Bereits zum 12. Mal fand am 30. März 2017 die Fachkonferenz Finance Excellence, moderiert von Achim Wenning, statt. Die Horváth & Partners-Konferenz, die in diesem Jahr erstmals über 100 Teilnehmer zählte, zeigte unter dem Motto "Next Level CFO Agenda - Transforming the Finance Function" aktuelle Praxisbeispiele von Unternehmen, die sich an die neuen Herausforderungen anpassen konnten und dadurch weiterentwickelten. Im Verlauf der Konferenz kristallisierten sich dabei einige übergreifende Entwicklungen heraus:
Digitalisierung in Shared Service Centern und Finanzprozessen kann zu signifikanter Effizienzverbesserung führen
In ihren Vorträgen gingen Jan Brückmann (Emirates Group) und Tobias Grau (Stadtwerke Essen AG) auf Herausforderungen und Möglichkeiten durch den Einsatz von Digitalisierung in Prozessen des Finanzbereichs (Grau) sowie in Shared Service Centern (Brückmann) ein und zeigten dabei deutlich, dass Unternehmen hierdurch mitunter die Effizienz erheblich steigern können. Wie beide Redner feststellten, sind Einsparpotenziale durch Digitalisierung vor allem in der Reduzierung der Durchlaufzeit der Arbeitsschritte und damit in Form einer Senkung der durchschnittlichen Arbeitskosten zu suchen. Nicht zu vernachlässigen seien jedoch die Herausforderungen, die sich bspw. in der Notwendigkeit der vollumfänglichen Einbindung der Mitarbeiter sowie exakter Prozessdokumentationen widerspiegeln.
Einsatz von Robotics wird sich erheblich auf die Beschäftigten auswirken
Dass Roboter nicht nur länger in Fertigungsstraßen aktiv sein können, stellte Sven Manutiu (Roboyo GmbH) den Zuhörern eindrucksvoll zur Schau. Repetitive Tätigkeiten, die weitgehend ohne den Einsatz komplexer kognitiver Fähigkeiten erfüllbar sind, können demnach bald durch Robotics Process Automation (RPA), also einer Software, erledigt werden und damit massiv zur Einsparung von Arbeitszeit bei den Mitarbeitern des CFO-Bereichs führen. Nicht nur durch RPA, sondern übergeordnet durch den flächendeckenden Einzug des Themenfelds Digitalisierung in den CFO-Bereich wird sich das Aufgaben- und Anforderungsprofil an den Mitarbeiter im Finanzbereich grundlegend verändern, stellte Anja Krusel (Borealis AG) ergänzend fest. Dabei könnte die Notwendigkeit fundierter Fachkenntnisse im Finanzbereich zugunsten einer breiteren und IT-affineren Aus- und Weiterbildung der Belegschaft abnehmen. Unternehmen sind hier in der Pflicht, aktiv auf ihre Mitarbeiter zuzugehen und den Transformationsprozess proaktiv und zielgerichtet zu managen.
Reorganisation im CFO-Bereich kann helfen, komplexe Strukturen effizienter zu gestalten
Neben dem Einsatz neuer technischer Lösungen können auch Reorganisationsmaßnahmen im Finance-Bereich zu einer signifikanten Verbesserung der Abläufe und Struktur führen. So berichtete Dr. Marcel Heesen (Evonik Industries AG) von der Einführung des Reporting Centers bei Evonik. Sein Resümee zeigte, dass durch die zielgerichtete Rationalisierung auf ein kompaktes Reporting Center und die Bereitstellung von Reporting als „Self Service“ die zuvor äußerst umfangreiche und komplexe Reportingstruktur bei gleichzeitiger Verbesserung der Qualität deutlich schlanker und agiler gestaltet werden konnte.
Ähnlich positiv berichtet auch Sascha Becker (Grünenthal GmbH) von dem Projekt „One.Grünenthal.Finance“. Ausgehend von Benchmarking-Ergebnissen stellte das Pharmaunternehmen seine Finanzprozesse um, implementierte Shared Service Center und entschlackte das vielschichtige Organigramm. Ein Kraftakt, der sich laut Becker seitdem positiv auf die Kostenstruktur und die Komplexität des Unternehmens auswirkt.
Beide Referenten stellten, wie schon ihre Vorredner, die wohl elementarste Voraussetzung bei Transformationsprozessen heraus: Das Commitment des Top-Managements sowohl die Entscheidung als auch den Umsetzungsprozess als solchen mitzutragen.
Interaktive Sessions vertiefen die Interessen der Teilnehmer
Neben den sechs Praxisvorträgen sowie den anschließenden Fragerunden konnten die Teilnehmer ihr fachliches Interesse in fünf interaktiven Sessions weiter vertiefen. Zu den Themenblöcken
- „Simplify the future – Operative Unternehmenssteuerung mit SAP S/4HANA“ (Stefan Gerdes, Horváth & Partner),
- „CFO-Studie 2016 – Was bewegt den CFO auf dem Weg in ein neues Zeitalter“ (Kai Grönke, Horváth & Partner),
- „Unternehmenssteuerung und Reporting 4.0 – Wie sich Methoden, Tools, Prozesse und Rollen im "digitalen" Reporting ändern“ (Jens Gräf und Dr. Konstantin Wehrum, beide Horváth & Partner),
- „Digitale Organisation – Wie die Digitalisierung die CFO-Organisation verändern wird“ (Daniel Müller, Horváth & Partner) sowie
- „Robotic Process Automation (RPA) – "Robots in action" – Praktische Schritte auf dem Weg zum CFO 4.0“ (Sven Manutiu, Roboyo GmbH)
wurden jeweils 75-minütige Sessions in Gruppen veranstaltet, bei denen der Praxisinput der Teilnehmer mit dem fachlichen Input der jeweiligen Session-Leiter verzahnt wurde. Die rege Teilnahme in den Sessions verdeutlichte die hohe Praxisrelevanz der ausgewählten Themen und Inhalte.
Fazit
Die Konferenz war auch in diesem Jahr wieder geprägt durch einen offenen Austausch zwischen Referenten und Konferenzteilnehmern. Dabei wurden auch Schwierigkeiten und Herausforderungen im Rahmen der jeweiligen Veränderungen freimütig thematisiert. Durch den Austausch mit anderen Besuchern und die regen Diskussionen in den Sessions konnten viele Teilnehmer über die Vorträge hinaus weitere Anregungen für Veränderungen der eigenen CFO-Organisation mitnehmen. Damit bot die Fachkonferenz Finance Excellence erneut einen kompakten Überblick über aktuelle Entwicklungen in der CFO-Praxis sowie die Chance von den Erfahrungen anderer Unternehmen zu profitieren.