"Wer bin ich? Wie bin ich da gelandet?"
Lena (Tuckermann), sag mal drei Takte zu Deinem Werdegang. Wie bist Du geworden, was du bist?
Lena Tuckermann (Gründerin der Vermietungsplattform Mietz und des Führungskräfte-Netzwerks Freti): Dazu müsste ich erst mal wissen, was ich eigentlich bin. Aber ich kann ja mal damit anfangen, wie ich da gelandet bin, wo ich jetzt bin.
Ich war Wirtschaftsjuristin und verzweifelt auf Wohnungssuche. Da habe ich mich entschieden, zu gründen, mit dem Gedanken, das einfach mal neu zu denken und zu gucken, ob Potenzial drin ist. Ich war schon immer sehr neugierig und habe mich gefragt: 'Könnte man den Prozess nicht ganz anders aufbauen mit all den technischen Möglichkeiten, die wir haben, mit Automatisierung?' Das Mietz kam im vergangenen Jahr groß auf den Tisch, mit vielen Einzelthemen. Und es folgte Freti, eine Initiative für junge Führungskräfte, die in der Branche was bewegen wollen, die innovativ denken, die Innovation als Hebel für den Erfolg in der Immobilienwirtschaft sehen.
"The Mom Test für so ein Tinder für Wohnungen"
Es gibt viele Projekte, die früh scheitern. Worauf würdest Du es zurückführen, dass es bei Euch ganz gut geklappt hat?
Ein großer Anteil ist Disziplin und Durchhaltevermögen – und: sehr genau zuzuhören. Mir war immer wichtig, dass wir von Anfang auf den Markt hören, da gibt es auch ganz viele Techniken. Ein Klassiker ist "The Mom Test" – das heißt, dass man auch darauf achtet, wie man Fragen stellt, um wirklich zu validieren: Wird das gebraucht oder nicht?
Und zu merken, ist das Problem so groß, dass es Bedarf gibt, dass es gelöst wird? Es war für mich immer klar, dass in dem Moment, wenn wir feststellen würden, dass es gar kein Problem gibt oder es sich um ein Problem handelt, das vielen gar nicht so viel ausmacht oder das gelöst ist, es für uns dann auch keinen Sinn macht, weiterzumachen. Es geht darum, einen Mehrwert zu schaffen, einen Prozess zu erleichtern und etwas zu bewegen.
Und da war viel Zuhören. Ich würde auch sagen, viel Agilität. Da, wo wir jetzt stehen, standen wir am Anfang nicht. Damals hatte ich die Idee, im Prinzip so ein Tinder für Wohnungen zu bauen. Mehr Untermieterperspektive. Ich habe in der Anfangsphase gar nicht viel über die Vermieterseite nachgedacht. Ich kam dann über dieses Zuhören, viele Gespräche, Interviews und viele, viele sehr schlaue Leute, die ich nach ihrer Meinung fragte, Stück für Stück auf die Vermieterseite.
Und dann haben wir uns immer weiterentwickelt. Wir sagten uns: 'Okay, wir haben jetzt gesehen, es ist ein Thema im Markt auf Vermieterseite für möbliertes Wohnen' und bekamen sehr viel Feedback auch aus einer anderen Gruppe am Markt, dem Residence-Segment. Wir sind immer offengeblieben, haben einerseits den Fokus gehalten, aber immer auch überlegt: 'Gibt es einen anderen Bereich, in den wir vielleicht noch mit rein entwickeln?'
"Freti ist im Prinzip zum Angelpunkt geworden"
Beim Fredi-Netzwerk - Future of Real Estate and Tech Initiative – bist Du quasi CEO. Brauchen so exzellente Persönlichkeiten, die viele Skills haben, die Förderung? Jeder rennt denen die Bude ein.
Es war die Idee, einen Raum für Führungskräfte zu schaffen, die sich dabei vertraulich austauschen können. (...), die zwischen 30 und 40 in Führungsverantwortung gekommen sind, (...), aber auch mal gemeinsam aus der Vogelperspektive auf die Branche gucken und sehen können, was kann sich noch verändern kann, an Innovation und Diversität, auch in der Führung, insbesondere als Hebel für (...) den langfristigen Erfolg und die Zukunftsfähigkeit von Corporates.
Ich habe mir also gesagt: 'Ich teste das jetzt mal und guck einfach, was passiert.' Und dann habe ich mich selbst total gewundert, als wir das erste Event gemacht haben, was für eine Power da in diesem Raum entstanden ist, was ich in diesem Bereich verändern kann, was bislang gefehlt hat. Gerade auch der der Fokus auf die Persönlichkeit und die Förderung von ambitionierten Talenten, die etwa was bewegen wollen.
Da gibt es zwei Komponenten. Zum einen ist man, gerade, wenn man jung in Führungsverantwortung ist, sehr schnell mit viel Verantwortung umgeben und muss auf dem Weg trotzdem vieles noch lernen. (...) Wenn wir komplexe Führungsherausforderungen hatten, hatte ich am Ende immer Situationen, dass ich Bücher gelesen oder Leute angerufen habe und dann im Zimmer saß mit all diesen Zetteln und mir überlegt habe: 'Was mache ich denn jetzt?'
Für mich ist es jetzt auch toll, ein Netzwerk zu haben an Leuten und ich weiß: 'Die verstehen die Themen, die sind auch in Führungsverantwortung und können mir ihre Perspektive oder ein Sparring dazu geben, wenn ich das brauche.' Und die Dimension nach außen. Was mir gerade am Herzen liegt, ist das Thema Diversität in der Führung: 'Wie kann man das noch mal weiter fördern? Und diese Talente, die da sind, sichtbarer machen?'
Und da ist Freti im Prinzip zum Angelpunkt geworden. Wir haben viel Unterstützung aus der Branche in Form von Einladungen, Speaker Slots, Freitickets – allein das hat schon eine Veränderung gebracht. Noch im kleinen Maß, weil die Initiative sehr neu ist, aber allein diese Leute auf die Bühne zu heben, Sichtbarkeit zu bringen, die in die richtigen Netzwerke zu bringen mit Führungskräften, die jahrzehntelange Erfahrung haben und die Erfahrung auch gerne teilen, das ist, glaube ich, der zweite Punkt, der noch mal zur Veränderung beitragen kann.
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