Blackprint-Report: PropTech-Markt bleibt auf Wachstumskurs

Der Innovationsdruck in der Immobilienbranche triggert Neugründungen – die Zahl der marktaktiven Startups in Deutschland knackt im ersten Halbjahr 2024 laut einem Report von Blackprint erstmals die 1000er-Marke. Wer Wagniskapital investieren will, muss nur wissen, wo.

Die Zahl wirtschaftsaktiver PropTechs in Deutschland ist im ersten Halbjahr 2024 um 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf ein neues Rekordhoch gestiegen, wie der aktuelle Blackprint PropTech Report zeigt, der am 25. Juli veröffentlicht wurde. Mit 106 Neugründungen – zum Vergleich: im ersten Halbjahr 2023 waren es nur 70 (Gesamtjahr 2023: 143) – wird der Wegfall wirtschaftlich nicht mehr aktiver PropTechs zum Beispiel durch Insolvenzen kompensiert.

1.090 deutsche PropTechs sind aktuell am Markt tätig, damit wurde erstmals seit Erscheinen des Reports im Jahr 2021 die 1000er-Marke geknackt. 21 Unternehmen sind neu in eine wirtschaftliche Schieflage gerutscht, das sind 25 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2023. Der Konsolidierungsprozess setzt sich fort.

Innovation in der Immobilienbranche sucht PropTech

Die steigende Zahl an Gründungen ist aus Sicht von Blackprint ein Indikator dafür, dass vermehrt Entrepreneure und Gründer den hohen Bedarf im Technologie- und Innovationsbereich rund um den Immobilienlebenszyklus erkennen – vor allem bezogen auf den Gebäudebestand. Darauf werden die neuen Geschäftsmodelle ausgerichtet.

Dabei fallen laut Studie 23 Prozent aller Neugründungen auf den Bereich Energieeffizienz, der damit wie in vorigen Reports die meisten Neugründungen verzeichnet. In Summe gehen 21 Prozent auf die beiden Bereiche Neubau / Material (13 Prozent) sowie Sanieren / Bauen im Bestand (acht Prozent) zurück. Das reflektiert die notwendigen, aber fehlenden Bauaktivitäten.

Insolvenz & Co.: Kein Grund zur Panik im PropTech-Bereich

Im ersten Halbjahr 2024 sind nach Datenlage von Blackprint 33 Startups den Schritt in Richtung Insolvenz, in die Insolvenz oder vom Markt abgegangen – das heißt: als schwebend oder passiv gemeldet. Das sind rund drei Prozent der bekannten Startups zum Stichtag 30.6.2024. Davon machen die Marktabgänge im Sinne der Passivmeldung jetzt zwölf Unternehmen aus; im ersten Halbjahr 2023 waren es sieben.

Die Zahl der Startups in wirtschaftlich offiziell neu gemeldeter Schieflage liegt mit 21 im ersten Halbjahr 2024 unter dem Wert des ersten Halbjahres 2023 (28). Da die Passivmeldungen den Schwebendmeldungen nachlaufen, geht Blackprint von einer weiteren Erhöhung der Marktabgangsquote im Verlauf dieses Jahres und in den folgenden Jahren aus. "Eine absolut höhere Anzahl an Unternehmen in Schieflage ist in einem wachsenden Sektor grundsätzlich kein Negativindiz", schreiben die Autoren. Dennoch deute sich eine Teilkonsolidierung in gewissen Marktsegmenten an: insbesondere in den Wertschöpfungsstufen "Vermietung, Vermarktung und Verkauf" sowie "Planen & BIM".

PropTech breitet sich aus, man muss nur wissen wo

Die sieben Immobilienhochburgen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart sind laut Report auch im ersten Halbjahr 2024 führend hinsichtlich der Anzahl der aktiven PropTechs. Bei der Betrachtung der Wachstumsraten in den genannten Großstädten fällt auf, dass die angrenzenden Metropolregionen – insbesondere bezogen auf Rhein-Main oder Rhein-Ruhr erheblich schneller an Standort-Attraktivität gewinnen.

Auch andere Metropolregionen wie Nürnberg, Bremen-Oldenburg oder Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg ziehen an. Gleichzeitig breiten sich PropTechs in der Fläche aus: 27 Prozent mehr PropTechs als im ersten Halbjahr 2023 wählen für sich Standorte außerhalb der "Top 7" und der Metropolregionen aus.

Investitionen in PropTechs legen deutlich zu

Mit einem Finanzierungsvolumen von 1.789 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2024 – plus 60 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2023 – ist bereits das gesamte Vorjahr 2023 übertroffen. Die erstmalig separat ausgewiesene Venture-Debt-Komponente macht dabei rund 68 Prozent des gesamten Volumens aus, gefolgt von den klassischen Finanzierungsstufen.

Die zehn größten Finanzierungsrunden umfassen demnach bereits 1.672 Millionen Euro und machen 93 Prozent aller PropTech Investments aus. Insgesamt wurden im aktuellen Bericht 59 Finanzierungsrunden-Deals gezählt (Gesamtjahr 2023: 63). Insbesondere der Zuwachs im Bereich der M&A-Transaktionen ist Blackprint zufolge auf die zunehmende Marktreife in Form von strategischen Übernahmen, aber auch (Aus-)Verkäufen, zurückzuführen.

"Der PropTech Sektor wird heiß", sagt Malte Westphal, Head of Scouting & Market sowie Blackprint-Experte für PropTech- und Startup-Finanzierungen. Das Funding Gap sei jedoch immer noch viel zu groß. "Es braucht mehr Kapital und Risikobereitschaft." Die Gründer haben das Potenzial des Sektors insbesondere im Bereich der energieeffizienten und sanierten Gebäude erkannt.

Wagniskapital legt den Fokus auf Energieeffizienz

In der Analyse nach Wertschöpfungsstufen zeigt sich, dass die Kategorie "Energieeffizienz" mit 88 Prozent (1.581 Millionen Euro) des Gesamtfinanzierungsvolumens die Spitzenreiterposition aus den Vorgängerstudien verteidigt hat. Bereits im Jahr 2023 war Energieeffizienz das Segment mit dem höchsten Kapitalzufluss (753 Millionen Euro). Vor allem Venture-Debt-Finanzierungen spielen für die kapitalintensiven Geschäftsmodelle im Bereich der erneuerbaren Energien eine essenzielle Rolle.

Es folgt mit einem Finanzierungsvolumen von 94 Millionen Euro die Kategorie "Konzepte & Services für Mieter & Nutzer". Auch "Projektentwicklung & Smart City" verzeichnet ein signifikantes Wachstum und im ersten Halbjahr 2024 bei 37 Millionen Euro Kapitalzufluss. In den Bereichen "Vermarktung, Vermietung & Verkauf" sowie "Planen & BIM" wurde kein Zufluss quantifiziert. Insgesamt zehn Wagniskapitalgeber von 125 aktiven haben sich an mehr als einer Runde beteiligt.

"Der PropTech-Sektor befindet sich an einem entscheidenden Wendepunkt", sagt Sarah Schlesinger, Managing Partner von Blackprint. Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten werde dieser Technologiebereich kontinuierlich zu einem der größten Deutschlands. Es gelte nun, die Attraktivität des Sektors als Innovationspartner und Investmentsparte in der Immobilienwelt und bei Investoren national wie international zu steigern, um notwendige Finanzierungen in Innovationen sowie politische, regulatorische und Mindset-Veränderungen herbeizuführen.

Blackprint PropTech-Report: Methodik

Der Report der auf Digitalisierung im Bau- und Immobiliensektor spezialisierten Backprintpartners GmbH (Blackprint) dokumentiert und analysiert die Entwicklung von PropTech Startups mit Hauptsitz in Deutschland, die zwischen 2014 und 2024 gegründet wurden. Die Ergebnisse basieren auf Datenerhebungen aus primären und sekundären Quellen sowie der Blackprint-Datenbank. Angaben zu Vorjahren oder abgelaufenen Halbjahren beziehen sich auf frühere Blackprint Reports, die seit 2021 halbjährlich erscheinen. Stichtag der neuen Daten ist der 30.6.2024.

Zum aktuellen Blackprint PropTech Report


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Schlagworte zum Thema:  Startup, PropTech, Immobilienwirtschaft