Energieeffizienz-Startups mischen die PropTech-Szene auf
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Die Zahl wirtschaftsaktiver PropTechs in Deutschland ist 2024 gegenüber dem Vorjahr um 41 Prozent auf ein neues Rekordhoch gestiegen, wie der aktuelle Blackprint PropTech Report zeigt, der am 29. Januar veröffentlicht wurde. Den größten Anteil am Wachstum haben 196 Neugründungen. Das ist ein Plus von 37 Prozent und erreicht fast das Niveau des Rekordgründungsjahr 2021 – 1.264 deutsche PropTechs sind aktuell am Markt tätig.
Auch Unternehmen mit älterem Gründungsjahr erscheinen auf dem PropTech-Radar: Das sind laut Blackprint zum einen Startups aus dem Bereich Energieeffizienz, die zunehmend Immobilienbestandshalter als Zielkunden identifizieren, zum anderen werden die Coronajahrgänge sichtbar, die sich im Jahr 2024 erstmals aus der Deckung und hinein in die Positionierungsoffensive begeben haben.
PropTech-Sektor: Pleitewelle flacht merklich ab
Die vergangenen zwei Jahre haben PropTechs der Studie zufolge auf eine harte Probe gestellt. Im Jahr 2023 ist die Zahl der wirtschaftlichen Schieflagen deutlich angestiegen, bis sich ab dem zweiten Halbjahr 2024 eine Trendwende abzeichnete: Demnach sanken die Insolvenzmeldungen um 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – der Markt bereinigt sich langsamer. Betroffen waren 30 Unternehmen, besonders in den Bereichen "Planen & BIM" und "Vermarktung".
Trotz ihrer Rolle als Innovationszentren verlieren die Immobilienhochburgen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart, in denen mehr als die Hälfte (rund 50 Prozent) der PropTechs ihren Sitz haben, etwas an Attraktivität. Das Wachstum in den Metropolregionen wie Rhein-Ruhr, Rhein-Main oder Rhein-Neckar übertrifft das in den Stadtzentren. Im Osten Deutschlands sind die Zahlen rückläufig.
Weniger Wagniskapital, neue Finanzierungsformen
Rund eine Milliarde Euro Wachstumskapital, und damit neun Prozent weniger als im Rekordjahr 2023, sind im vergangenen Jahr in deutsche PropTech Startups geflossen. 81 Prozent davon in den Bereich "Energieeffizienz" als Wertschöpfungsstufe. Der einseitige Fokus verstärkt sich zunehmend. In den Bereich "Sanieren und Bauen im Bestand" flossen 63 Millionen Euro, in "Finanzieren, Bewerten und Investieren 41 Millionen Euro.
Erstmals lassen sich laut Blackprint im Jahr 2024 mit Debt Fundings / Financing neue Finanzierungsformen im PropTech-Sektor identifizieren. Diese würden das Gesamtfinanzierungsvolumen theoretisch durch sechs Runden bei vier Unternehmen um rund 2,7 Milliarden Euro erhöhen, umfassen allerdings allesamt Fremdkapitalfinanzierungen im Bereich der Asset-Heavy Geschäftsmodelle rund um Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen beziehungsweise das Thema Energiewende – und werden deshalb in der Finanzierungsvolumenanalyse nicht berücksichtigt.
PropTech-Branche reift: Wann platzt der Knoten?
Exponentiell, nämlich um 73 Prozent, ist die Anzahl der Finanzierungsrunden in den frühen Phasen (Pre-Seed und Seed) gestiegen. Die späteren Runden (Series A, B, C) sind nahezu auf Vorjahresniveau. Insgesamt werden 325 beteiligte Investoren registriert, wobei Venture Capitals eine führende Rolle eingenommen haben (56 Prozent). Auffallend ist der Zuwachs an ausländischen Geldgebern: 60 Prozent der Kapitalgeber kamen 2024 aus Deutschland, 2023 waren es noch rund 70 Prozent.
"Mehr PropTechs und ein reiferes Lösungsangebot als je zuvor stehen nach zwei harten Jahren bereit für Digitalisierung und Transformation des Bau- & Immobiliensektors", kommentierte Sarah Schlesinger, Managing Partner von Blackprint, die Zahlen. Das Angebot treffe auf breiten, dringenden Bedarf – ob durch regulatorischen Druck, ineffiziente Prozesse oder sinkende Margen. Allerdings gehöre zur Wahrheit auch, dass dieser Bedarf von einer nicht industrialisierten Branche ohne Standards, mit niedrigstem Digitalisierungsgrad und ohne Innovationsstrukturen ausgehe, der Lösungen will, allerdings zu Nachfrage in Form von Einkaufsfähigkeit kaum in der Lage ist.
"Es krankt am gordischen Knoten aus Willen aber (noch) nicht Können, aus fehlendem Investment aber Verlangen nach perfekten Lösungen, aus hohem Zeitdruck, aber keiner Zeit für die richtigen Weichen", so Schlesinger abschließend. "Spannend wird, was passiert, wenn dieser Knoten platzt."
Blackprint PropTech-Report: Methodik
Der Report der auf Digitalisierung im Bau- und Immobiliensektor spezialisierten Backprintpartners GmbH (Blackprint) dokumentiert und analysiert die Entwicklung von PropTech Startups mit Hauptsitz in Deutschland, die zwischen 2014 und 2024 gegründet wurden. Die Ergebnisse basieren auf Datenerhebungen aus primären und sekundären Quellen sowie der Blackprint-Datenbank. Angaben zu Vorjahren oder abgelaufenen Halbjahren beziehen sich auf frühere Blackprint Reports, die seit 2021 halbjährlich erscheinen. Stichtag der neuen Daten ist der 31.12.2024.
Zum Blackprint PropTech Report (Download)
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