Zeitverleihung ist noch besser als Preisverleihung
Zu den dritten PropTech Germany Awards am 20. April fuhr ich nach Frankfurt am Main, um bei Blackprint als Erfinder und Verbreiter des Wortes PropTech einmal zu eruieren, wie die geschäftliche Lage bei den neuen Unternehmen der Branche ist. Zum einen interessiert mich natürlich, wer von den 30 Technologieunternehmen, die in die Endauswahl kamen, einen der elf Preise mit nach Hause nehmen konnte. Zum anderen bin ich dort, um meine guten persönlichen Kontakte in die Szene zu pflegen und weiter zu vertiefen. Im ONE – einem von CA Immo entwickelten Landmarkbuilding – ist im 45. Stock dafür passende Kulisse und Aussicht geschaffen worden.
Doch wie es so ist auf Technologie- und Digitalisierungsveranstaltungen: Als Patrik Langer – der CA-Immo-Vertreter – den hohen Digitalisierungsgrad des ONE pries, waren bereits viele der Teilnehmer eben darüber irritiert. Denn seinen zugewiesenen Tisch fand man nur über einen QR-Code. Doch dieser funktionierte bloß bei auch funktionierender Internetverbindung. Und eben jene funktionierte ausgerechnet für D1-Netz-Kunden nicht. Macht aber nix – viele nutzten den Umstand in dem beeindruckenden Gebäude als weiteren Anlass, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Die nicht Telekom-Mobilfunk-Kunden halfen freundlich aus, sodass alle Teilnehmenden die Plätze fanden.
Spielregeln der Preisverleihung
Dann hatte es doch wieder ein paar Längen. Die Moderatorin Sarah Schlesinger, Managing Direktor von Blackprint, nahm aber auch diese Stimmung im Publikum wahr. Kurzerhand zog sie die Pause vor, indem sie bereits nach vier Laudationes und Danksagungen der Preisträger erst einmal zum Schlangestehen für den Hauptgang unterbrach. Auch dabei trafen viele Bekannte aufeinander oder lernten sich neu kennen. Erneut prächtiges Netzwerken. Und bis um 22:00 Uhr kamen dann noch die Ehrungen für die restlichen sechs Preisträger plus Hauptpreisträgerin.
Auf letztere sei an dieser Stelle doch noch eingegangen: Green Fusion bekam den Hauptpreis, obwohl sie in der Kategorie Energieeffizienz von Aedifion geschlagen worden ist. Eigentlich sollte den Hauptpreis ein Sieger aus den zehn Kategorien bekommen. Ein Ändern der Spielregeln während des Spiels ist eigentlich ein No-go! Aber die Jury wollte wohl der knappen Entscheidung Rechnung tragen und Green Fusion nicht ganz ohne Preis nach Hause gehen lassen. So wurde das 2021 gegründete Startup am besten dotiert – üppig mit 25.000 Euro in Naturalia. In diesem Gegenwert kann sie nun in diesem Jahr an Veranstaltungen des Hauptsponors Feldhoff & Cie. teilnehmen.
Alpen statt Westerwald
Wenn insbesondere junge Unternehmen für ihre Leistungen ausgezeichnet werden, dann sollen diese das auch feiern. Doch auch die harte Wirklichkeit des Marktes sollte besonders in Zeiten wie diesen – in denen das Geld nicht mehr so locker sitzt – nicht außen vor bleiben. Denn wie sagten Teilnehmer der Veranstaltung: PropTechs bewegen sich – bildlich gesprochen – nicht mehr in Eifel oder Westerwald, sondern im rauen Klima der Alpen. Gemeint ist, dass von den annähernd 1.000 PropTechs im deutschsprachigen Raum lediglich zehn Prozent High Potentials sind.
Und wer von diesen High Potentials es denn wirklich mit skalierbarem Geschäftsmodell bis zur nachhaltigen Marktreife schaffen wird, ist nach wie vor offen. Es wird – so hörte ich – jetzt schon eng für diejenigen Tech-Unternehmen, die noch 2023 nachfinanzieren müssen. Es müssen schon richtig gute geschäftliche Argumente vorliegen, um weiterhin Investoren anzuziehen. Und klar, so eine Preisverleihung schärft natürlich den Investorenfokus auf die Preisträger der jeweiligen Kategorie – und weil in vielen Kategorien die Entscheidung so eng war – auch auf die Nominierten.
Kompaktheit und Netzwerken
Sicherlich bringt die PropTech-Bewegung viel Schwung in den trägen Immobilienmarkt. Allein die Preisverleihung in zehn Kategorien von Smart City über Planen, Bauen und Sanieren bis hin zu Bewirtschaftung und Energieeffizienz macht deutlich, wie viele Handlungsfelder für die Branche derzeit doch noch brach liegen. Wenn allerdings von elf Preisträgern drei durch Abwesenheit glänzen, so mag das einerseits an streikendem Bahn- und Flughafenpersonal gelegen haben, andererseits ist es aber zumindest etwas unglücklich, wenn die Veranstalter nach der feierlichen Ankündigung eines Sieges in einer Kategorie auf der Bühne nicht wissen, warum der Sieger gar keinen Vertreter auf die Veranstaltung geschickt hat.
Wer nach 22:00 Uhr noch Zeit und Ausdauer hatte, konnte bei einem Cocktail an der Bar, beim Fotoautomaten und mit DJ-Musik die Veranstaltung mit weiterem, sehr angenehmen Netzwerken ausklingen lassen. Wenn ich zu der gelungenen Veranstaltung Wünsche frei hätte, dann wären es diese: Macht die Preisverleihung noch kompakter. Stellt sicher, dass auch alle Preisträger vor Ort sind. Und verbessert die wunderbaren Netzwerkmöglichkeiten noch weiter. Verleiht eher Zeit als Preise. Ich glaube, das wünschen sich von den Anwesenden nicht bloß die Immobilienjournalisten …
PropTech Germany Award 2023: Die Sieger
- Hauptgewinner: Green Fusion GmbH
- Projektentwicklung & Smart City: Syte GmbH
- Planen & BIM: LCM Digital GmbH
- Bauen & Sanieren: Vestigas GmbH
- Finanzieren, Bewerten & Investieren: Octoscreen GmbH
- Bewirtschaftung & Instandhaltung: Diconnex GmbH
- Konzepte & Services für Mieter & Nutzer: Tauschwohnung GmbH
- Smarte Gebäudeeffizienz: Aedifion GmbH
- Energieeffizienz: Voltaro Energy GmbH
- Vermarktung, Vermietung & Verkauf: Viertelcheck GmbH
- Asset- & Portfoliomanagement: Objego GmbH
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