3 Fragen an Annika Steiner

Künstliche Intelligenz ist ein Asset, aber für die Unterscheidung von echtem Gold und reiner Augenwischerei braucht es den Menschen, weiß Annika Steiner, Geschäftsführerin bei Wüest Partner. 3 Fragen über aggressive Angelsachsen, uncoole PDFs und kritisch denkende Gutachter.

Stichwort Bewertung: Aus New York und London hört man, dass Büroimmobilien zu 20 Prozent des ursprünglichen Wertes wieder verkauft werden. Wird es so schlimm auch in Deutschland kommen?

Annika Steiner: Den Büroimmobilienmarkt hat es schwer getroffen, aber was wir auch sagen müssen, ist, dass die Bewertungspraxis im angelsächsischen Raum viel diskutiert wird. Die sind da ein bisschen aggressiver unterwegs und nehmen positive und negative Trends noch viel stärker mit als in der deutschen Bewertungspraxis.

Wenn man sich die Zahlen anguckt und vergleicht, dann sieht man, dass die Ausschläge in Deutschland im Positiven, aber auch Negativen nicht immer ganz so drastisch ausfallen.

Wann wird endlich umfassend digitalisiert in der Branche?

Die Nachhaltigkeit ist, glaube ich, ein Treiber. Die hat jetzt Drive durch die Gesetzgebung und die Marktteilnehmer merken, dass sie mit ihren Daten aussagekräftig sein müssen. (…) Die richtige Softwarelösung beziehungsweise -landschaft kann helfen, das Portfolio gut aufzusetzen.

Natürlich auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel: Man muss dem mehr ins Gesicht schauen und sehen, dass es eine große Chance ist, mit Software Prozesse zu automatisieren, zu vereinfachen, zu beschleunigen. So, dass wir Menschen uns auf die coolen, spannenden Sachen konzentrieren müssen.

Dass wir (...) uns nicht damit beschäftigen müssen, PDFs einzulesen und abzutippen oder solche Sachen. Wenn es richtig tief angekommen ist, dass das eigentlich was Cooles ist, dass es Spaß macht, dann geht es auch richtig los, glaube ich.

Der Mensch hinterfragt die KI

So etwas wie eine Mieterliste abzugleichen, das wäre vielleicht auch eine Aufgabe für Künstliche Intelligenz (KI). Wie würden Sie die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine beschreiben, wo sind Herausforderungen, die man im Blick haben muss?

Was man im Blick haben muss, ist, dass uns wirklich viel Arbeit abgenommen werden kann. Dass sich die Prozesse ändern und verbessern können, dass wir durch die ganzen Weiterentwicklungen, die es gibt, wirklich gute Unterstützung bekommen.

Aber am Ende ist der Mensch immer noch der, der es nochmal kritisch hinterfragt. (…) Wenn wir zum Beispiel an eine Bewertung denken: Klar kann ich eine Software einen Text schreiben lassen. Eigentlich muss kein Mensch mehr die Marktbeschreibung schreiben, aber am Ende muss trotzdem nochmal der Gutachter draufschauen, ob alles stimmig zusammenpasst.

Oder das Beispiel Preismodell: Natürlich können wir Mieten vorschlagen, die entsprechend der Lage, der Objektqualität, der Nutzungsart vom Modell her passen würden. Einzelhandelsflächen sind ein schönes Beispiel: Da kommt es am Ende auch auf den Grundriss an. Habe ich wenig Fensterfront, habe ich viel? Habe ich eine tiefe Ladenfläche oder eine schön quadratische?

Das ist das, wo der Mensch wieder reinkommt. Der erfasst solche Dinge auf einen Blick, weil er das Objekt besichtigt hat und genau weiß, hier kann man die Top-Spitzenmiete nehmen oder doch lieber eine bisschen niedrigere, weil es doch gar nicht so toll ist.

Da ist die Schnittstelle. Wir können uns viel abnehmen lassen, wir kriegen schöne Vorschläge und die kann man dann nochmal hinterfragen.