Deutscher Immobilientag: Es grünt so grün
Das vielleicht interessanteste Event fand ein paar Stunden vor Eröffnung des Deutschen Immobilientags 2023 statt. Schon morgens um acht hatte es ein Farewell-Frühstück für den scheidenden IVD-Präsidenten Michael Schick gegeben, zu dem der FDP-Vorsitzende und Bundesfinanzminister Christian Lindner erschien.
Vom Lobbyverband zum Werteverband
Dort begründete er laut Aussage mehrerer Gäste, sein Kommen damit, Schick sei es gelungen, aus einem Lobbyverband einen "Werteverband" zu formen.
Dieses Statement macht deutlich, dass die Fußstapfen, die der Alt-IVD-Präsident hinterlassen hat, groß sind. Ob jede Aktivität unter seiner Ägide in die Geschichtsbücher eingehen wird, sei dahingestellt. Das unbeirrte Festhalten etwa an der Forderung des von Wissenschaftlern längst als untauglich gebrandmarkten Konstrukts Baukindergeld ist hier durchaus kritisch zu sehen.
Schick hat jedoch als intelligenter und glaubwürdiger Vertreter der Immobilienzunft viele Meriten erworben. Vor diesem Hintergrund einen Nachfolger zu finden, der nicht vor dem Amt zurückschreckte, dürfte nicht ganz leicht gewesen sein.
Immobilientag: Die Themen sind jünger und grüner
Der ehemalige Vize und neue Präsident Dirk Wohltorf hat den Schritt gewagt, zusammen mit einem Präsidium, zu dem mit Jeanette Kuhnert (Hamburg) und Robert Vesely (Magdeburg) zwei Newcomer zählen. Sie kamen dann auch alle auf die Bühne. Ein gutes Zeichen: Vielleicht wird der Teamgedanke nun künftig auch nach außen hin stärker gelebt.
Wohltorf hat in seiner kurzen Ansprache die bekannten IVD-Positionen bekräftigt, dass Neubau stimuliert und die Politik den Erwerb von Wohneigentum erleichtern müsse. "Alle sollen so wohnen können, wie sie es brauchen", meinte er. Ein vielleicht unerfüllbarer Wunsch. Etwas anders dürfte es mit dem Thema Respekt aussehen, den der neue IVD-Präsident verstärkt für seine Zunft wünscht.
Der IVD scheint verstanden zu haben, dass die bisweilen schillernde Beschäftigung mit Immobilien in der Mitte der Gesellschaft ankommen sollte. Die Themen auch auf dem Kongress sind jünger und grüner geworden. Wenn sich im Grunde mittelfristig nur noch mit grünen Immobilien Geld verdienen lässt, dann muss sich auch der Maklerberuf ändern. Makler haben ihre Leistungen schon oft angepasst. Jetzt müssen sie auch noch Energieberatung lernen.
Jan Fleischhauer, viel Instagram und Immo Tommy
Und sonst? Ein müder Jan Fleischhauer, der besser schreibt als er redet. Und jede Menge digitale Themen. Es war ein nicht ganz einfacher Weg, der Weg vom analogen zum (zumindest) hybriden Makler. Doch der scheint nun erfolgreich gegangen zu sein. Was vielleicht auch daran liegt, dass alle Teilnehmenden gerne ein bisschen Instagram & Co. ausprobieren wollen. Die Jungen machen das ja längst. Natürlich ist nicht jedes digitale Thema auch ein junges.
Das in die Jahre gekommene Instagram wurde gehyped auf der Veranstaltung, der digitale Senior Facebook geradezu belächelt. Es sind aber noch vor allem die nicht mehr ganz taufrischen digitalen Kanäle, die dem Makler Kunden bescheren. Gehyped wurde auch Immo Tommy, weil er auf Instagram etwa 600.000 Follower hat. Mit ziemlich dürftigen Statements und dürftiger Technik, was authentisch sein soll. Der oben schon genannte Christian Lindner hat die Länder aufgefordert, die Grunderwerbsteuer abzuschaffen. Tausende Kommentare auf Instagram.
Ich räume ein, dass wir von den B2C-Kanälen viel lernen können in punkto Reichweitenaufbau. Reichweite ist gut. Die Veranstaltungen auf dem Deutschen Immobilientag, in denen es um die digitalen Medien ging, waren durchweg gut besucht. Sie werden, dazu muss man kein Prophet sein, in den nächsten Jahren stark zunehmen. Eine große Followerschaft ist eine harte Währung. Klasse ist nix ohne Masse. Makler und Maklerinnen müssen an beidem arbeiten. Sie dürfen vor lauter Reichweitenausbau die Inhalte nicht vergessen.
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