Sterben die Verwalter aus?
Qualität hat ihren Preis, heißt es landläufig – in der Immobilienverwaltung scheint dieser Leitsatz allerdings häufig nicht zu gelten.
Kostenfaktor ist der falsche Ansatz
Eigentümergemeinschaften entscheiden bei der Wahl eines neuen Verwalters oftmals insbesondere auf Basis des Kostenfaktors. Doch nur durch ein dem Aufwand angemessenes Honorar können die Unternehmen qualifizierte Mitarbeiter langfristig halten und neue gewinnen – und so die Qualität ihrer Arbeit sicherstellen.
Immobilienverwaltungen managen treuhänderisch die private Altersvorsorge und das Vermögen von Millionen Bürgern. Das sollten Eigentümer in ihrem eigenen Interesse honorieren. Verwalter müssen zudem aufhören, sich unter Wert zu verkaufen. Es gibt genug gute Gründe, eine Preisanpassung im zweistelligen Bereich vorzunehmen.
Apropos Preis: Auch Verwalter verkennen oft, dass gute und rare Arbeitskräfte wissen, was sie wert sind. Qualität hat ihren Preis, diesen muss der Eigentümer zahlen. Basta!
Ab dem 1. August gilt erstmals eine gesetzliche Erlaubnispflicht für Wohnimmobilienverwalter. Das ist ein weiterer Schritt hin zu einer möglichen Professionalisierung. Denn dass eine gute Sachkenntnis nicht immer der Fall ist, zeigen die jährlich mehr als 260.000 Verfahren zum Wohnungseigentums- und Wohnraummietrecht vor deutschen Gerichten.
Trend: Es drohen Gemeinschaften ohne Verwalter
Wird eine Gemeinschaft über längere Zeit hinweg schlecht verwaltet, findet sich oft auch kein professioneller Verwalter mehr. Entweder sind Eigentümer nicht bereit, für das Aufarbeiten von Verwaltermängeln zu bezahlen, oder viele Verwaltungen sind bereits an ihrer Kapazitätsgrenze. Am Ende stehen diese Gemeinschaften ohne Verwalter da.
Ohne nötige Qualifikation und Sachkunde verursacht fehlerhafte Verwaltung jedes Jahr Schäden in Höhe von rund 200 Millionen Euro.
Die Branche hat im besten Fall ein mausgraues Image. Doch an diesem Punkt können Immobilienverwaltungen ansetzen.
Flexible Arbeitszeiten und die Freiheit für Home-Office-Tage stehen der klassischen Verwalterpraxis nicht entgegen – und machen den Verwalterberuf auch für die viel zitierte Generation Y attraktiver. Aufgrund des zunehmenden Fachkräftemangels und der steigenden Nachfrage nach qualifizierten Mitarbeitern sinkt bei vielen Arbeitnehmern die Bereitschaft, am Abend Eigentümerversammlungen abzuhalten. Hierfür sollten auch Eigentümer sich einmal im Jahr Zeit nehmen – und zur Not einen halben Urlaubstag opfern.
Software muss alle Arbeitsprozesse leicht bedienbar abbilden
Zudem muss das Zeitalter der Digitalisierung dafür genutzt werden, interne Prozesse in den Verwaltungen zu erleichtern. Auch über neue Formen der Kommunikation gilt es nachzudenken. Dies könnte Eigentümern, Mietern und dem Immobilienverwalter merklich helfen. Vor allem weil Eigentümergemeinschaften immer heterogener werden und Wohnsitz und Immobilie häufig weit voneinander entfernt liegen.
Beim Bereitstellen von Daten oder dem Abhalten von Eigentümerversammlungen bestehen per Videokonferenzen via Skype & Co. große Potenziale.
Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter wird um 4,4 Millionen bis zum Jahr 2030 abnehmen, heißt es beim Bundeswirtschaftsministerium. Es gilt deshalb nicht nur, den Verwalterberuf attraktiver zu gestalten, es müssen auch Arbeitsprozesse und Geschäftsmodelle auf den Prüfstand gestellt werden. Denn es ist davon auszugehen, dass sich viele Verwaltungen auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren und weitergehende Leistungen an externe Dienstleister abgeben werden.
Der klassische Verwalter stirbt aus
Aber auch Dienstleister müssen sich auf den zunehmenden Fachkräftemangel bei Immobilienverwaltungen einstellen.
Bei der Entwicklung von Softwarelösungen und anderen Dienstleistungen gilt es immer mehr, die Abläufe in den Verwaltungen noch stärker zu berücksichtigen und einfließen zu lassen. Zudem müssen die Produkte so speziell zugeschnitten sein, dass sie auch von fachfremden Personen einzusetzen sind. Über die Zukunft der Immobilienverwaltung kommuniziert die Branche bereits seit 2017 in den vom DDIV initiierten Erfahrungsaustauschgruppen.
Perspektivisch dürften Verwaltungen vermehrt kooperieren. Dazu wird sich das werterhaltende und -steigernde Management von Wohnungseigentum deutlicher in der Öffentlichkeit abzeichnen. So gesehen stirbt der klassische Verwalter aus und findet seine Zukunft im treuhänderischen Immobilienmanager.
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