Zensus 2022: So wohnt Deutschland – Miete, Fläche, Heizung

Für den Zensus 2022 wurden bei Hauseigentümern und Verwaltern Daten zu Mieten, Leerständen und Energieeffizienz abgefragt. Jetzt liegen die ersten und zum Teil überraschenden Ergebnisse vor. Wie wohnt und heizt Deutschland?

Mit dem Zensus (früher Volkszählung) wird in der Regel allen zehn Jahre statistisch erhoben, wie viele Menschen wo in Deutschland leben. Wegen der Pandemie wurde die eigentlich für 2021 fällige Zählung um ein Jahr verschoben. Die ersten Ergebnisse aus dem Zensus 2022 wurden nun am 25.6.2024 in Berlin vorgestellt. Die Daten zu Gebäuden und Wohnungen kommen unter anderem aus einer Befragung von Eigentümern und Verwaltern (23 Millionen).

Neben dem Baujahr der Gebäude und der Wohnfläche wurden für den Zensus 2022 auch Daten zu Nettokaltmieten, Leerstand und den Gründen dafür sowie zur Energieeffizienz abgefragt. Das Ergebnis: Erneuerbare Energiequellen spielen nach Angaben der Statistiker zum Heizen von Wohngebäuden bislang nur eine untergeordnete Rolle.

Drei Viertel der Wohnungen 2022 mit Gas oder Öl beheizt

Drei Viertel (75 Prozent) der Wohnungen in Deutschland wurden im Jahr 2022 noch mit Gas (56 Prozent) oder Öl (19 Prozent) beheizt. In Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern und dem Saarland war jeweils mehr als jede vierte Wohnung mit einer Ölheizung ausgestattet, während diese Energiequelle in den östlichen und nördlichen Ländern unterdurchschnittlich zum Einsatz kam.

Fernwärme (bundesweit 15 Prozent) ist demnach vor allem in Hamburg (35 Prozent) und Berlin (43 Prozent) weit verbreitet. In Schleswig-Holstein und den östlichen Ländern lag der Anteil von Wohnungen, die mit Fernwärme beheizt wurden, im Jahr 2022 zwischen 21 Prozent und 34 Prozent. Nur vier Prozent der Wohnungen werden mit Holz oder Pellets beheizt. In drei Prozent der Wohnungen nutzt man dafür Solar- oder Geothermie, Umwelt- oder Abluftwärme.

Beim Blick auf die Baujahre zeigt sich: Erst ab 2010 hat der Einsatz von Wärmepumpen zugenommen. In Gebäuden der 1990er Baujahre liegt der Anteil nur bei knapp ein Prozent. Seit 2000 stieg der Anteil von sieben Prozent (Baujahre bis 2009) auf 24 Prozent (Baujahr ab 2016) – jede vierte Wohnung, die ab 2016 gebaut wurde, wird mit Wärmepumpen beheizt.

Im Gegenzug ist der Anteil von neuen Wohnungen mit Ölheizung stark gesunken. Mit Baujahr 2000 bis 2009 wird nur noch weniger als jede zehnte Wohnung (neun Prozent) mit Öl beheizt. Seit 2010 spielen Ölheizungen im Neubau praktisch keine Rolle mehr (weniger als zwei Prozent der Wohnungen). Gas ist in Neubauten immer noch ein wichtiger Energieträger, auch wenn der Anteil seit 2010 gesunken ist: 39 Prozent der ab 2016 gebauten Wohnungen werden mit Gas beheizt.

Zensus-Daten zur Nettokaltmiete in Deutschland

Der Zensus 2022 gibt außerdem Einblicke, wie viel Mieter in Deutschland für eine Wohnung bezahlen müssen. Im Durchschnitt waren das 7,28 Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter. Wohnungen in Sachsen-Anhalt waren mit 5,38 Euro pro Quadratmeter am günstigsten. Wenn man auf die Bundesländer schaut, war die Nettokaltmiete in Hamburg mit 9,16 Euro pro Quadratmeter am höchsten, gefolgt von Mieten in Bayern mit 8,74 Euro, Hessen (8,21 Euro) und Baden-Württemberg (8,13 Euro).

Unter den Städten war München mit 12,89 Euro kalt pro Quadratmeter die teuerste Stadt, nach Frankfurt am Main (10,58 Euro), Stuttgart (10,39 Euro) und Heidelberg (10,02 Euro). Berlin lag 2022 mit durchschnittlich 7,67 Euro laut Zensus-Daten eher im Mittelfeld. In Potsdam, wo auch zahlreiche in Berlin arbeitende Menschen wohnen, wurde ein Mittelwert von 7,85 Euro ermittelt. Das ist der höchste für eine ostdeutsche Großstadt ermittelte Wert. Die Großstadt mit den günstigsten Mieten bundesweit ist Chemnitz, wo Mieter zum Stichtag 15.5.2022 durchschnittlich 5,26 Euro pro Quadratmeter im Monat bezahlten.

Im Westen sind die Mieten den Angaben zufolge in Gebäuden, die in den 1970er Jahren gebaut wurden, besonders günstig. In den östlichen Ländern findet man die niedrigsten Mieten in Wohngebäuden aus den 1980er Jahren.

Wie groß die Unterschiede sind, zeigt sich nach den Berechnungen der Experten etwa in Berlin, wo die durchschnittliche Nettokaltmiete für eine Wohnung in einem Gebäude aus den 1980er Jahren zum Zeitpunkt der Erhebung bei 6,42 Euro pro Quadratmeter lag. In Wohngebäuden, die ab 2016 errichtet wurden, mussten Mieter dagegen im Schnitt 12,64 Euro pro Monat zahlen. In Hamburg wohnen Menschen, die es sich leisten können, besonders gerne in Altbauten, stellten die Statistiker fest. Wohnungen mit einem Baujahr vor 1919 sind in hier mit durchschnittlich 11,05 Euro pro Quadratmeter nahezu so teuer wie Wohnungen, die ab 2016 fertiggestellt wurden (11,78 Euro).

Zahl der Wohnungen: Plus 2,5 Millionen seit dem Zensus 2011

Die Zahl der Wohnungen insgesamt lag zum Stichtag 2022 bei 43,1 Millionen in 20 Millionen Gebäuden und stieg damit seit dem vorherigen Zensus 2011 um 2,5 Millionen an. Die durchschnittliche Fläche pro Wohnung legte den Angaben zufolge im Zehn-Jahres-Zeitraum um drei Quadratmeter auf durchschnittlich 94 Quadratmeter zu. Am stärksten stieg die Wohnfläche in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. In Berlin und Hamburg erhöhte sich die Wohnungsgröße am wenigsten.

Mehr als 1,9 Millionen Wohnungen standen zum Zensus-Stichtag leer – rund eine Millionen davon länger als ein Jahr. In 460.700 Wohnungen waren Baumaßnahmen geplant oder fanden statt.

Die neuen Daten des Zensus 2022 kommen den Statistikern zufolge auch dem zunehmenden Bedarf nach bundesweit vergleichbaren kommunalen Mietspiegeln entgegen. Im Ergebnis soll die Zählung einen umfassenden Überblick über die Höhe der Bestandsmieten in ganz Deutschland und erstmals eine regionale Auswertung der durchschnittlichen Miethöhe für die unterschiedlichen Haushaltstypen und -größen liefern.

Zensus 2022: Hintergrund

Mit der Abwicklung eines Zensus alle zehn Jahre werden Vorgaben der EU umgesetzt. Nach der Verordnung (EG) Nr. 763/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 9.7.2008 über Volks- und Wohnungszählungen müssen die EU-Mitgliedstaaten regelmäßig statistische Daten über Bevölkerung und Wohnsituation abfragen und der EU-Kommission übermitteln.

Der EU-weite Zensus war ursprünglich für den 16.5.2021 (Zensus 2021) geplant. Wegen der Pandemie wurde die Zählung um ein Jahrverschoben – das entsprechende Gesetz trat am 10.12.2022 in Kraft. Als neuer Stichtag für die Abgabe der Daten an die statistischen Ämter wurde damit der 15.5.2022 festgelegt (Zensus 2022). Mit der gesonderten Gebäude- und Wohnungszählung (GWZ) sollte dem Statistischen Bundesamt zufolge die Wohnsituation in Deutschland transparenter werden.

Die Erhebungsmerkmale für die Gebäude- und Wohnungszählung sind in § 10 ZensG 2021 geregelt ( Gesetz zur Durchführung des Zensus im Jahr 2021 (ZensG 2021) und weit umfassender als beim vorigen Zensus 2011, auf dem der überwiegend registergestützte Zensus 2022 inhaltlich aufbaut.

Die Ergebnisse sollen die Grundlage für wohnungspolitische Entscheidungen und Maßnahmen sein und werden nun schrittweise veröffentlicht. Mit dem Beginn der Veröffentlichungsphase stellen die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder die Zahlen auf der Zensus-Website bereit.

Zensus 2022 Ergebnisse


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dpa