbeiter entlassen wird, sollte geprüft werden: Kann der Mitarbeiter an anderer Stelle eingesetzt werden? Ggf. nach einer Umschulung/Weiterbildung?
- Digitalisierung/Outsourcing: Können bestimmte Aufgaben ausgelagert oder automatisiert werden, sodass Mitarbeiter ihre zeitlichen Ressourcen für andere Tätigkeiten gezielt einsetzen können?
- Überstunden: Unternehmen sollten regelmäßig prüfen, wie viele Überstunden angefallen sind. Statt diese Überstunden auszuzahlen, sollten diese abgebaut werden.
- Aushilfskräfte: Für einfache Arbeiten können auch Aushilfen (z. B. Ferienjobber/Werkstudenten) beschäftigt und das vorhandene Personal dadurch erheblich entlastet werden. Der Vorteil: Die Personalkosten sind häufig vergleichsweise gering und die Aushilfen werden in der Regel nur vorübergehend oder in geringem Umfang eingesetzt. Zudem können Unternehmen auf diese Weise bereits mit Schülern/Studenten zusammenarbeiten und sich ggf. als späterer Arbeitgeber profilieren.
- Steuerfreie Arbeitgeberleistungen: Statt eine direkte Gehaltserhöhung zu gewähren, sollten Unternehmen prüfen, ob auch steuerfreie Leistungen gewährt werden könnten. Zum Beispiel ein Jobticket, das zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Arbeitslohn gewährt wird, ist steuer- und beitragsfrei. Auf diese Weise lassen sich erhebliche Personalkosten sparen – der Mitarbeiter wird aber bei Pendelkosten entlastet.
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