Smart City Index: Digitalisierung in deutschen Großstädten

In einer Smart City gibt es Termine online, läuft Breitband, fahren E-Autos, sind "last mile" und "Fab lab" normal – welche deutschen Städte bei der Digitalisierung ganz vorne spielen und wo Potenzial schlummert, zeigt eine Bitkom-Studie.

Die drei digitalsten Großstädte Deutschlands bleiben auch im Smart City Index 2024 wie im Vorjahr an der Spitze: München ist die smarteste Stadt Deutschlands und kann den Vorsprung vor dem zweitplatzierten Hamburg weiter ausbauen. Köln verteidigt den dritten Platz. Ansonsten gibt es viel Bewegung.

Der Branchenverband Bitkom hat für die Studie 82 deutsche Städte mit mindestens 100.000 Einwohnern in den Themenbereichen Verwaltung, IT und Kommunikation, Energie und Umwelt, Mobilität und Gesellschaft untersucht.

Smart City Index: "Top 10" rücken enger zusammen

Bochum hat sich auf den vierten Platz verbessert (Vorjahr: 11) und gehört mit Freiburg im Breisgau auf Platz sechs (Vorjahr: 14) und Lübeck auf Platz acht (Vorjahr: 19) in diesem Jahr erstmals zu den zehn besten Städten.

Aachen rutscht aus den "Top 10" ab von Platz fünf auf Platz elf, Osnabrück verliert fünf Ränge und steht nun auf Platz zwölf und Karlsruhe (Vorjahr: zehn) schafft es im Bitkom-Ranking 2024 nur noch auf Platz 13.

Zum Vergleich: München erreicht 88,3 von möglichen 100 Punkten (plus 3,8 Punkte). Hamburg verbessert sich um 2,3 Zähler von 83,9 auf 86,2 Punkte. Auf Platz drei hält sich Köln unverändert zum Vorjahr mit 83,2 Punkten und sichert sich zugleich erstmals die Top-Platzierung in der Kategorie "Digitale Verwaltung".

Lagen zwischen Platz vier und zehn im Vorjahr noch 3,5 Punkte, sind es noch 2,5 Punkte. Und die Städte werden insgesamt digitaler: Im Vorjahr haben 76,6 Punkte für eine "Top 10"-Platzierung gereicht, jetzt sind 79,8 Punkte notwendig.

Digitalisierung: Hidden Champions werden sichtbar

"Deutschlands Städte werden smarter. Auch wenn es an den drei Spitzenplätzen beim Smart City Index in diesem Jahr keine Veränderung in der Rangfolge gibt, sehen wir eine große Dynamik innerhalb des Rankings", sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. Nicht nur Sieger erreichen Spitzenwerte in den Einzelkategorien, auch Städte wie Düsseldorf, Ingolstadt oder Berlin sind in einzelnen Bereichen Vorreiter bei der Digitalisierung.

Etliche Städte zeigen laut Bitkom in einzelnen Bereichen Stärken, auch wenn es im Gesamtranking nicht für eine Top-Platzierung reicht. Erstmals gibt es in diesem Jahr in allen fünf Kategorien unterschiedliche Siegerstädte, die zudem mehrheitlich nicht aus den "Top 10" stammen.

Düsseldorf (Gesamtrang 17) ist 2024 spitze im Bereich Gesellschaft und Bildung, nachdem es in den beiden Vorjahren noch auf den Rängen zwei und drei lag. Ingolstadt (Platz 23) belegt den ersten Platz in der Kategorie Energie und Umwelt – im Vorjahr kam die Stadt in dieser Kategorie nicht einmal unter die besten zehn. Und Berlin (Gesamtranking: 28) sichert sich den ersten Platz bei Mobilität. Mit 100 Punkten schafft es die Bundeshauptstadt als erste Stadt überhaupt, in einer Kategorie bei allen Indikatoren die volle Punktzahl zu erreichen.

Smart City Index 2024: Digitalranking für Deutschlands Großstädte (interaktiv)

Bitkom: Smart-City-Stufenplan umsetzen

Aber auch zwei "Top 3"-Städte sind in jeweils einer Kategorie ganz vorne: Köln erreicht erstmals den Spitzenplatz in der Kategorie "Digitale Verwaltung", München verteidigt die Spitzenplatzierung bei "IT und Kommunikation".

Auch andere Städte schneiden in Einzelkategorien besser ab als in der Gesamtwertung: Etwa Bergisch Gladbach (Gesamtranking: 62) steht in der Kategorie "Energie und Umwelt" auf Platz zehn. Gelsenkirchen (46) schafft es bei "IT und Kommunikation" auf Platz fünf. Hannover (Gesamtranking 41) ist im Bereich "Mobilität auf Platz acht. Und Herne (42) erzielt in der Kategorie "Gesellschaft und Bildung" Platz 14.

"Wenn wir mehr digitale Infrastruktur und digitale Verwaltungsangebote wollen, dann müssen wir etablierte digitale Lösungen priorisieren", so Wintergerst. Die Smart City müsse als Teil der kommunalen Infrastruktur dauerhaft finanziert werden und nicht nur einzelne Projekte. Zudem fordert Bitkom von der Politik, die Umsetzung und Finanzierung des im Juni 2024 verabschiedeten Smart-City-Stufenplans zeitnah sicherzustellen.

Diese Bundesländer sind besonders digital

Beim Abschneiden der Großstädte aus den unterschiedlichen Bundesländern im Smart City Index 2024 sind Baden-Württemberg mit 74,1 Punkten (2023: 68,1 Punkte), Bayern mit 72,2 Punkten (2023: 66,5 Punkte) und Sachsen mit 71,8 Punkten (2023: 67,3 Punkte) deutlich besser ab als der Durchschnitt.

Rheinland-Pfalz mit 68,1 Punkten (2023: 62,7 Punkte) und Nordrhein-Westfalen mit 66,2 Punkten (2023: 61,1 Punkte) liegen im Mittelfeld, vor Hessen mit 64,5 Punkten (2023: 63,7 Punkte) und Niedersachsen mit 64 Punkten (2023: 61,4 Punkte). Dabei ist laut Bitkom zu berücksichtigen, dass sich die Zahl der im Ranking berücksichtigten Städte zwischen den Ländern deutlich unterscheidet – so gibt es in Nordrhein-Westfalen 30 Großstädte, in Rheinland-Pfalz nur fünf.

Überdurchschnittlich schneiden demnach große Städte ab 300.000 Einwohnern sowie die vom Bund geförderten Modellprojekte Smart Cities (MPSC) ab. Auch Landeshauptstädte und Universitätsstädte liegen über dem Durchschnitt. "Es gibt Strukturmerkmale, die es Städten erleichtern, eine Smart City zu werden", erklärt Wintergerst. "Der Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft gehört ebenso dazu wie Hochschulstandorte mit hoher Startup-Dichte.

Smart-City-Ranking: Aufsteiger und Verlierer

Viel Bewegung im Smart City Index 2024 gab es auch jenseits der Top-Platzierungen. Größter Aufsteiger im Gesamtranking ist Reutlingen (64,7 Punkte), das sich von den hinteren Rängen um 27 Plätze auf Rang 51 verbessert hat. Potsdam (75,2 Punkte) klettert um 21 Plätze auf Rang 27. Fast genauso stark aufgestiegen sind Würzburg (63,8 Punkte) mit plus 19 Plätzen auf Rang 52 und Ingolstadt (76,6 Punkte) mit ebenfalls plus 19 Plätzen auf Rang 23. Saarbrücken (65,6 Punkte) verbessert sich um 17 Plätze auf Rang 49. "Digitalisierung ist kein Zustand, sondern ein Prozess", sagt Wintergerst.

Es gibt auch Städte, die zurückfallen. Gegenüber dem Vorjahr hat Siegen (55,8 Punkte) 18 Plätze verloren und landet auf Rang 68, Offenbach am Main (54,4 Punkte) kommt nach minus 16 Plätze auf Rang 72, Mannheim (73,4 Punkte) mit minus 15 Plätzen auf Rang 30 und Erlangen (56,8 Punkte) auf Rang 66 nach Abstrichen von ebenfalls 15 Plätzen. Auf Platz 80 liegt Remscheid (41,6 Punkte), auf Platz 81 folgt Hanau (41,1 Punkte) – das in diesem Jahr den Status als Großstadt erlangt hat und erstmals in das Ranking aufgenommen wurde. Auf dem letzten Platz 82 findet sich Salzgitter (40,3 Punkte) und löst damit das Vorjahres-Schlusslicht Bremerhaven (52,8 Punkte) ab, das sich um vier Plätze auf Rang 77 verbessert hat.

Smart City Index 2024: Methodik

Für den Smart City Index 2024 wurden 13.284 Datenpunkte erfasst, überprüft und qualifiziert, das sind 567 mehr als im Vorjahr. Analysiert und bewertet wurden alle Städte mit einer Bevölkerung größer 100.000. In diesem Jahr sind das 82.

Untersucht wurden die fünf Themenbereiche Verwaltung, IT und Kommunikation, Energie und Umwelt, Mobilität sowie Gesellschaft und Bildung. Die fünf Bereiche fächern sich in 37 Indikatoren auf, die wiederum aus insgesamt 162 Parametern (fünf mehr als 2023) bestehen – von Online-Bürger-Services über Sharing-Angebote im städtischen Verkehr und Umweltsensorik bis zur Breitbandverfügbarkeit und Digitalfortbildungen.

Bei der Datenerhebung wurden die Kommunen aktiv einbezogen. Die Städte konnten Daten zur Digitalisierung liefern, jeweils mit Quellen belegt. Davon machten in diesem Jahr alle Städte bis auf Magdeburg Gebrauch. Die Rücklaufquote liegt bei 99 Prozent und damit über dem bisherigen Bestwert von 94 Prozent aus dem Vorjahr. Die Daten wurden von Bitkom Research validiert. Der Smart City Index wird unterstützt von PwC, Visa und Bentley Systems.


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