Vernetzen mit der Wollknäuel-Methode

Sie sind ein Verwalter, der auch makelt und sind damit recht erfolgreich. Liegt das an den Synergien, dass heißt die Eigentümer kommen auf Sie zu, wenn Sie Immobilien vermieten oder verkaufen wollen, oder gibt es auch noch andere Faktoren?
Eugen Mönig: Eines unserer Steckenpferde ist (…) das Marketing. (…) Wir machen klassisches Marketing: Flyer verteilen in bestimmten Regionen – ganz Oldschool. 'Wie hat sich der Preis ihrer Immobilie seit der Zinswende verändert', ist gerade ein aktueller Flyer. (…) Es ist beängstigend, wieviel Rücklauf da kommt. Man mag es nicht glauben, aber ich habe meinen Sohn geschnappt, habe gesagt, 'du kriegst einen Zehner die Stunde, geh mal verteilen'. Und nach der ersten Verteilaktion am Wochenende lagen fünf Rückläufer im Briefkasten, wovon mittlerweile ein Maklermandat für ein Einfamilienhaus abgeschlossen wurde. (…)
Dann natürlich die sozialen Medien. Die sind ganz stark im Kommen. (…) Da gibt es verschiedene Mechanismen, die wir ganz klassisch im Marketing einsetzen. Mund-zu-Mund-Propaganda läuft sehr, sehr gut. Und das Sponsoring: Gerade haben wir einer Basketballmannschaft in Böblingen einen Satz neue Trikots besorgt. Du musst halt immer gucken, dass du im Gespräch bist. (…)
(...) Die Leute kommen zu uns – beziehungsweise, wenn wir schon die Mietverwaltungsverträge haben, auch für Objekte, wo wir nicht die WEG-Verwaltung haben, dann kriegen wir da definitiv die Maklermandate, sei es in der Vermietung, sei es im Verkauf.
Viele Verwalter arbeiten im und nicht am Unternehmen
Ich kenne Verwalter, die stöhnen schon so ein bisschen. Sie sagen, ich mag meinen Job total gerne, aber sie sind ein bisschen in dem Mühlrad drin. Was machen Sie in ihrem Unternehmen anders?
Viele Verwalter arbeiten im und nicht am Unternehmen. Das ist das Hauptproblem. Wenn du nicht irgendwann mal den Blick über den Tellerrand wagst, tust du dich schwer, neue Impulse zu setzen. Sei es gerade Digitalisierung, sei es der Einsatz von KI. Sich auch mal Gedanken zu machen: Was kann ich denn in meinem Unternehmen verändern, um mehr Wachstum zu generieren? An welchen Stellschrauben kann ich arbeiten? Solche Themen kannst du eigentlich nur positiv darstellen, wenn du Zeit dazu hast. (…)
Wir haben uns vor Kurzem zusammengesetzt und uns einfach mal Gedanken dazu gemacht: Ist es denn sinnvoll und auch betriebswirtschaftlich lohnenswert, dass wir ein Verwaltungs-Light-Produkt anbieten? Dass wir sagen, wir sind nicht mehr die WEG-Verwaltung im klassischen Sinne, wo man sich abends um 21 Uhr, am besten sonntags im Hinterzimmer "Am Ochsen" trifft und (…) sich mit den Eigentümern auseinandersetzt.
(...) Bei uns vergeht nicht ein Tag, wo nicht irgendeine WEG verzweifelt anruft und sagt, 'bitte nimm uns, wir finden niemanden'. (…) Solche WEGs kannst du bedienen, wenn du sagst: 'Hör zu, ich als WEG-Verwalter kann es klassisch leider nicht mehr anbieten, will euch aber helfen, damit ihr nicht hinten runterfallt.' (...) Wir machen euch die Buchhaltung und für alles andere kriegt ihr von uns einen Bauchladen, wo ihr Produkte rausnehmen dürft. Und wenn tatsächlich mal was schiefgeht, dürft ihr uns für eine entsprechende Zeitvergütung dazubuchen und wir helfen euch und greifen euch unter die Arme.
Das haben wir unseren kleinen Eigentümergemeinschaften bis fünf WEs, die wir verwalten und auch gern verwalten, weil die wenig Arbeit machen, angeboten und haben gesagt: 'Leute, wir müssten uns eigentlich von euch trennen, aber machen wir es doch einfach so, wenn unser Verwaltervertrag ausläuft, bieten wir euch dieses Light-Produkt an. Schaut doch mal in der WEG, ob es irgendeinen gibt, der sich als Verwalter offiziell bestellen lassen könnte und sich das auch zutraut. Für alles andere stehen wir euch zur Seite.'
Das kannst du mit einer KI-gestützten Buchhaltung relativ charmant und ohne größeren Aufwand lösen. Für alles andere können die sich in der Eigentümerversammlungen bis nachts um zwei Uhr die Köpfe einschlagen. Das ist uns dann völlig egal. Wir kriegen dann die Beschlüsse auf den Tisch und müssen die letztendlich, zumindest was die Buchhaltung angeht, umsetzen.
Neuerungen von A bis Z durchboxen
Was raten Sie Verwalterkollegen, die etwas am Unternehmen ändern wollen?
Wir können alle voneinander lernen. Das ist meine Botschaft, die ich an der Stelle gern mitteilen will. (…) So musst du einfach für dein Unternehmen schauen, was machen denn die anderen? Was ist heute mittlerweile Standard? In der Verwalterbranche ist es nach wie vor so, dass sich die älteren Verwalter schwertun, was das Thema Digitalisierung angeht, da sind Berührungsängste da. Der Mensch tut sich immer schwer, seine Komfortzone zu verlassen, wenn er was Neues lernen will. (…)
Man muss sich auf etwas fokussieren und das dann von A bis Z durchboxen. Und man darf sich um Gottes Willen nie verzetteln und meinen, jetzt muss man 1.000 Bausteine verändern. Nein, konzentrier dich auf eins. Hol dein Team ab, setzt dich zusammen und sag: 'Guck mal, das habe ich vor und wie können wir denn den Prozess charmanter und für uns besser gestalten.'
Nehmen wir die Einführung eines Kundenportals oder den Einsatz einer KI, sei es ein Chatbot, der zukünftig Rohrverstopfungen lösen kann oder der ans Telefon geht außerhalb der Betriebszeiten und automatisch gleich ein Ticket im Kundenportal anlegt, so dass du es a) nicht mehr anlegen musst und b) nicht mehr telefonieren musst. Meistens ist so, dass der Kunde nicht nur das Problem erörtern will, das er hat, sondern nebenher noch mit dir den Weltfrieden lösen will. Diese Themen kosten extrem viel Zeit. Da kannst du viel rausnehmen, um dann wieder im und am Unternehmen zu arbeiten. Diese wertvollen Ressourcen musst du frei kriegen. (…)
Man muss sich in irgendeiner Weise auch mit Kollegen auseinandersetzen und sich Gedanken dazu machen: Wie macht es denn ein anderer? (…) Bei uns in der Region gibt es viele Verwalter. Die kennen sich alle gar nicht. (…) Jetzt habe ich zu meiner Frau gesagt, 'komm, lass uns doch mal einfach ein Verwalterfrühstück machen. Da holen wir uns einen Keynote Speaker. Wir schreiben alle aus der Region an und lernen uns einfach mal kennen. So wie im Kindergarten schmeißt jeder dem anderen ein Wollknäuel zu, wer bist du denn eigentlich?
Teilweise gibt es viele Synergien (...). Und was spricht dagegen? Wir kratzen uns doch nicht mehr die Augen aus wie früher, wo man sich auf Verwaltervorstellungen getroffen hat und jeder erzählt hat, er ist der Schönste, er ist der Beste, er ist der Tollste. Und fünf Minuten später kam der nächste, hat genau das gleiche erzählt, um einen Job zu bekommen. Das brauchst du heute nicht mehr. Die Kunden buhlen eher um dich als andersherum, von daher können wir selbst im Kleinen regional schon das eine oder andere von einander lernen. Das sind Impulse, die ich gerne an (…) Mitstreiter abgebe.
-
Balkonkraftwerke: Das gilt für WEG & Vermieter
2.124
-
Schönheitsreparaturen: Zulässige und unzulässige Klauseln für Renovierungen im Mietvertrag
1.445
-
Befristeter Mietvertrag: Darauf sollten Vermieter beim Zeitmietvertrag achten
1.411
-
Form der Betriebskostenabrechnung und Mindestangaben
1.091
-
Garage richtig nutzen, sonst drohen Bußgelder
981
-
Rückforderung von Betriebskostenvorauszahlungen hat Grenzen
943
-
Untervermietung: Was kann der Vermieter verbieten?
925
-
Verwaltungskostenpauschale 2023: Kostenmiete steigt mit Tabelle
864
-
Wertsicherungsklausel im Gewerbemietvertrag
861
-
Schlüssel für Schließanlage verloren: Wer muss zahlen?
855
-
Vernetzen mit der Wollknäuel-Methode
28.03.2025
-
Die Verwaltermanufaktur
24.03.2025
-
Unterjährige Verbrauchsinformation: Fristen für Verwalter
19.03.2025
-
Bauliche Veränderungen: Vorbefassung der Eigentümerversammlung
19.03.2025
-
Wanted: Property Manager Plus
18.03.2025
-
Haus richtig gegen Elementarschäden versichern
13.03.2025
-
Teilerlass der Grundsteuer: Frist endet am 31. März
11.03.2025
-
Verwalter gesucht: Mittel gegen Personalmangel
11.03.2025
-
Heizungsmodernisierung: Das bringt Eigentümer weiter
04.03.20252
-
Erhaltungsrücklage: Steuerabzug für Hausgeld erst bei Ausgabe
26.02.2025