Müllgebühren: Unterschiede um bis zu 500 Euro je nach Stadt
Die Wohnkosten in Deutschland steigen derzeit nicht nur wegen der hohen Energiepreise rasant, auch andere Nebenkosten ziehen an. Einige Kommunen haben zuletzt massiv an der Abgabenschraube gedreht, zum Beispiel bei den Müllgebühren. Ein Ranking des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln im Auftrag des Eigentümerverbands Haus & Grund zeigt, wo die Abfallentsorgung am teuersten und wo am günstigsten ist.
Insgesamt sind die Müllgebühren im Durchschnitt der 100 untersuchten größten deutschen Städte in den vergangenen drei Jahren um zirka acht Prozent auf 312 Euro Jahresbeitrag gestiegen, heißt es in der Studie. Nur 19 Städte senkten die Gebühren in diesem Zeitraum – das bedeutet, dass die Gebühren in 81 Prozent der Städte angehoben wurden. Die Unterschiede machen demnach bis zu 500 Euro aus pro Jahr: In Nürnberg rund 130 Euro, in Leverkusen knapp 630 Euro (siebentägiger Service).
Grundlage für den Vergleich ist eine Musterfamilie aus zwei Erwachsenen und zwei Kindern in einem Einfamilienhaus ohne eigenen Kompost. Unterschiede beim Angebot, etwa beim Abholrhythmus, flossen zusammen mit dem Preis in einen Index ein, um die Städte vergleichbar zu machen.
Müllgebühren klaffen teils deutlich auseinander
Besonders teuer im Müllgebühren-Ranking der 100 größten Städte sind Leverkusen, Trier und Bergisch Gladbach. Besonders günstig sind Nürnberg, Flensburg und Wolfsburg, ermittelte das Institut der deutschen Wirtschaft.
Jede Stadt muss ihre Hausaufgaben ordentlich erledigen, damit die Nebenkosten für die Menschen bezahlbar bleiben, forderte Kai Warnecke, Präsident von Haus und Grund. Es gebe beim Vergleich der Städte keine grundsätzlichen Muster wie Einwohnerzahl, Einwohnerdichte oder Haushaltslage als Gründe für hohe oder niedrige Abfallgebühren: "Am Ende liegt es an individuellen Gegebenheiten wie falsch dimensionierten Müllverbrennungsanlagen, weniger effizienten Services oder einer fehlenden ambitionierteren Politik, die die Müllgebühren in die Höhe treiben."
Erstmalig hat das IW Köln ergänzend auch die Müllgebühren 25 mittelgroßer Städte untersucht. Hier ist Brandenburg an der Havel am günstigsten, gefolgt von Stralsund und Norderstedt. Die höchsten Gebühren werden in Nordhausen, Celle und Neunkirchen fällig.
Der Verband kommunaler Unternehmen, der die öffentlichen Entsorgungsbetriebe vertritt, bezweifelte die Aussagekraft der Studie. Die Bedingungen für die Abfallbeseitigung und das Leistungsangebot der Kommunen seien so unterschiedlich, dass ein pauschaler Vergleich nicht sinnvoll sei.
"Kalte" Nebenkosten: Spielball der Kommunen?
Um die Betriebskostenabrechnung, umgangssprachlich auch Nebenkostenabrechnung, gibt es nicht selten Streit zwischen Mietern und Vermietern – sie kann happig ausfallen und die Mieten empfindlich nach oben treiben. Auch bei den anderen "kalten" – ohne Heizung und Warmwasser – Betriebskosten, die durch kommunale Abgaben anfallen, wie Abwasser und Grundsteuer, ist das Gefälle enorm.
Laut einer Studie des IW Köln, die Ende 2021 veröffentlicht worden ist, bezahlten Mieter im Jahr 2019 durchschnittlich 1,09 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche nur Heizen und Warmwasser. In Großstädten ab 500.000 Einwohnern zahlten Mieter für die kalten Betriebskosten 2019 insgesamt durchschnittlich 1,28 Euro pro Quadratmeter, in kleineren Gemeinden waren es zirka 70 Cent.
Bundesweit reichte die Spanne im untersuchten Zeitraum von 3,30 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche in Memmingen (Allgäu) bis 1,86 Euro in Dingolfing-Landau (Niederbayern). Unter den teuersten Kreisen finden sich mit Frankfurt am Main und München (je 3,08 Euro) zwei Metropolen. Die Bundesländer mit den höchsten Gesamtnebenkosten beim Wohnen waren laut diesem IW-Gutachten die Stadtstaaten Berlin (2,87 Euro), Bremen (2,79) und Hamburg (2,75).
Die Nebenkosten erhöhten die Gesamtmiete im Mittel um 32 Prozent. In günstigen Wohnregionen liege der Effekt sogar bei bis zu 50 Prozent, schreiben die Ökonomen. Das IW-Gutachten "Wohnnebenkosten in Deutschland 2021" wurde im Auftrag von Deutsche Invest Immobilien (d.i.i.) erstellt.
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