Personalabteilung – operative Bürokraten oder strategischer Partner?
Ist das Klagelied der Personalabteilung berechtigt?
In vielen Unternehmen zeichnet sich ein ähnliches Bild über die Personalabteilung: Die verantwortlichen HR-Manager scheinen bekannt dafür zu sein, über ihre aktuelle Situation hauptsächlich zu jammern. Als Gründe führen sie oft eine Unterschätzung ihrer Kompetenzen und ungenügende Anerkennung von anderen Abteilungen an. Ein Ausgleich zwischen den Anforderungen der Unternehmensleitung und den eigenen Möglichkeiten scheint sehr schwer umzusetzen. Doch sind diese Klagen berechtigt?
Antwort des Managements: Personalarbeit wichtig, aber HR-Abteilung begrenzt geeignet
Ganz Unrecht haben die Verantwortlichen der Personalabteilung nicht. Viele Vorstände und Geschäftsführer sind mit der Leistung der Personalabteilung nicht zufrieden. Zum Teil mag dies an mangelnder Wertschätzung liegen. Zum anderen entspricht das Bild des operativen Administrators auch oft der Wirklichkeit. Aus so einer Position heraus einen spürbaren Mehrwert für das Unternehmen zu generieren ist sicherlich eine Herausforderung, vor der viele Personaler großen Respekt haben. Allerdings erwarten viele Top-Manager genau dies – denn ohne messbaren Erfolg ist die Zustimmung zur Personalarbeit gering.
Trotz der eher mäßigen Reputation der Personalabteilung werden viele personalrelevante Themen von den Top-Entscheidern des Unternehmens als strategisch wichtig eingeschätzt. Denn die Ressource Personal wird in Zukunft an Bedeutung gewinnen – immerhin zwei Drittel der Befragten stimmen dem zu. Durch den demographischen Wandel wird es immer schwieriger, qualifizierten Nachwuchs zu rekrutieren, passende Führungskräfte auf Schlüsselpositionen zu besetzen und die Arbeitgeberattraktivität des Unternehmens zu vermarkten.
Operativ top – strategische Kompetenz ist ausbaufähig
In diesem Zusammenhang ist es umso bedauerlicher, dass gerade der Personalabteilung die Lösung dieser Herausforderungen nicht zugetraut wird. Lediglich 17% der Befragten bewerten die Kompetenz der Personaler, qualifizierte und kompetente Führungskräfte zu finden, mit „sehr gut“. Beim Punkt, engagierte und leistungsbereite Mitarbeiter zu finden, gibt es nur 18% Zustimmung. Diese magere Bewertung bezieht sich vor allem auf die strategisch wichtigen Aufgaben der Personalabteilung. Bei den operativen Tätigkeiten sieht die Einschätzung des Top-Managements schon deutlich besser aus. Immerhin sind 67% der Umfrageteilnehmer mit der HR-Arbeit insgesamt ganz zufrieden. 25% Zustimmung gibt es für die Aufgabe, wettbewerbsfähige Personalkosten und Vergütungsstrukturen zu schaffen. Für die effiziente Personalorganisation und den reibungslosen Ablauf der Personalprozesse gibt es von 26% der Befragten ein Lob. Anhand dieser Werte wird deutlich, dass es einen spürbaren Unterschied zwischen der Bewertung strategischer und operativer Aufgaben gibt. Es scheint so als würden sich viele HR-Abteilungen zu sehr auf die administrativen Tätigkeiten fokussieren und so den Blick für die langfristig wertschöpfenden Tätigkeiten verlieren.
Zukunft der Personalabteilung liegt in wertschöpfenden Themen
Anstelle einer weiteren Effizienzsteigerung im operativen Bereich sollte ein verstärkter Fokus auf die wertschöpfenden Themen gelegt werden. Das Top-Management erwartet von der Personalabteilung, dass sie sich als Impulsgeber versteht. Eine selbst auferlegte Beschränkung der Arbeit ist also nicht gewinnbringend.
Ferner könnten sich Personaler auch von anderen Abteilungen das ein oder andere Erfolgskonzept abschauen oder sich beraten lassen. Gerade um den eigenen Wertbeitrag messbarer und nachvollziehbarer zu gestalten, bieten sich z.B. Kennzahlen an. Hier wären die Kollegen der Controlling-Abteilung geeignete Ansprechpartner, um bei einer Neuausrichtung unterstützend mitzuwirken.
Grundlagen
Der Beitrag beruht auf der Publikation
„Personalmanagement – Patzende Personaler“ vom 07. Mai 2013. Der Artikel wurde auf der Homepage vom Manager Magazin veröffentlicht und enthält Daten einer Studie der Unternehmensberatung Promerit, der Universität St. Gallen und des Personalmagazins. 158 Geschäftsführer, Vorstandsvorsitzende und Vorstände (außer Personal) nahmen an der Umfrage teil.
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