Bafög-Wohnpauschale deckt in 50 Unistädten nicht die Miete

Die Bafög-Wohnpauschale von 380 Euro ist in 50 von 68 deutschen Hochschulstädten nicht genug, um die Kaltmiete zu bezahlen. Wo der größte Anteil des Höchstsatzes für das Wohnen fällig wird und wo günstigere Alternativen am Markt sind, zeigt eine Studie.

Der Bundestag hat im Juni 2024 höhere Bafög-Sätze beschlossen. Die darin enthaltene Wohnkostenpauschale wurde von 360 Euro auf 380 Euro erhöht – doch auch das reicht in 50 von 68 untersuchten deutschen Unistädten nicht mehr aus, um die Kaltmiete einer durchschnittlichen Studentenwohnung zu zahlen. Bei Berücksichtigung der Nebenkosten erhöht sich die Anzahl noch.

Das sind Ergebnisse einer Analyse von Immowelt. Untersucht wurde das Verhältnis der Angebotsmieten von Studentenwohnungen mit einer Größe von 40 Quadratmetern (erster und zweiter Stock, Baujahr 1990er Jahre) zum Bafög-Höchstsatz, der ab dem Wintersemester 2024/25 bei 992 Euro liegt. Das Gesetz trat am 25.7.24 in Kraft.

Bafög-Anteil für die Miete: In der Spitze werden 73 Prozent fällig

In München, der teuersten Stadt für Studenten, kosten Wohnungen mit 40 Quadratmetern Wohnfläche laut Immowelt derzeit im Schnitt 725 Euro kalt, das ist beinahe doppelt so viel ist wie die Wohnpauschale und knapp drei Viertel des Bafög-Höchstsatzes. "Die Mietmärkte in den meisten deutschen Hochschulstädten sind extrem überlastet. Die Mieten steigen und es gibt kaum freien Wohnraum am Markt", sagt Piet Derriks, Geschäftsführer von Immowelt.

Die Erhöhung der Bafög-Förderung sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber nach wie vor nicht hoch genug, um die steigenden Wohnkosten zu decken. Selbst bei Berücksichtigung des Bafög-Höchstsatzes, den viele Studenten nicht bekommen, muss ein hoher Anteil davon fürs Wohnen ausgegeben werden. Für die restlichen Lebenshaltungskosten bleibt wenig Geld übrig.

In 66 von 68 Hochschulstädten müssen Studenten mindestens ein Drittel des kompletten Bafög-Höchstsatzes für die Kaltmiete ausgeben. In der Spitze sind sogar 73 Prozent fällig. Ein Anteil von 30 Prozent gilt gemeinhin bei normalen Einkommen als Belastungsgrenze nach oben – mehr sollte nicht für die Wohnkosten verwendet werden.

Konkurrenz um kleine Wohnungen in den Metropolen

Dazu kommt, so die Studienautoren, dass Studenten am Wohnungsmarkt mit Pendlern und vielen Berufsgruppen im Niedriglohnbereich konkurrieren müssen. Größere Wohnungen seien für viele Menschen mit geringem Einkommen kaum noch leistbar. Theoretisch stehen Studenten zwar auch Wohnheime zur Verfügung, diese haben aber oft lange Wartelisten. Wer nach Studienplatzzusage schnell ein Dach über dem Kopf braucht, kann darauf nicht hoffen.

Neben München müssen Studenten auch in den anderen deutschen Großstädten am meisten fürs Wohnen ausgeben. In Stuttgart kosten Studentenwohnungen im Mittel 615 Euro. Das sind 62 Prozent des Bafög-Höchstsatzes – der zweithöchste Wert aller Hochschulstädte. In Frankfurt am Main werden 564 Euro fällig, das ist ein Anteil von 57 Prozent des höchsten Satzes, in Hamburg ist (560 Euro; 56 Prozent) der Anteil nur geringfügig kleiner. Auch in Berlin (521 Euro; 53 Prozent) und Köln (520 Euro; 52 Prozent) muss mehr als die Hälfte der Höchstförderung für die Kaltmiete ausgegeben werden. Die Bafög-Wohnpauschale reicht in allen von Immowelt untersuchten Städten nicht annähernd aus, um die monatlichen Wohnkosten zu stemmen.

Studentisches Wohnen: Teure kleine und günstige Unistädte

Hohe Miete sind Immowelt zufolge aber nicht nur ein Problem der Metropolen. Auch in kleineren Städten mit renommierten Universitäten frisst die Miete einen erheblichen Teil vom Bafög. Dazu zählt Konstanz, das sich auf Platz fünf der teuersten Städte einsortiert: 550 Euro kalt kosten hier 40 Quadratmeter Wohnraum. Dafür müssen Studenten 55 Prozent der Maximalförderung ausgeben. Auch in Tübingen (514 Euro; 52 Prozent), Augsburg (506 Euro; 51 Prozent), Karlsruhe (499 Euro; 50 Prozent) sowie Mainz und Rosenheim (je 497 Euro; 50 Prozent) bleibt nach Abzug der Kaltmiete höchstens die Hälfte vom Bafög zum Leben übrig.

Doch es geht auch günstiger. Besonders in Ostdeutschland und in Nordrhein-Westfalen. Die niedrigsten Mieten gibt es in laut Studie in Chemnitz: Für eine Studentenwohnung werden im Schnitt 242 Euro verlangt, was weniger als ein Viertel (24 Prozent) des Bafög-Höchstsatzes ist. Selbst die Wohnpauschale reicht aus. Gleiches gilt für Magdeburg (291 Euro; 29 Prozent), Halle (322 Euro; 32 Prozent), Dresden (348 Euro; 35 Prozent) und Leipzig (350 Euro; 35 Prozent). Auch das Ruhrgebiet lohnt sich. In Gelsenkirchen kosten 40 Quadratmeter nur 307 Euro kalt (31 Prozent). In Iserlohn (325 Euro; 33 Prozent) und Duisburg (342 Euro; 35 Prozent) wohnen Studenten nur geringfügig teurer.

Berechnungsgrundlage

Datenbasis für die Berechnung der Mieten in 68 ausgewählten deutschen Universitätsstädten waren auf der Plattform immowelt.de inserierte Angebote. Die mittels hedonischer Verfahren errechneten Werte geben die Quadratmeterpreise von Bestandswohnungen mit 40 Quadratmetern zum 1.7.2024 wieder. Bei den Mietpreisen handelt es sich um Nettokaltmieten bei Neuvermietung.

Der Höchstsatz der Bafög-Förderung wurde mit 992 Euro, wie im Gesetz niedergeschrieben, veranschlagt. Die darin enthaltene Wohnpauschale beträgt 380 Euro.


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dpa

Schlagworte zum Thema:  Student, Wohnungsmarkt