Mipim 2022: Heißt der neue sichere Hafen England?
Es würde zum Zeitgeist passen zu sagen, das sei keine Mipim wie jede andere. Und doch ist sie es in meinen Augen, auch auf den zweiten Blick. Kapital sucht Anlagemöglichkeiten und Orte suchen Kapital. Wie immer. An Soldaten mit Maschinengewehr im Anschlag vor dem Palais du Festival hat man sich gewöhnt. Mit Francois Hollande sprach ein Ex-Präsident über das Erreichen der Klimaziele. Wahrscheinlich meinte er den Ausbau der Atomkraft, aber das sagte er nicht. Interessante Menschen sind in jedem Jahr dabei. Im Hafen dümpeln wieder die Yachten.
Die Wand mit ukrainischen Projekten
Natürlich, einige Länder sind nicht da, aber auch das ist nicht neu. Dass Russland abwesend ist, habe nichts mit dem Krieg zu tun, so einer der Mipim-Organisatoren, Christophe Chupot. Das liege vielmehr daran, dass der Impfstoff Sputnik von den Franzosen nicht anerkannt worden sei – die Entscheidung Russland nicht ausstellen zu lassen, sei lange vor Beginn des Krieges gefallen.
Etwas verloren eine lange Wand im Souterrain, die Projekte zeigt, die in der Ukraine realisiert werden sollten und die ihre Vertreter eigentlich vorstellen wollten. Die Ukraine wäre als Land hier gewesen. Als ich vor der Wand stehe, bin ich der einzige Betrachter. Außerdem im Fokus: Polen, verschiedene Städte stellen aus. Das Land ist sehr präsent. Offensiv, mit einem großen Plakat direkt am Eingang zum Messegelände.
ESG in Ägypten
Ägypten und Saudi-Arabien springen in die Bresche und präsentieren sich offensiv mit nachhaltigen Projekten. Die Türkei ist mit einem kleinen Stand vor Ort, auch hier gab es Probleme, weil der Impfstoff nicht anerkannt wurde. Wie das gelöst wurde, will mir keiner sagen. Immerhin sind seit dem 13. März die Coronavorschriften in Frankreich stark gelockert. All diese Länder trumpfen auf. Vor dem Hintergrund des Krieges verblassen die kleinen Defizite der Autokratien.
Und überall ESG. Selbst auf dem Panel im ägyptischen Zelt spielt das Thema eine große Rolle, wobei der Fokus hier eher auf dem G ("governance") liegt als auf dem E ("environmental") , wie in Deutschland. Es geht um "affordable housing". Man spricht von "urban change" und auch von der energetischen Ertüchtigung des Bestands. Wer Immobilien abreißt, ist Klimafeind und könnte sich in Zukunft verstecken müssen, so wie in Zeiten der Finanzkrise manche Banker.
Krieg und Streik
Gespräche kreisen sehr schnell um die Auswirkungen des Krieges. Wird die Tatsache, dass Lieferketten aus verschiedenen Gründen unterbrochen zu werden drohen, zu einem Bedeutungsverlust der Assetklasse Logistikimmobilien führen? Nicht ausgeschlossen. Auch die Frage, welche Mieter von der Krise stark betroffen sein werden, wird oft gestellt. Die Folgen der Coronapandemie sind gerade eher ein Randthema. Büro boomt weiter, jedenfalls in Berlin. Aber das hatten wir ja schon.
Auch jenseits des Krieges gibt es Unbilden. Wegen Corona oder wegen des Streiks an deutschen Flughäfen haben viele Mipim-Gäste ihr Erscheinen absagen müssen. Es gibt Terminlöcher. Die kann man nutzen zum Schreiben solcher Betrachtungen.
Ich muss vorbei an einem großen Bus des Immobilienunternehmens Knight Frank. Hier haben gerade viele Unternehmensvertreter aus Großbritannien an einem Lauf teilgenommen. Die Stimmung ist prächtig, man scherzt und singt. Man hat möglicherweise Grund dazu: Werden nicht die Engländer von vielen schon als die Gewinner der Krise bezeichnet?
Wird England nicht mehr und mehr als sicherer Hafen gesehen, als Träger des Labels, das Deutschland immer innehatte? Ein Banker erzählt von seiner Frau, die gerade am Bahnhof in München steht und Geflüchtete in die Schule fährt. Solche Gedanken kommen in dieser Zeit immer wieder. Auf den dritten Blick ist diese Mipim doch anders …
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