Praktische Anwendung generativer KI in Unternehmen


ChatGPT & Co.: Praktische Anwendung von KI in Unternehmen

Trotz der skizzierten Risiken können generative KI-Tools schon heute vergleichsweise rechtssicher in der Unternehmenspraxis genutzt werden, wenn dabei insbesondere der Datenschutz und die Wahrung von Geschäftsgeheimnissen beachtet werden. 

Hinweise zur praktischen Anwendung im Unternehmenskontext

Trotz der skizzierten Risiken können generative KI-Tools schon heute vergleichsweise rechtssicher in der Unternehmenspraxis genutzt werden, wenn dabei insbesondere der Datenschutz und die Wahrung von Geschäftsgeheimnissen beachtet werden. Durch die Zusammenarbeit mit auf Datensicherheit spezialisierten KI-Anbietern, die Verwendung von DSGVO-konformen KI-Modellen und die Anpassung von Open-Source-Modellen können Unternehmen die Leistungsfähigkeit der generativen KI größtmöglich nutzen und gleichzeitig Risiken minimieren und regulatorische Vorgaben einhalten.

Nutzung von außereuropäischen Dienstleistern

Die Technologien der außereuropäischen KI-Anbieter wie OpenAI (das Unternehmen hinter ChatGPT) sollten im Unternehmenskontext nur dann genutzt werden, wenn sichergestellt ist, dass die eingegeben Daten sowohl datenschutzkonform sind als auch keinerlei Geschäftsgeheimnisse darstellen. Diesbezüglich unproblematisch ist bspw. die Nutzung für das Generieren von Marketing- und Informationsmaterialien. Im Kontext von Controlling- und Finanzprozessen werden sich allerdings nur mit Einschränkung Anwendungsfälle finden lassen, die diesen Anforderungen gerecht werden. Auf jeden Fall sollte eine technische Absicherung genutzt werden, bspw. durch das Überprüfen der Eingabedaten vor dem Versenden aus der eignen IT-Infrastruktur heraus, was relativ einfach umsetzbar ist.

Nutzung von DSGVO-konformen KI-Modellen

Das deutsche Unternehmen Aleph Alpha hat sich darauf fokussiert, erklärbare und vertrauenswürdige KI-Modelle bereitzustellen, die DSGVO-konform sind. Der Einsatz dieser Modelle gewährleistet die Einhaltung der DSGVO und bietet Flexibilität bei den Einsatzmöglichkeiten. Auch in diesem Fall sollte von der Eingabe von Daten, die Geschäftsgeheimnisse darstellen, abgesehen werden. Aleph Alpha bietet für solche Anwendungsfälle die Möglichkeit, das Sprachmodell vollständig autark in die Infrastruktur des eigenen Unternehmens einzubinden. Dadurch wird sichergestellt, dass die Daten nicht die eigenen Server verlassen.

Nutzung von Open-Source-Modellen

Um Geschäftsgeheimnisse zu schützen und Datenlecks zu vermeiden, können Unternehmen Open-Source-Modelle nutzen, die individualisiert und ebenfalls auf der unternehmenseigenen Infrastruktur installiert werden können. Dieser Ansatz ermöglicht es Unternehmen, die Kontrolle über ihre geschützten Informationen zu behalten und gleichzeitig von generativen KI-Funktionen zu profitieren. Kritisch ist anzumerken, dass die Fähigkeiten dieser Anwendungen, trotz immenser Verbesserungen, noch nicht an die proprietären Lösungen wie ChatGPT oder Bard heranreichen. Die rasante Entwicklung der vergangenen Monate lässt jedoch erwarten, dass dies mittelfristig der Fall sein wird.

* Conversational Finance bedeutet den Einsatz von Sprachcomputern oder Chatbots im Finance-Bereich zur automatisierten Beantwortung gängiger Anfragen und Analysewünsche.

Die Autoren

Prof. Dr. Mike Schulze

Vizepräsident für Forschung und Praxistransfer sowie Professor für Controlling, Rechnungswesen und Finanzmanagement an der CBS International Business School am Campus Mainz. Darüber hinaus ist er als externer Dozent im Bereich der Executive Education an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht und der Frankfurt School of Finance & Management tätig. Zu seinen aktuellen Forschungs- und Beratungsschwerpunkten gehören u.a. die Themen Trends und Entwicklungen im CFO-Bereich sowie Digitalisierung der Unternehmenssteuerung.

Felix Broßmann

Director Intelligent Automation bei der SKAD Schulz und Krill Advisory GmbH in Frankfurt am Main. Er berät Unternehmen und Behörden bei der Auswahl und Implementierung geeigneter KI-Technologien. Zu seinen aktuellen Forschungsschwerpunkten gehören die Anwendungspotenziale von KI-Technologien im Mittelstand sowie die Auswirkungen von KI-Regulatorik auf Organisationen.

Prof. Dr. Bernd Wallraff

Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftspsychologie an der CBS International Business School am Campus Mainz. Er ist zudem als Dozent im Bereich der Executive Education der Frankfurt School of Finance & Management tätig. Ein Schwerpunkt seiner Forschung liegt insbesondere an der Schnittstelle von Künstlicher Intelligenz und Führung. Als zertifizierter Coach und Organisationsentwickler berät er Führungskräfte in den Bereichen Innovationskultur, Agilität sowie digitale Führung und begleitet Strategie- und Veränderungsprozesse.