Leitfaden soll Ermittlung des Nachhaltigkeitspotenzials erleichtern
Basis für gemeinsame Diskussionsgrundlage gesucht
Das Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V. und das Borderstep Institut haben einen Leitfaden zur Nachhaltigkeitsbewertung von Start-Ups entwickelt und in einer Pilotphase getestet. Die finale Version soll auf einem Workshop am 12. September in Berlin diskutiert und verabschiedet werden.
Der Leitfaden ist nicht nur für Investoren und andere Nutzer gedacht, sondern soll auch Gründerinnen und Gründern selbst dabei unterstützen, die Nachhaltigkeit ihres Startups richtig zu bewerten. Voraussetzung für die praktische und flexible Anwendbarkeit ist die Möglichkeit, dass das Bewertungsschema je nach Zusammenhang angepasst werden kann. Außerdem stehen Vielfalt, Differenzierung im Gebrauch und ein ausgewogenes Kosten-Nutzen-Verhältnis im Mittelpunkt.
Leitfaden richtet sich an ein weites Spektrum an Beteiligten
Der Guide bietet eine Bewertungsoption für die Gruppen Start-Ups, Investoren, Ratingagenturen und Akzeleratoren.
- Die Start-ups selbst sollen sich mit dem Themengebiet der Nachhaltigkeit und ihrer gesellschaftlichen sowie ökologischen Wirkung besser befassen können. Dazu gehören zum einen eine realistische Selbsteinschätzung und zum anderen die professionelle Kommunikation der Nachhaltigkeitsaspekte nach außen.
- Für Investoren bietet der Leitfaden eine Vorgehensweise zur kompetenten Einschätzung von potenziellen Anlageobjekten. Zudem sollder Dialog zwischen Start-ups und Investoren über nachhaltigkeitsorientierte Geschäftsmodellentwicklung begünstigt werden.
- Ratingagenturen profitieren von mehr Richtungssicherheit und einem zusätzlichen Werkzeug zu bereits bestehenden Bewertungsprozessen.
- Akzeleratoren können den Leitfaden als Grundlage für die Auswahl von Akzeleratorenprogrammen nutzen oder als eine objektive Dialoggrundlage für anknüpfende Trainings- und Mentoringformate verwenden.
Bewertung anhand gezielter Fragestellungen
Der Leitfaden ist in ein dreigliedriges Bewertungskonzept unterteilt. Den Nutzern wird empfohlen, für die Bewertung möglichst nach der Reihenfolge des Konzeptes zu verfahren (s. Tab. 1). Die drei Ebenen lauten:
- Unternehmenskontext,
- Unternehmenskonzept und
- Produkte und Dienstleistungen.
BEWERTUNGSDIMENSIONEN | ||||||
Unternehmenskontext | Unternehmenskonzept | Produkte und Dienstleistungen | ||||
Ausschluss- | Risiko- | Positiv- | Unternehmerisches Nachhaltigkeitskonzept | Stakeholder-Management und Transparenz | Lösungsbeitrag zu Nachhaltigkeits- | Wirkungs-management |
BEWERTUNGSKRITERIEN |
Tab. 1: Aufbau des Bewertungskonzeptes
Den einzelnen Bewertungsdimensionen sind Kriterien zugeordnet, denen konkrete Fragen für die Bewertung zugrunde liegen.
- Beispiel Unternehmenskontext: Bei der Evaluierung des Unternehmenskontextes stellt sich für die Ausschlusskriterien beispielsweise die Frage, ob das Unternehmen in dem Ausschlussbereich „Herstellung konventioneller Waffen oder Rüstung“ tätig ist. Die Bewertung erfolgt hier durch eine Ja/Nein-Entscheidung. Sollte eine der Fragen mit „Ja“ beantwortet werden können, ist die Nachhaltigkeit des Start-Ups entweder stark anzuzweifeln oder direkt zu verneinen.
- Beispiel Produkte und Dienstleistungen: Bei dieser Dimension stellt sich z.B. die Frage „Zu welcher Nachhaltigkeitsherausforderung (z.B. Klimawandel) oder zu welchem Sustainable Development Goal (SDG) trägt das Produkt/die Dienstleistung bei?“ Die Bewertung erfolgt dann mittels einer Skala von null bis vier, wobei null ein hohes Risiko für die Zielerreichung und vier kein Risiko darstellen (s. Tab. 2).
0 | 1 | 2 | 3 | 4 |
Trifft überhaupt nicht zu (z.B. kein Beitrag zur Nachhaltigkeit) | Trifft kaum zu | Trifft teilweise zu | Trifft weitgehend zu | Trifft voll und ganz zu |
Tab.2: Bewertung der Fragen zu Grad des Lösungsbeitrages des Produktes oder der Dienstleistung zu Nachhaltigkeitsherausforderungen
Verwendung allgemeiner Bewertungsstandards
Oftmals wird auch auf weitere Bewertungsstandards verwiesen, wie z.B. den Impact Reporting and Investment Standard, der Indikatoren zur Messung von Sozial- und Umweltperformances bietet. Die finale Evaluierung aller Kriterien kann in Form eines Sustainability Scores durchgeführt werden. Zuerst werden dabei die Einzelwertungen in die Gesamtübersicht übertragen. Anschließend kann ein individueller Gewichtungsfaktor festgelegt werden, Vorschläge sind immer angegeben. Die Bewertungspunkte müssen allerdings nicht zwingend gewichtet werden. Ist dennoch eine Gewichtung erfolgt, ist die vergebene Punktezahl mit dem Faktor zu multiplizieren. Letztlich werden alle Punkte zu einem Gesamtscore, dem Sustainability Score, addiert.
Workshop zum Leitfaden am 12. September 2017 in Berlin
In einem Workshop 12. September 2017 in Berlin werden die Ergebnisse und Erfahrungen mit der Anwendung des Leitfadens diskutiert und besprochen sowie eine finale Version erarbeitet. Jeder Interessent kann sich für den Workshop anmelden.
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